Geklemmt, nicht gesteckt: die Bose Ultra Open Earbuds

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Beeindruckend ist die Unspürbarkeit. Ich vergesse regelmäßig, dass ich diese Ohrenkneifer von Bose (Affiliate-Link) noch trage. Und nicht nur, weil ich sie kaum fühle, sondern weil ich mich manchmal wundere, wer hier gerade diese gute Musik spielt.

Seitenprofil mit Bose Ultra Open Earbuds.

Ich bin kein Profi für „Open-Ear“-Kopfhörer; eine Kategorie von Klanggebern, die nicht im Gehörgang steckt. Mich schreckte das Design ab, weil sich dabei Bügel häufig übers Ohr strecken und mir damit als Brillen- und Baseballcap-Träger in die Quere kommen. Auch für (Fahrrad-)Helme ist diese Bauform ungünstig.

Die Ultra Open Earbuds klemmen dagegen an der „Helix“ – dem bogenförmigen Rand der Ohrmuschel und chillen in der „Concha“ – der äußeren Vertiefung, die vor dem Übergang zum Gehörkanal liegt.

Ich wette, auch ihr könnt diese Fachbegriffe in der Wikipedia nachschlagen. Dabei will ich nur betonen, wie speziell dieser Kopfhörer sitzt.

Die flexible Lasche, die die Headphones wie größere Ohrringe oder ein Piercing ans Ohr klammert, hat selbst bei den jüngsten Menschen in meinem Haushalt funktioniert. Nein, es hat nicht nur funktioniert. Die Ultras sitzen mit ihrem Silikon-Flex-Arm selbst in den Ohren meiner kleinen Tochter ganz hervorragend.

Ich benötigte ein paar Tage, bis ich mich ans Einsetzen gewöhnt hatte. Das erinnerte mich stark an die allerersten Tage mit Apples AirPods. Inzwischen benötige ich keine zwei Hände oder einen Spiegel mehr, sondern schnalle sie mit zwei Fingern auf – problemlos, selbst während ich auf dem Onewheel stehe.

Wie zuvor erwähnt: keinen Kopfhörer im Gehörgang, und trotzdem Tycho als konstante Musikuntermalung im mondänen Alltag auf den Ohren, besitzt eine ganz eigene Faszination. Nochmal: Meine Erfahrungen mit Knochenschall-Kopfhörern und vergleichbaren Geräten sind beschränkt. Behaltet im Hinterkopf, dass meine Begeisterung hier eventuell noch oben verzerrt.

Ich bin jedoch jemand, der sich selbst als großen Transparenzmodus-Fan der AirPods beschreibt. Außerdem trage ich Zuhause gerne nur einen einzelnen AirPod, um meine Umwelt weiterhin wahrzunehmen. Bei Bose vermischen sich auch mit beiden Kopfhörern im Ohr problemlos die Klänge aus dem Telefon mit allen Umgebungsgeräuschen. Dafür muss man in keinen speziellen Modus wechseln.

Der Nachteil: Man bleibt immer im Hier und Jetzt. Es gibt keine Geräuschunterdrückung, nur Geräuschübertönung. Podcasts zu hören, während man an einer viel befahrenen Straße entlangläuft, funktioniert nicht entspannt, weil man sich über jedes (Auto-)Geräusch ärgert.

Bei Musik macht’s mir nichts aus, wenn meine Umgebung unregelmäßig lauter wird; für gesprochenes Audio solltet ihr euch aber lieber selbst in ein Auto setzen. Oder besser geht ihr gleich ’ne hübschere Strecke. Mit seiner IPX4-Bewertung ist der Kopfhörer auch schweiß- und wasserabweisend – etwa für den Sport.

Nur ums noch einmal deutlich gesagt zu sagen: Das ist ein bewusst gewählter Kompromiss und keine Kritik. Sich nämlich nicht den Ohrkanal zu versiegeln und trotzdem grandiose Musik mit niemandem zu teilen, ist sehr fantastisch.

Ein einzelner Bose-Klemm-Kopfhörer.

Apropos teilen: Zu den getesteten Lebenssituationen gehörte natürlich auch unsere gemeinsame Nachtruhe. Meine Frau schläft grundsätzlich vor mir ein und hat einen überaus leichten Schlaf. Sie ist in den vergangenen Wochen jedoch nicht ein einziges Mal aufgewacht, obwohl ich Boses OpenAudio-Technologie ordentlich aufgedreht habe.

