Meine erste Woche ohne Apple Vision Pro
Meine Angst, etwas zu verpassen, nahm leicht ab, obwohl sich die Vorfreude sogar noch steigerte. „Die Zukunft ist schon da, sie ist nur ungleichmäßig verteilt,“ wie es William Gibson so treffend formulierte.
Oder, um es mit den lyrischen Worten eines anderen großen Künstlers zu sagen: „I’m just letting you know, y’all ain’t leaving me behind in this terrible looking world. I’m gone forever. I’m wearing this bitch everywhere. It’s over.“
via Cleo Abram
Ich wühlte mich in den vergangenen sieben Tagen bis zum Bodensatz aller Social-Media-Videos über die Apple Vision Pro. Ich fand’s bemerkenswert, wie viele Personen mit Apples Headset auf dem Kopf durch den öffentlichen Raum laufen, obwohl das keinerlei Funktionalität bietet. Absolut keine.
Natürlich sind’s Stunts; der Kampf um Aufmerksamkeit. Klar, aber ignorieren wir das für den Moment. Ich bin ernsthaft überrascht, wie grundlegend positiv das Design aufgenommen wurde – trotz all seiner offensichtlichen Kompromisse.
Apple genießt hier einerseits viel Lob im Voraus, sieht sich auf der anderen Seite auf einem viel kritischeren Prüfstand. Es ist ein Fluch und Segen zugleich, dass jedes neue Produkt aus Cupertino einer derart präzisen Betrachtung unterzogen wird, während andere Unternehmen eine solche peinlich präzise Analyse nicht erfahren.
Jeder scheint sich einig, dass der Gesichtscomputer nicht abschließend nach wenigen Tagen zu bewerten ist. Trotzdem findet eine Normalisierung für die neue Form dieser Gerätekategorie statt, die zuvor kein anderes (VR-)Headset erreichte.
Erinnert ihr euch noch an die schlechten, aber unermüdlichen „AirPods-als-Zahnbürstenkopf“-Witze? All diese Scherze übersahen, wie das Design – die weißen Stäbchen – ein ikonisches und überall erkennbares Produkt bewarben.
Vision Pro hat im Vergleich dazu so viel mehr Einschränkungen (Größe, Gewicht, externes Batteriepack etc.), erfährt aber (gefühlt) andere Kritik? Man streitet über den Preis und wofür man sie nutzt, aber nicht grundsätzlich über die dahinterstehende Idee und Optik, oder? Vielleicht ist der Mehrwert auch so groß, dass das in Kauf genommen wird?
Produkte scheitern an vermeintlichen Trivialitäten. Google Glass kam etwa von der falschen Firma, setzt unpassende Prioritäten und startete schlicht in eine Gesellschaft, die sich dagegen wehrte.
Bei Produktveröffentlichungen sind nicht nur die Möglichkeiten der Hardware abzuwägen, sondern auch das Timing und die gesellschaftliche Akzeptanz. Die Technik kann rational beurteilt werden; die Gefühle der Kunden (sowie den Nicht-Kunden) jedoch nicht.
Apple gelang es mit einigen Produkten, seinen intern institutionalisierten „guten Geschmack“ nach außen zu tragen. Es scheint ein vielversprechendes Zeichen, wenn Vision Pro jetzt schon mit nach draußen genommen wird.
Das ist kein „Hot Take“, sondern lediglich eine Beobachtung nach meiner ersten Woche ohne Apple Vision Pro.