Russland: Apple hängt App-Vorschläge an den Einrichtungsprozess
Hersteller von Smartphones, Computern oder Smart-TVs sind in Russland seit letztem Sommer verpflichtet russische Software vorab zu installieren. Das im Jahr 2019 beschlossene Gesetz soll „einheimische Alternativen fördern”1.
Diese Idee ist mit Blick auf die Radioquote oder eine europäische Diskussion um Software-Unabhängigkeit und eigenes Cloud-Computing keinesfalls neu – unter Berücksichtigung des autoritären Regimes, der staatlichen Kontrolle und der (Internet-)Zensur in Russland aber nur begrenzt vergleichbar.
Apple verhandelte über die Umsetzung anscheinend vehement und über viele Monate mit dem „Ministry of Digital Affairs of the Russian Federation”. Seit gestern zeigt sich das Ergebnis im iOS-Einrichtungsprozess. Es ist die wohl kleinstmögliche Umsetzung der neuen Gesetzgebung, die vorstellbar war.
Neben dem deutlichen Hinweis auf das Dekret („In compliance with Russian legal requirements, here are some apps from Russian developers that you may download.”) handelt es sich um eine einfache Liste aus Apps, die Apple für den App Store bereits freischaltete. Keine der elf Anwendungen sind vorausgewählt, sondern müssen explizit von Anwender:innen heruntergeladen werden. Von „vorinstallierten Apps” kann keine Rede sein.
Die Software-Vorschläge sind auf einer Einzelseite dem Einrichtungsprozess angehängt und können direkt übersprungen werden. Außerhalb einer App-Store-Werbeseite taucht dieser Bildschirm auch an keiner anderen Stelle im Betriebssystem mehr auf.
Diese Minimallösung dürfte recht deutlich das Kräfteverhältnis zwischen Apple und Russland demonstrieren, und trotzdem bewahren beide Parteien so ihr Gesicht.
- „When we buy complex electronic devices, they already have individual applications, mostly Western ones, pre-installed on them,“ he said, according to Interfax news agency.“Naturally, when a person sees them… they might think that there are no domestic alternatives available. And if, alongside pre-installed applications, we will also offer the Russian ones to users, then they will have a right to choose.“