NYTimes zukünftig mit Bezahlschranke und großer iOS-Beachtung

IPhoneBlog de NYTimes2

The New York Times‚ stellte vergangenen Donnerstag ein digitales Abo-Modell für ihre Online-Publikation vor. US-Start: 28. März 2011. Das Angebot bietet jedem Leser 20 Artikel innerhalb eines Monats zum (weiterhin) kostenfreien Anschauen auf NYTimes.com. Danach wird zur Kasse gebeten.

Achtung, jetzt wird es kompliziert: Wer $15 US-Dollar alle vier Wochen abdrückt, bekommt Zugang per ‚Web‘ und ‚Phone App‘. Für $20 US-Dollar beinhaltet die Offerte neben dem Ansurfen per Webbrowser auch noch die Verbindung via iPad-App – aber nicht mehr über das Telefon. Wer $35 US-Dollar zahlt, kann von allen Geräten – sozusagen sorgenlos – auf die identischen Web-Texte zugreifen.

Ich bitte um Entschuldigung, aber das ist natürlich alles großer Quatsch. Am Konzept ‚gleicher Inhalt, unterschiedliche Geräte‚ scheiterten schon andere Content-Anbieter. DVD-Kopier- und Konvertier-Software löste das Problem für Filme. Die Bezahlschranke von Zeitungen lässt sich durch das Löschen des Cookies oder ein simples Kopieren und Einfügen der Headline in die Suchmaschine eurer Wahl umgehen.

Klar: Auf neue Besucher, die über Google und Co. die NYTimes.com ansurfen, will man natürlich nicht verzichten. Deshalb lässt sich das System jedoch auch nicht komplett abschotten. Wer auch in Zukunft nicht den Sand einer DDR-(Zeitungs-)Insel aufschütten möchte, muss sich deshalb öffnen. Direkten Links von Facebook oder Twitter werden grundsätzlich keine Riegel vorgeschoben.

Fest steht jedoch: Bezahlangebote gehen heutzutage zwangsläufig einher mit Freiwilligkeit. Freiwillig, eine jahrelang konsumierte Publikation mit Geld unterstützen zu wollen, nicht auf ‚freie‘ (werbefinanzierte) Alternativen zu wechseln sowie aus freien Stücken nicht die grauen (oben verlinkten) Umwege einzuschlagen.

Diese Investition von ‚freier Wahl‘ setzt jedoch voraus, es dem Leser einfach zu machen. Das fängt bei der Technik an und hört beim Bezahlen auf. Oder umgekehrt. Die Dimension des Preises möchte ich (fast) unbewertet belassen. Artikel der ‚New York Times‘ lese ich persönlich über Twitter-Empfehlungen aber nicht über den aktiven Webbrowser-Aufruf. Ab und an stolperte ich in der Vergangenheit auch in die leider nicht sehr stabile iPad-App (kostenlos; App Store-Link). Daher ist es gut möglich, dass $35 US-Dollar ein für viele Leser angemessener Preis ist. Immerhin ist es gegenüber dem Print-Angebot, das rund $60 US-Dollar pro Monat verschlingt, eine erhebliche Ersparnis. Trotzdem ist die Finanz-Aufstellung schlicht und ergreifend zu komplex. Schon das eigene FAQ als mehrseitig zu bezeichnen, ist eine derbe Untertreibung…

Fest steht: Ein Webbrowser bleibt ein Webbrowser, egal ob am Laptop oder iPad. Die Nutzerperspektive ist eigentlich nicht schwer nachzuvollziehen: Wie bisher möchte ‚er‘ die NYTimes.com konsumieren. Von welchem Gerät spielt für ihn überhaupt keine Rolle. Wenn sich unser hier beschriebenes Leser-Vorzeigebespiel dafür entscheidet, Morgen ein iPad zu kaufen, möchte er beim besten Willen nicht an sein digitales Zeitungsabo denken, das dieses Gerät eventuell extra besteuert. Oder umgedreht: Unser imaginärer Testkandidat liest ausschließlich seine NYTimes am iPad zum Ausklang des Tages. Wie rechtfertig er (auch für sich selbst) eine $20 US-Dollar Investition, von denen eindeutig $15 US-Dollar für den Webbrowser-Konsum veranschlagt werden. Zumindest wird das Paket unter dieser Prämisse verkauft…

Ebenso schwierig ist es für Print-Kunden das Online-Angebots-Bündel ins aktuelle Abo aufzunehmen. Sicherlich ist es ein netter Zusatz, auch digital lesen zu dürfen. Diese Dreingabe ist jedoch mit (versteckten) Kosten verbunden. Kunden rechnen plötzlich nach, was es kostet eine Papierausgabe zu beziehen. Zumindest für die erste vergünstigte Testphase von 12 Wochen ($29.60 US-Dollar) ist dabei Frustration vorprogrammiert. Das tägliche Blätter-Abo (inklusive dem ‚großen‘ Online-Paket) ist $5 US-Dollar günstiger als das reine Digital-Abo.

