Die AirPods 3. Generation

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Nach zwei Jahren mit den AirPods Pro weckte die neue (dritte) Generation bei mir alte Erinnerungen. AirPods ohne Silikonaufsätze fühlen sich augenblicklich vertraut an. Träger:innen der ersten oder zweiten Generation werden garantiert nicht überrascht, obwohl sich alles geändert hat.

Form und Bedienung orientieren sich nun an den Pros; das Tragegefühl bleibt aber unverwechselbar. Die dritte Generation hat mehr Hautkontakt als die ersten zwei AirPods-Modelle, sie hängen aber vergleichbar schwerelos in der Ohrmuschel. Die Pros tragen sich zwar genauso federleicht, verschließen aber den Ohrkanal. Das fühlt sich ernsthaft anders an.

Nach einer Woche mit der dritten Generation kann ich den (vergessenen) Reiz wieder nachvollziehen. Man hängt die „Non-Noice-Cancelling“-AirPods mühelos ins Ohr, anstelle dabei bewusst auf den Ohrstöpsel zu achten. Mir ist das besonders aufgefallen, weil ich Symbio Eartips respektive Comply Foam-Ohrpassstücke benutze, die man vor dem Einsetzen zusammendrückt.

Das deutlich kleinere Case ist ganz entzückend. Es ist fast exakt so groß wie die Hülle der ersten und zweiten AirPods-Generation, öffnet sich aber seitlich und ist deshalb kein Fidget-Spielzeug. Die Scharniere werden euch die ausbleibenden Fingerspielereien aber auf Dauer danken.

Um AirPods aus dem Ladecase zu entnehmen, orientiert man sich jetzt auch an den AirPods Pro. Ihr drückt mit dem Zeigefinger von hinten gegen den Kopfhörer. Ihr legt euren Finger quasi in den aufgeklappten Deckel und drückt den Stöpsel nach vorne. Dort fängt dann der Daumen den Kopfhörer ab.

Hülle und Kopfhörer sind jetzt schweiß- und wasserbeständig. Allein fürs gute Gefühl ist das ein wichtiges Feature. Die Gitter vor den Lautsprechern fallen großflächiger aus – richtig groß. Egal, wie penibel man seine Kopfhörer sauber hält: Eine Packung Klebeknete zur mühelosen Reinigung darf man sich bereits bestellen.

Ich trage meine AirPods Pro täglich – täglich für mehrere Stunden. Ich habe in den letzten 7 Tagen meine Pros gegen die 3. Generation getauscht und ihnen die gleichen Aufgaben anvertraut: Joggen, Musikhören, Artikel vorlesen, Podcasts abspielen und Filme schauen. In allen Situationen, in denen keine Geräuschunterdrückung und kein Transparenzmode notwendig waren, klingen sie für mich identisch.

Der Sound ist damit ein echtes Upgrade für Besitzer und Besitzerinnen der ersten und zweiten Generation. Podcasts nuscheln euch nicht mehr in die Ohren; Musik besitzt mehr Bass und klingt trotzdem dynamisch und deutlich.

Das preiswerteste AirPods-Modell entleiht sich obendrein den „Adaptiven EQ“ aus den AirPods Pro und den AirPods Max. Ein nach innen gerichtetes Mikrofon lauscht mit und nimmt konstant Klangkorrekturen vor.

Diese Anpassungen sind absolut intransparent. Ich kann sie weder messen noch beschreiben. Und trotzdem gilt: AirPods bleiben für ihre Größe, in der vermeintlich wichtigsten Disziplin – dem Musikhören – verdammt hervorragende Kopfhörer.

Ein Bereich, in dem die dritte Generation sogar die AirPods Pro abhängt, ist das „spezielle Akustikgewebe“. Es minimiert Windgeräusche. Die Funktion findet auf Apples Webseite zwar ihre Erwähnung, ist meiner Outdoor-Erfahrung nach aber ein Understatement.

Während ein Windstoß gelegentlich in den AirPods Pros zischt, ist davon nichts in der dritten Generation zu hören. Ich habe über mehrere Kilometer hinweg auf dem Onewheel die Ohrstöpsel gewechselt – genauer gesagt jeweils einen Ohrstöpsel aus einem Modell in ein Ohr gesteckt.

Diese Gegenüberstellung hat beeindruckt. Wenn euch ein gelegentlich pfeifender Wind in euren Kopfhörern stört, haben die AirPods 3. Generation hier viel zu bieten.

Vergleichbar spannend ist der neue Hauterkennungssensor – zumindest in der Theorie. Während die AirPods Pro mit zwei optischen Sensoren erkennen ob sie noch in den Ohren sitzen, fühlen die neuen Stöpsel nach Haut. Die Pros kann man überlisten, indem man sie in eine enge Hosentasche steckt; bei den neuen AirPods kann man so kein Weiterspielen über den zweiten Ohrstöpsel erzwingen.