Man muss schon direkt Ohr-an-Ohr schlafen, um minimal von außen reinzuhören. Wenn ihr lediglich neben jemandem sitzt (oder liegt), dann bleiben die Klänge nur euch.

Und bevor ich’s vergesse: Die Bluetooth-Reichweite ist fast gefährlich weit, wenn man dazu neigt sein Telefon zu vergessen.

Kabelloses Aufladen benötigt keiner meiner Kopfhörer, deshalb vermisse ich es hier auch nicht. Allerdings prangere ich das begleitende USB-A-auf-USB-C-Kabel lautstark an!

Das Case der Bose Ultra Open Earbuds.

Dem Case der Ultras fühlt man sein Plastik an; es ist leider nicht so verwindungssteif wie die Box der AirPods. Es ist wirklich kein Vergleich und besonders schade, weil ein Kopfhörer-Case immer auch ein beliebtes Fidget-Spielzeug ist.

Über Magnete rutschen die Kopfhörer dort aber befriedigend in Position und die flache Auflage ermöglicht eine leichte Reinigung.

An jedem Kopfhörer befindet sich ein massiver (taktiler) Knopf mit fantastischem Druckpunkt. Bose verzichtet komplett auf Touch, und ich könnte ihnen das nicht höher anrechnen.

Der Button ist mit mehreren Funktionen belegt – darunter eine Lautstärkesteuerung – und lässt sich kinderleicht hinter dem Ohr ertasten. Es ist schlicht ’nen geiler Knopf.

Kopfhörer hinter dem Ohr.

Die Konfiguration erfolgt über die App. Sie wirkt aufgeräumt, obwohl sie diverse Einstellungsmöglichkeiten bietet. Nehmt euch die Zeit an einem Feierabend einmal alle Settings durchzuarbeiten – von den unterschiedlichen Soundmodi, über die Audio-EQ-Optionen bis zu Multipoint-Bluetooth.

Das Bild zeigt drei Smartphone-Bildschirme mit der Benutzeroberfläche für die Bose Open Earbuds Ultra. Die App bietet Funktionen wie Multi-Point-Verbindung, Akkustandanzeige und verschiedene Audioeinstellungen. Benutzer können auch Shortcuts für die Ohrhörer konfigurieren.

Nicht zu vergessen: Firmware-Updates! Die Ultra Open Earbuds sind bereits ein paar Monate auf dem Markt und erhielte diverse (notwendige!) Verbesserungen. Bluetooth bleibt nun mal Bluetooth.

Die generelle Klangqualität begeistert mich jedoch geradezu. Ihr bekommt hier auf Wunsch richtigen Bass, müsst für kristallklar-klingende Stimmen bei Hörbüchern oder Podcast aber keine Abzüge machen. Paris Match klingt einfach toll, wenn man es als Soundtrack unter seinen Alltag legt.

Und alles über einen Kopfhörer, der nicht im Ohr sitzt, sondern nur davor klemmt!

Durch den freien Ohrkanal kämpft hier auch kein Transparenzmode gegen Windgeräusche. Für kurze Interaktionen denkt ihr nicht einmal daran, die Kopfhörer abzuziehen. Eine automatische Lautstärkeregelung geht obendrein auf eure Umgebung ein. Bestimmte Berufsgruppen wissen das sicherlich sehr zu schätzen – auch wenn Vieltelefonierer, aufgrund der nicht besonderen Sprachqualität, nicht dazu gehören.

Case + Bud der Bose Ultra Open Earbuds.

Wenn ihr bis zum Ende dieses Artikels gesprungen seit, nur um mein Fazit abzugreifen, kann ich leider nicht helfen. Was ihr wissen wollt, steht im Artikel.

Trotzdem möchte ich mit meinen hohen Erwartungen an die Bose Ultra Open Earbuds schließen. Ich hatte sie im Vorfeld als „clever anders“ vermutet, dabei aber unterschätzt, wie viel Klangqualität und Tragekomfort in diesem unkonventionellen Design steckt.

Die Ultra Open Earbuds sind „wearable tech“, todschick (keine Diskussion!), machen klassische Kopfhörer nicht überflüssig, katapultieren aber die gesamte Produktkategorie weit nach vorn.