Kann man einem Kunden ernsthaft erklären, dass er eine tägliche Zeitungslieferung über den Zeitraum von drei Monaten sorglos wegwerfen kann, und dabei noch Geld spart?

IPhoneBlog de NYTimes1

Ich kann den Versuch, sich anders als die Konkurrenz aufstellen zu wollen, anerkennen. Bislang fehlt noch jeder großen Online-Publikation ein modernes Finanzierungssystem. Ein grundverschiedener Ansatz ist daher richtig.

Nichtsdestotrotz: Bereits im Wesen des Konzepts ‚Paywall‘ schlummert die Dezimierung von der Anzahl an Links, die auf eine Webseite abgefeuert werden. Wer setzt als publizierender Teilnehmer im Netz (und wer ist das heutzutage nicht?) noch ernsthaft einen Verweis auf eine Webseite, die im Zweifelsfall für die eigenen Leser nicht einsehbar ist?

Genau dies bleibt ein praktisches Problem, dem man eigentlich nur durch mehr Zuschreibung von Leser-Freiheit begegnen kann. Ein schönes Beispiel ist die iPad-App ‚The Daily‚ – unser aller Liebling -, der sich weiterhin weigert seine im Netz verfügbaren Inhalte auf einer Webseite gesammelt darzustellen. Alleine aus diesem Grund lebt das Projekt ‚The Daily: Indexed‚ weiter.

Ich vermute, dass die künstliche Beschränkung auf das 79-Cent-Wochenabo als iPad-App eine ziemlich große Zielgruppe an ‚Early Adoptern‘ davon abhält, eine Empfehlung an Freunde und Bekannte weiterzureichen. Und der ganze Spaß fängt bei simplen Web-Links an…

Hier ein paar (ausgewählte) Stimmen, die ab dem 28. März potenziell weniger auf NYTimes.com verweisen:

I don’t understand, however, why the all-access plan costs as much as the Web/phone and Web/iPad plans put together. Doesn’t that mean that all-access subscribers are paying for the Web twice? (Sounds to me it’s like a restaurant that charges $15 for a burger and Coke, $20 for a burger and fries, or $35 for a burger, a Coke, and fries.)

[…] the NYT has sent out an email to its “loyal readers” that they’ll get “a special offer to save on our new digital subscriptions” come March 28. This seems upside-down to me: it’s the loyal readers who are most likely to pay premium rates for digital subscriptions, while everybody else is going to need a special offer to chivvy them along.

In a win for Apple (AAPL), the Times said it would allow one-click purchasing through Apple’s App Store by June 30th, conforming with Apple’s demand that subscriptions be sold through its payment processing system.

Now that I’ve had a chance to read the actual announcement, here’s the problem. They’re not offering anything to readers other than the Times‘ survival, and they’re not even explicit about that. Wouldn’t it have been wise to, at this juncture, offer something to sweeten the deal. Something truly exciting and new that you get when you pay the money. Something that makes your palms sweat and your heart beat faster?

I put down $700 last week to get a few minor improvements to my iPad. If they had said „Give us $700 so we can survive,“ well, I might have done it. But I feel better about getting the new features.

And with the Times’ announcement, Steve Jobs gets his first big publisher to announce it is signing on with his new subscription plan: The Times says it will sell access to the paper’s apps through iTunes, on Jobs’ new terms.

That means that the Times will give up 30 percent of every subscription it sells through Apple. And the Times will also lose access to valuable subscriber data for those sales, too. But clearly the Times has decided that it’s better to work with Steve Jobs than to ignore altogether the market he’s created.

According to the Times, its iPhone app has been downloaded 6.2 million times since its 2008 launch, and the iPad app has been downloaded over 1.6 million times since October.