Das könnte in Zukunft noch sehr vielversprechend werden, ist in der Praxis derzeit aber zu vernachlässigen. Man kann ohne Frage die Hauterkennung erzwingen, es verhindert im Alltag jedoch nur in wenigen Situationen ein unerwünschtes Weiterspielen.

Software-Features schränkt Apple nicht künstlich ein, obwohl es Unterschiede zwischen den Modellen gibt. Die „Konversationsverstärkung“1 bleibt beispielsweise den AirPods Pro vorbehalten, weil die Funktion den Transparenzmode voraussetzt. Die Stimmisolation ist dagegen auf allen aktuellen AirPods verfügbar.

Und genau mit diesen Software-Features heben sich die AirPods von anderen Kopfhörern ab. AirPods sind aber nicht nur besser integriert, sondern sie lernen seit Jahren hinzu. Es sind Kopfhörer, die sich nicht nur leichter mit Apples Smartphone, Tablet, Computer und Set-Top-Box verbinden, sondern ständig neue Funktionen bekommen.

Das am kräftigsten beworbene Feature ist 3D-Audio. Sein zusätzliches „Head Tracking“ empfinde ich für Musik als verwirrend; den generellen Raumklang möchte ich jedoch weder für Musik noch für Filme missen.

Die neuen AirPods stehen im aktuellen Line-up hier den anderen Modellen nicht nach. Mich hätte es auch arg gewundert, wenn 3D-Audio in der 3. Generation gefehlt hätte. Trotzdem ist die Integration des Raumklangs in das (wahrscheinlich!?) am meisten verkaufte AirPods-Modell ein Bekenntnis zu dieser Technik.

Was fehlt?

Ich wünschte, AirPods würden in Farbtöpfe fallen – so wie dort auch die HomePod minis reingeschubst wurden. Ich mag den Stormtrooper-Look, würde mir zur Abwechslung aber auch andere Farben wünschen.

Apple erklärt solche Entscheidungen nicht, und äußert sich erst dann, bis Farben in eine Produktlinie zurückkehren. Auch nach fünf Jahren müssen wir für AirPods darauf weiter warten.

Was fehlt noch?

„Reverse Wireless Charging“. Warum kann das nur Apples Akku-Pack? Warum wird das Ladekästchen MagSafe-magnetisch, nimmt aber keinen Strom des Telefons an?

Immerhin bekommt man mit 5 Minuten an der Steckdose ungefähr eine Stunde Audiowieder­gabe in den kleinen Puck.

AirPods 3 erinnern mich an die Faszination, die das erste (und zweite) Modell auslöste. Trotzdem sollte heute wirklich niemand mehr die 2. Generation der AirPods kaufen – obwohl Apple sie (für einen obendrein viel zu hohen Preis) im Verkauf lässt.

Das Re-Design kickt die Steuerung über Antipp-Gesten zugunsten des Drucksensors im (deutlich kürzeren) Stängel. Für mich ist das ein klarer Gewinn.

Die Quetsch-Gesten lassen sich im Gegensatz zu den AirPods Pro nicht in den Einstellungen ändern – weil die 3. Generation keinen Transparenzmode und keine aktive Geräuschunterdrückung mitbringt. Ein langer Druck auf den weißen Stummel aktiviert also immer Siri.

Euch fällt meine häufige Erwähnung der zwei Modi auf? Der Vergleich zwischen AirPods 3. Generation und AirPods Pro lässt sich auf die Silikontips sowie den Transparenzmode und die aktive Geräuschunterdrückung reduzieren. Audio-Sharing, die „Find My“-Integration, der automatische Verbindungswechsel und „Mitteilungen ankündigen“ funktionieren nämlich identisch.

Apple verlangt für die Pros rund 80 Euro mehr. Im Handel kosten beide Modell aber die gleichen 200 Euro. Das erschwert meine Empfehlung, stellt euch aber vor eine Auswahl.

Mir persönlich ist der Filter für die Umgebungsgeräusche wichtig. Ich schätze, dass ich in den nächsten Wochen und Monaten deshalb häufig zu den Pros greife.

Die 3. Generation legt aber nicht nur die Messlatte für AirPods deutlich höher: Sie sind eine Herausforderung für die In-Ears anderer Hersteller. Sennheiser, Sony und Co. halten zwar bei der Soundqualität mit; können aber viele von Apples Betriebssystemfunktionen für Kopfhörer nicht bieten.

Ein besseres AirPods-Modell auf der untersten Preisstufe ist für Kunden und Kundinnen mit iPhones und iPads deshalb oft die erste Wahl. Die AirPods 3. Generation macht diese Wahl noch einmal deutlich leichter.


  1. Einstellungen ➝ Bedienungshilfen ➝ Audio/Visuell ➝ Kopfhörer-Anpassungen ➝ Anwenden mit Transparenzmodus