Amazons ‚Cloud Player‘ spielt im iOS-Browser
Ende März startete Amazon.com sein Musik-Streaming-Angebot. Über den ‚Cloud Player‘ ließen sich Musiktitel abrufen, die auf dem Online-Speicherplatz nach ihrem Kauf dort geparkt oder individuell hochgeladen werden. Amazon verhinderte jedoch, dass die Songs über den mobilen Safari-Browser abgerufen werden konnten. Über eine Third-Party-Surf-App, die sich mit anderem ‚User-Agent‘ auswies, umschiffte man diesen bewusst platzierten Stolperstein.
In der gestrigen Nacht legte Amazon eigenhändig den Schalter um, und lässt ab sofort auch Safari-Nutzer die dort hinterlegten Songs abspielen. Eine Wiedergabe über die nicht angepasste Browser-Ansicht spielt auch beim App-Wechsel weiter und pausiert die Titel komfortabel für eingehende Anrufe. Nach Gesprächsende dudelt die Musik automatisch weiter.
Bemerkenswert ist dieser Schritt nicht aus praxistauglicher Perspektive. Ein Datei-Upload erfordert weiterhin einen Desktop-(Flash-)Browser. Und auch die Android-App gibt den Kunden erheblich mehr Möglichkeiten für die Nutzung des (kostenlosen) 5 GB-Speichers. Das Vorgehen ist aber politisch nicht unbedeutend. Rückschlüsse darauf, ob und wann eine native Amazon-Anwendung im App Store auftaucht, würde ich vorerst jedoch ausklammern. Rein gefühlt tritt das Online-Versandhaus damit jedoch Apple auf den Zehenspitzen.
Ein paar clevere Einwürfe zur möglichen ‚Castle‚ beziehungsweise ‚iCloud‚, die Apple für seine iOS- und Mac-Nutzer diesen Sommer bereithalten könnte, lieferte ‚The Talk Show‚ in Podcast-Episode #41. John Gruber vermutete dabei keine direkte Antwort auf ein Medien-Streaming-Angebot sondern eine Art Datei-Sync im Dropbox-Stil.
Parallelen zur ‚Game-Center‘-Anbindung liegen nicht fern: Man gibt iOS-Entwickler die notwendigen Schnittstellen an die Hand geben, um Spielstände, Dokumente oder Datenbanken auf einem Online-Speicher abzulegen und danach über mehrere Geräte hinweg synchron zu halten. Gratis-Webspace, der an eine Apple-ID beziehungsweise einen iTunes-Account geknüpft ist, könnte so erheblich dazu beitragen, zunehmend programmübergreifend zu arbeiten.
Obwohl der globale Musik-Abruf reizvoll klingt und sicherlich für Songs, die im iTunes Store gekauft wurden, über kurz oder lang seine Umsetzung erfährt, klettert in meiner persönlichen Priorität ein globaler Datei-Sync wesentlich höher.