Ohraufliegend: der Sennheiser Momentum
Meine Impressionen zum Sennheiser Momentum (Affiliate-Link), einem in 2013 vielbesprochenen On-Ear-Kopfhörer, den ich seit Januar trage, beginnen bei meinen Augen. Ich bin Brillenträger – semi-seriös. Minus 1,25 und Minus 0,75 wurden vor ein paar Jahren mal gemessen. Soll heißen: Ich leihe HD-Filme (und freue mich dank Brille über zusätzliche Schärfe), komme sonst aber auch so ganz gut durch. Meine Gläser sind im Zusammenhang mit dem Momentum von Bedeutung, weil durch den Kopfhörer-Schnitt, mit dem er direkt auf den Ohren aufliegt, die Bügel zwischen Lauscher und Hirn drückt.
Ich vermutete zu Anfang, dass sich die Ohrpolster erst noch anpassen, aufeinander einspielen. In zwei Monaten ist das nicht geschehen. Die Mehrheit der befreundeten Testkandidaten, den ich das Reviewmuster in den vergangenen Wochen überstülpte um eine zweite, dritte und sechste Meinung einzuholen, konnten mein leichtes Zwicken aber nicht nachempfinden. Ungewohnt war für sie eher die generelle Sitzform, die sich im Gegensatz zu den bekannten In-Ear-Stöpseln oder klassischen Over-Ear-Kopfhörern, die das Ohr komplett umschliessen – und übrigens auch in der Momentum-Serie erhältlich sind – stark unterscheidet.
Auch wenn’s unbefriedigend ist, kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als Brillenträger nur zum Ausprobieren raten, auch wenn die Preismarke von zirka 180 € für einen Kopfhörer in dieser Qualitäts-Liga überschaubar bleibt.
Die Empfehlung ist aber sehr ernst gemeinte. Ohne Brille fühlt sich der Momentum auf meinen Löffeln fantastisch an (weil er auch so schön warm hält). Der Tragekomfort entfaltet trotz federleichter Bauweise einen echt starken Klang. Egal ob Musik, Podcast oder Film: Sennheiser hat hier einen Kopfhörer gebaut, dem nirgends die Luft ausgeht. Endlich unterscheidet man zwischen hochwertig produzierten Audio-Hörspielen und eher mäßigen Skype-Podcast-Diskussionen. Stimmen klingen absolut klar; trotzdem fehlt ihm kein Wumms bei cineastischen Explosionen oder basslastigen Songs.
Der einzige Ort, an dem der Momentum nicht genügend Lautstärke gab, war im Flugzeug. Formate wie die Daily Show lassen sich zwar konsumieren, ein nuschelnder Christopher-Walken-Streifen jedoch nicht. Die Umgebungsgeräusche dominieren dort. In-Ears oder Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung sind im Flieger die bessere Wahl. Die On-Ear kapseln nicht komplett von der Außenwelt ab, was im tägliche Alltag ebenfalls erhebliche Vorteile hat.
Der Konstruktion habe ich bislang nur einen Nebensatz geschenkt. Das ist zu wenig. Der Bügel vermittelt den Eindruck, er sei aus einem einzigen geschwungenen Stück Aluminum gefertigt. Das lässt sich nicht kontrollieren, weil der farbige WildlederAlcantara-Bezug den Kopfbügel vollständig bedeckt. Die seitlichen Torx-Schrauben sind zwar sicherlich keine Zier, trotzdem fühlt sich der Momentum wie aus einen Stück gefräst an.
Die Ohrmuscheln hängen in der Aussparung höchst flexibel. Damit passen die Klanggeber auf jedes Ohr. Das Kabel, an dem sich auch die iOS-Fernbedienung zum Weiterspringen in Songs, der Siri-Aktivierung oder zum Einstellen der Lautstärke befindet, baumelt lediglich am linken Schallwandler. Das trägt nicht nur zu erheblich weniger Kabelwirrwarr bei, sondern ermöglicht auch den kostengünstigen Austausch falls das Kabel mal bricht. Der Mechanismus, mit dem sich der Stecker clever in den Eingang dreht, verhindert ein ungewolltes Ausklinken. Ein alltäglicher Ruck, beim normalen Auf- und Absetzen, zieht den Stecker jedenfalls nicht. Leider ist die Fernbedienung aus Plastik und nicht wie beim großen Bruder, dem Over-Ear-Modell, aus solidem Edelstahl.
In meiner persönlichen Wahrnehmung dominiert Sennheiser mit diesem Kopfhörer gerade sehr viele Schaufenster. Technikmärkte rücken das Muster dieser Tage gerne nach vorne. Egal ob der Grund ein hohes Marketing-Budget ist oder der Verkauf einfach nur gut läuft: Der Sennheiser On-Ear-Momentum steht dort zurecht. Design, Verarbeitung und Soundqualität sind zu diesem Preis eine hervorragende Wahl.