ZDF kündigt ‚App-Offensive‘ an / Verleger stecken aber noch im Kampf um bessere Abo-Konditionen
Keine leichte Woche für Verleger: Nach Spiegel-Informationen plant das ZDF eine große „App-Offensive„. Nachdem die kostenlose Tagesschau-Anwendung mittlerweile die Download-Marke von einer Million durchbrochen haben soll – 740.000 Klicks standen bereits am 10. Januar auf dem Kontostand – soll noch dieses Frühjahr die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt mit einer Online-Mediathek starten. In den Sommermonaten ist eine native Software für die Sendung „heute“ geplant. Anfang 2012 steht nach Meldung des Spiegels „der Start einer Sport-App“ auf dem Programm.
Diese Informationen stoßen in einer Woche an die Öffentlichkeit, in der Verleger ohnehin schon staatstragend mit der Apple-Abo-Ankündigung zu kämpfen haben. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BVDZ) sprach gegenüber der DPA von einem „Preisdiktat“ und ‚aufgebrochenen Schleusen, die in der Praxis so nicht funktionieren werden‚.
Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) bemüht sich daher „weiter um Gespräche„, da der Eindruck von einem leichten Entgegenkommen von Seiten Apples besteht – „aber die bis dato klare Forderung der Verlage nach freiem Zugang zu den Kundendaten so nicht erfüllt wird„. Das ist eine durchaus spannende Aussage, was die derzeitige ‚Datenverarbeitung‘ für die aktuelle Kundschaft angeht. Zur Erinnerung: Apples Modell sieht vor, dass der Kunde darüber eigenständig entscheidet, ob er seine E-Mail-Adresse, seinen Namen und seine Postleitzahl an das Verlagshaus übermittelt.
Und ob die Woche nicht schon aufregend genug wäre, schlägt auch Google noch einmal in die Kerbe. Die zeitlich geschickt platzierte Ankündigung über ihren ‚One Pass‚ verspricht den Inhaltsanbieter 90-Prozent der Einnahmen sowie erweiterte Zugriffe auf die Kundendaten. Noch ist das System jedoch nicht praxiserprobt oder mit konkret abgestecktem Leistungsumfang. Das hält jedoch die Burda-Gruppe und den Axel-Springer-Verlag nicht davon ab, bereits von einer Partnerschaft zu sprechen.
Einen sehr schönen Abriss der gesammelten Kritik an Apples Modell liefert Jason Kincaid auf TechCrunch mit „Why are you people defending Apple?„.
I like being able to watch Netflix and Hulu from my iPad, but who knows if they’ll be able to operate now if they’re handing over 30% of subscription fees. Not to mention all the applications that Apple doesn’t compete with, but will get pushed out of the ecosystem anyway because of the 30% fee. How exactly are users winning here?
Man mag es nicht glauben, aber es gibt auch positive Stimmen aus US-Verlagskreisen. „Mit der aktuellen Preisstufe leben“ können die Publisher der Magazine ‚Popular Science‘ (kostenlos; App Store-Link) und ‚Elle‘ (kostenlos; App Store-Link).
The cost of developing our own e-commerce platform is not economically viable. Apple is offering a great turnkey tool that allows us to test with little to no financial risk. […] In today’s consumer marketing environment, we feel a 70 percent remit directly to the publisher is a sustainable and reasonable model we can work with.
Aus deutschen Gefilden heißt es dagegen: „Der Einzelverkauf spielt zumindest bei vielen regionalen Zeitungen verglichen mit dem Abonnement eine eher untergeordnete Rolle.„. Der Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger hält daher „für langfristige Abos das (Apple-System) als keineswegs akzeptabel und angemessen.„.
Das Weblog ‚Brian s hall‚ fragt passend für sein Subscription-FAQ: „Is 30% a lot? Or a little?“
Apple built the store from the ground up and, with the App Store, which works only for iOS devices, Apple built these from scratch as well. They have also heavily marketed the benefits of the store. And they are providing the billing, the discovery process, secure payments processing, the entire backend process. Plus, they have a good 100 million or so users. For me, this 30% is a steal.
Die Verleger kämpfen daher in den nächsten Wochen an zwei Fronten. Einerseits geht es um mehr Finanz-Beteiligung sowie den Nutzerdaten am Apple-Abo-Modell. Andererseits steht verstärkter Lobbyismus auf der ToDo-Liste: Die eingezogenen Rundfunkgebühren sollen vorzugsweise zum Depublizieren verwendet werden und nicht dafür, eine digital-lebende Generation zu erreichen.
Und wer sich wundert, wer bei all diesen abzuarbeitenden Aufgaben noch Zeit zum Schreiben von Artikeln findet, braucht nur eines der hier verwendeten Verleger-Zitate bei Google eingeben. Klick. Der DPA-Wortlaut führt zu einem Schwarm annähernd identischer Qualitäts-Beiträge.