Fiery Feeds 2.0
RSS fiel vor ein paar Jahren aus der Gunst – das genaue Datum kennt jeder. Seitdem sollen es Twitter, Nuzzel und mächtige News-Feed-Algorithmen richten. In meiner persönlichen Wahrnehmung ist die RSS-Welt, die nach dem Google Reader kam, aber nicht zugänglicher geworden, sondern für Neueinsteiger eher komplexer und undurchsichtiger. Um privaten Blogs, Spartenkanälen und anderen Internet-Schreibereien zu folgen, muss man bezahlte RSS-Dienstleister vergleichen (ich bleibe Fan von Feedbin!) und gleichzeitig checken ob der Webservice auch mit den persönlich präferierten Apps zusammenspielt. Google Reader war dagegen gratis (teilweise sogar nicht einmal werbefinanziert) und enthielt Support von so ziemlich jeder RSS-App.
Zugegeben: RSS-Text-Feeds waren nie für alle. Durch ihr kostenloses, offenes und (Algorithmen-) freies Wesen bleiben sie aber bis heute eine der besten Informationstechniken (und können gleichzeitig eine der letzten Bastionen gegen Filterblasen und Echokammern sein).
Trotzdem lassen sich richtig gute RSS-Reader im App Store an einer Hand abzählen – Reeder (universal; 5,49 €), Lire (universal; 7,99 €), Legi (universal; 3,49 €) oder Unread (universal; Laden) zählen dazu. Fiery Feeds (universal; Laden) gehört für mich seit Jahren in diese Aufzählung, und verfestigt mit der gestern veröffentlichten Version 2.0 diese Chart-Platzierung.
Die größte Hürde, die ich nehmen musste, als ich vor einer Woche mit meinem Feedbin-Konto auf die Beta von Fiery Feeds 2 gezogen bin, waren die (für mich) unpassenden Standardeinstellungen. Da sich alle meine bevorzugten Optionen aber nachträglich aktivieren lassen, und Themes ausschweifend umgestaltet werden können, hat mich nur die Ersteinrichtung ein wenig Arbeitsaufwand gekostet – den ich dann anschließend aber noch einmal für die Konfiguration der App auf dem iPad investieren musste. Ein iCloud-Sync für die Settings fehlt.
Als größte Neuerungen stechen neben dem neuen Layout die Features „Hot Links“, „Low Frequency Feeds” und „High Frequency Feeds” hervor. Die Titel dieser „Smart Views“ verraten bereits die jeweilige Funktion: Fiery Feeds rattert durch die von euch abonnierten Beiträge und liefert dann eine andere Sicht auf eure RSS-Abos. Gestern Vormittag, am Montag den 12. Februar 2018, fanden sich dort als die drei häufigsten Links das HomePod-Handbuch, der Release von VLC 3.0 und die App-Store-URL zu der Pocket Edition von Final Fantasy XV. Heute Vormittag ist es der Bloomberg-Artikel von Mark Gurman, dieser Reddit-Beitrag zum HomePod und die Ankündigung für Alto‘s Odyssey.
„Hot Links” sind Webadressen, die von meinen abonnierten Feeds besonders häufig verlinkt wurden. Nach mehrstündiger RSS-Pause bringt man sich so wieder up-to-speed. Wer erinnert sich noch an Fever°?
Der „Low Frequency“-Ordner soll dagegen verhindern, dass ihr Posts auf Blogs verpasst, die sehr selten publizieren (und in der Flut von täglichen Artikel ansonsten vielleicht untergehen).
Fiery Feeds kann sich bereits beim Sync eine „Offline-Volltext”-Version von Artikeln ziehen, selbst wenn der offizielle RSS-Feed nur gekürzte Beiträge erhält (was ich immer noch für eine Unsitte halte). Das funktioniert aber leider nicht zuverlässig.
Generell lässt sich flott und leicht ersichtlich zwischen dem RSS-Artikel, der Webseiten-Darstellung sowie einer Textversion umschalten. Das ist nicht neu, aber ein cleveres Detail, das ich für erwähnenswert erachte.
Apropos Details: Die „Quick Share“-Funktion um RSS-Artikel über eine Fingergeste direkt zu Instapaper (oder einen anderen Dienst eurer Wahl) zu schicken, ist hervorragend. Und die Aufmerksamkeit, die die Taptic Engine mit diesem Update bekam, trägt deutlich zur Benutzerführung bei!
Fiery Feeds (universal; Laden) wechselte bereits im letzten Jahr von einer einmal bezahlten Anwendung auf ein Abo-Modell. Der offizielle Jahresbeitrag sind 10 Euro; wer sich bis Ende Februar entscheidet, zahlt nur 5 Euro für 12 Monate. Wenn man dann sein Abo nicht kündigt, bleibt der 5-Euro-Preis auch in den darauffolgenden Jahren bestehen.