Die Überraschung: iOS 7
“We believe very much in the element of surprise.”
Tim Cook
Mit Erfolg. Niemand schrieb ins Netz, was die WWDC-Keynote uns gestern um die Ohren pfefferte. Ich fühle mich (immer noch) überrannt. Für die ersten Eindrücke ist Apples Webseite zu iOS 7, inklusive der vine-artigen Videos, zu empfehlen. Ein erstes Bündel an Einzelheiten stechen jetzt, am Morgen danach, für mich heraus.
- Kein Facelift. Und nicht flach sondern matt. Alle Rahmen für Buttons verabschieden sich. Farben gewinnen an Bedeutung und drücken einer App ihre Identität auf. Die pastellfarbenen Homescreen-Icons sind noch nicht ausbalanciert aber die Richtung enthält eine klare Vorgabe.
iOS 7 ist ein radikaler Neuanfang, den es so bislang noch nicht gab. Seit iOS 1.0 wurde erstmals das Gerüst angefasst und nicht nur die bestehende Konstruktion ausgebaut, verfeinert und mit Features bestückt. iOS 7 fühlt sich 'trendy' an.
Zum ersten Mal in der iOS-Geschichte wird Apple über den Zeitraum der Entwickler-Betas auch visuelle UI-Anpassungen vornehmen (müssen). Stoßrichtung: ‚Content first!‘ Design ist nicht nur Optik sondern der Ausdruck wie etwas funktioniert. Um Design zu verstehen, muss man es benutzen.
- Feine Kleinigkeiten, wie beispielsweise die Hintergrundaktualisierung, verspricht die erste Beta. Möglich wäre das Twitter neue Tweets bereits vor dem App-Start lädt; das sich die Instapaper-Leseliste beim Öffnen der Anwendung bereits aktualisiert hat. Das spart ein paar nervige Sekunden.
Komplett unerwähnt blieben (bislang): Ansätze zur 'Inter-App-Kommunikation'; iOS-Mehrbenutzer-Accounts oder die Festlegung von Standard-Apps. Nettes Geek-Detail: Newsstand lässt sich in einem Ordner verstecken.
Programmen kann individuell die Mobilfunkverbindung abgedreht werden. Das iOS-Homescreen-Icon der Uhr dreht seine Zeiger. App-Updates laden automatisch – eventuell bemerkt man's beim Blick 'in die Zentrale'. Audio-only FaceTime-Anrufe (Achtung Logik!) sind laut Craig Federighi auf der Keynote über WiFi möglich. In der ersten Entwickler-Beta laufen diese jedoch auch über die Mobilfunkleitung.
- Game Controller. iOS- und Mac-Spieleentwickler scharen sich gemeinsam mit Hardware-Buden um eine einheitliche Joystick-Schnittstelle. Puh, kurz durchatmen.
Apples Vorgaben verbieten eine separate Konfiguration (der Nutzer soll damit nicht belästigt werden); alle Knöpfe müssen drucksensitiv sein. Gamepads können iPhones oder iPods in sich einsetzen oder als eigenständige Konstruktion, im Stil der klassischen Konsolen, gefertigt sein. Logitech zeigt bereits Prototypen für einen Software-Testlauf auf der WWDC.
Der Weg zum Apple TV (und damit einem eigenen Store?!) hat sich mit dieser Ankündigung unmissverständlich verkürzt.
- iTunes Radio verschenkt Musik. Einzige Einschränkung: Genre, Interpret oder Album entsprechen lediglich Geschmacksvorgaben und keiner direkten Songauswahl – ganz das Pandora-Konzept. Für Apple unüblich: Die zentrale Position eines Preisschildes in einer App, die kein Store ist.