Google Reader, mit der Lizenz zum Töten
Wir waren alle faul. Seitdem uns Google im Jahr 2005 die RSS-Frage beantwortete, ist nichts mehr passiert – kein Konkurrent, kein Gegenvorschlag, nicht einmal eine Diskussion. Der Google-Login avancierte zum Schlüssel für alle Feeds. Jeder fasst sich deshalb an die eigene Nase, dass unsere Surf- und Lesegewohnheiten der allesfressenden Suchmaschine nicht ausreichten, einen Gratis-Service quer zu finanzieren.
The truth is this: Google destroyed the RSS feed reader ecosystem with a subsidized product, stifling its competitors and killing innovation. It then neglected Google Reader itself for years, after it had effectively become the only player.
Vorsichtig ausgedrückt: Google trägt seine Mitschuld am Dilemma, weil es seinen eingekauften Dienst nie auf profitable Beine gestellt hat (oder wollte) – von einer Weiterentwicklung ganz zu schweigen. Mir bleibt genau das unverständlich. Meine RSS-Quellen verraten mehr über mich als irgendein soziales Profil. Twitter kennt zwei oder drei Artikel, die ich empfehle; Google liegt mein täglicher Informationsfluss zu Füßen.
Als die ersten RSS-Reader für iOS erschienen (Remember NetNewsWire?), lautete ein häufiger Kritikpunkt: kein Google-Reader-Sync. Nachdem die Monokultur etabliert war, musste man nicht mehr darüber nachdenken – weder als Entwickler, noch als Konsument („Google Reader Over and Out„).
Einzige Konsequenz: Kundenfeindliche Publisher kürzten ihren Lesern den weitgehend werbefreien Informationszugang anstelle sie dort abzuholen. Die heute in Panik herumgereichten Alternativen, von feedly über Fever bis NewsBlur und Netvibes, sind (für die meisten RSS-Leser) keine Hilfe.
Das sich bis Anfang Juli neue Zweitmöglichkeiten entwickeln, bei denen der iOS-App-Store ein ausschlaggebende Position innehat, steht für mich außer Frage („Goodbye Google Reader„). Eins ist nämlich klar: Lediglich der Mittelsmann streicht hier die Segel. Die Inhalte, die Blogs und unser regelmäßiger News-Bedarf bleibt bestehen. Die zwei entscheidenden Fragen lautet nun: Wie konsumieren wir unseren Informationsstrom zukünftig am effizientesten (bzw. kompatibelsten) und wer zieht dabei mit („The RSS Apocalypse„)?