Amazon.com stellt Angebot für Musik-Streaming und Online-Festplatte vor
Amazon meint es Eernst.
Mit ‚Cloud Drive‚ und ‚Cloud Player‚ legt das Online-Versandhaus ein digitales Angebot für eine ‚Musik-Schatzkammer‘ auf ihren S3-Servern vor. Nach dem Kauf von Amazon-MP3s können diese direkt auf den ausgelagerten Speicherort verschoben werden. Der lokale Download bleibt weiterhin angeboten, aber „empfohlen“ wird das ‚Wolken-Laufwerk‘. 5 GB gibt es für US-Kunden als Lock-Angebot. Mehr Speicher kosten mehr Geld: 20 GB sind zum Jahresbeitrag von $20 US-Dollar erhältlich. Der Preis korreliert exakt mit dem zusätzlichen Online-Platz (50 GB = $50 US-Dollar, etc.).
Über Amazon gekaufte Musiktitel dezimieren jedoch nicht diesen Speicherplatz. Nur wenn man eigene Daten oder die persönliche Musikbibliothek hochlädt, purzeln die Mega- und Gigabyte. Als Werbeaktion kann man innerhalb des laufenden Jahres ein vollständiges Album über Amazon.com kaufen und der ‚Webspace‘ erhöht sich auf 20 GB. Dies gilt jedoch nur für die Laufzeit der anschließenden zwölf Monate.
Wenn man auf einen kleineren Tarif zurückstuft, besitzt man auch nach dem Ablauf der Tarif-Runde „für eine begrenzte Zeit“ Zugriff auf seine Daten. Was nach dieser „begrenzten Zeit“ passiert, wenn sich der (beispielsweise) ausgelastete 20 GB-Tarif wieder auf 5 GB verringert, ist bislang nicht dokumentiert (oder ich hab’s nicht gefunden).
Die Dateien auf den Servern sind nicht über FTP oder WebDAV verfügbar sondern lediglich via Browser abzurufen. Über iPhone oder iPad ist diese Bedienung nur sehr holprig zu verwenden. MP3s spielen zwar im Safari-Webbrowser (auch im Hintergrund), lassen sich jedoch nur über die Dateistruktur als „Download“ anstoßen. PDF-Dokumente ‚öffnet‘ man über einen identischen Weg und schickt diese dann zur favorisierten Applikation.
„Das geht schon„, trotzdem fehlt ein optimiertes Web-Interface beziehungsweise eine native App-Store-Anwendung. Ob Amazon diese bereits versucht hat bei Apple einzureichen, ist nicht bekannt. Nach der gängigen Gerüchtelage plant Cupertino eine ähnliche Dienstleistung. Derzeit beschäftigt ein „Musik-EndLager“ für den Jahresbeitrag von $20 US-Dollar die Gerüchteküche.
Nicht ungerade unpassend dazu, twittert Apples App-Store-Account (zeitlich passend) ihre aktuelle Antwort auf die Streaming-Frage. Ich nehm‘ euch mal die Spannung: Der Link führt zu einer Hilfeseite über die ‚Privatfreigabe‚ im Heimnetzwerk (!) von iTunes und hat daher nicht viele Gemeinsamkeiten mit der Amazon-Serverlösung.
Doppelt lustig: Das Twitter-Konto verweist eigentlich ausschließlich auf App-Store-Anwendungen. Der direkte Verweis auf eine Apple.com-Webseite ist daher mehr als eindeutig eine indirekte Antwort auf Amazons Präsentation.
Für Android steht bereits ein Update zum Download, das den ‚Cloud Player‘ in den Amazon-MP3-Store integriert. Von hier aus lässt sich auf die Songs per Stream zugreifen. Außerdem lassen sich die Daten auch lokal laden. Schöne Option: Auf Wunsch besorgt die Android-App automatisch im Hintergrund alle Neukäufe und hält diese auf dem mobilen Gerät vor.
Ernsthaft schwierig ist mittlerweile das Wirrwarr bei Amazon um die Unterscheidung nach .com beziehungsweise .de. Mit einer US-Adresse lässt sich relativ leicht auf das neue Cloud-Drive zugreifen. Das System jedoch anschließend wieder zurück auf seine internationalen Einstellungen zu bringen, bereitet Kopfschmerzen. Allein die Tatsache, dass der ‚Amazon MP3 Downloader‘ in (mindestens) zwei Versionen vorliegt (wenn man deutsche oder amerikanische Musik kaufen möchte) ist großer Humbug. Amazon trifft diesbezüglich sicherlich nur eine Mitschuld. Den Rest verursachen Firmen, die mittlerweile jenseits der Realität agieren.
Aus dieser Perspektive ist es daher schon ein wenig absurd, dass wir uns genau um dessen Geschäftsmodelle – wie hier am Beispiel Amazon – sorgen.