Das Brydge-Keyboard fürs 12,9” iPad Pro im Ersteindruck
Am 8. Januar – exakt zwei Stunden nach dem offiziellen Vorverkaufsstart – ging meine Bestellung für das Brydge Pro raus; die Kreditkarte wurde direkt belastet. Mein Exemplar erreichte mich in der letzten Woche – mehrere Wochen nachdem die ersten Modelle an die erste Vorbesteller gingen und als die Tastatur bereits in den Regalen deutscher Elektroketten stand. Das war enttäuschend.
Die Hardware hatte ich wuchtig erwartet, und wurde trotzdem noch überrascht: Man muss sehr viel Nutzen aus der Tastatur ziehen um die zusätzlichen 690g fürs täglich Rumschleppen zu rechtfertigen. Zum Vergleich: Das 12,9“ iPad Pro wiegt 633g; inklusive Smart Keyboard Folio kommt man auf 1040g – gegenüber den 1323g, die die Kombination aus iPad Pro und Brydge-Tastatur auf die Waage bringen.
Nochmal: Die Brydge-Tastatur für das 12,9“ iPad Pro wiegt mehr als Apples Tablet.
Apropos Smart Keyboard Folio: Apples Tastatur fand ich von Beginn nicht hübsch, aber sie war insgesamt der beste Kompromiss um dauerhaft ein Hardware-Keyboard im Zugriff zu wissen. Es ist einer der Gründe, warum die meisten Artikel im iPhoneBlog aus dem letzten Halbjahr auf dieser Tastatur entstanden sind. Wir lieben uns noch immer nicht, aber haben uns definitiv angefreundet.
Im Vergleich zum Smart Keyboard Folio fallen die Tastaturanschläge auf dem Brydge tiefer aus – die Tasten erinnert mich sehr ans Apples Magic Keyboard, das ich zuletzt immer mal wieder in Verbindung mit den Canopy verwenden konnte. Wenn euch ein befriedigender Druckpunkt wichtig ist (und wer bis hierher gelesen hat, fällt in diese Kategorie), der bekommt ein solches Anschlagsgefühl im Brydge.
Die Klick-und-Klack-Geräusche, die euch beim Tippen begleiten, sind eher leise. Sie ähneln sehr der Tastatur von meinem MacBook Pro aus dem Jahr 2015 – bevor Apple auf den umstrittenen Butterfly-Mechanismus gewechselt ist.
Neben den Tastenanschlägen ist das zweite Argument fürs Brydge seine Konstruktion; Das Keyboard ist, wie oben bereits erwähnt, echt schwer, aber dadurch auch stabil und verwindungssteif. Selbst das ausladende 12,9“ iPad Pro bekommt so einen Laptop-ähnlich Charakter ohne in einer Ganzkörperverpackung seine schlanke Linie einzubüßen. Im aufgeklappten Zustand lässt es sich mit nur einer Hand vom Tisch ziehen – so wie man auch ein MacBook (Air) von A nach B stellt.
Der Neigungswinkel auf den iPad-Bildschirm lässt sich nahezu frei bestimmen. Drückt man den Screen allerdings zu weit nach hinten, kippt das Gewicht. In meinem normalen Arbeitsalltag finde ich einen solchen – extremen – Blickwinkel jedoch nicht. In solchen Situationen ziehe ich das Tablet einfach aus den zwei Scharnieren und benutze es mit Pencil und Bildschirmtastatur.
Eine Balance auf den Oberschenkeln findet sich leicht; der in die zwei Halterungen eingeklemmte iPad-Screen wackelt bei Touch-Berührung nur minimal. ‚Fit and Finish‘ werden deutlich durch die magnetische Rückseite aufgewertet – nicht als Schutz, sondern weil es die unterschiedliche Höhe der zwei Klemmen ausgleicht und zu einem bündigen Rücken führt.
Das deutsche Tastatur-Layout ist nahezu vollwertig. Die Tasten fallen im Vergleich zum MacBook minimal kleiner aus, aber in etwa genau so groß wie das Smart Keyboard Folio – und damit hatte ich im letzten halben Jahr nie Probleme. Lediglich die für deutsche Tastaturen schmale ENTER-Taste braucht ein wenig Zielgenauigkeit.
Das Brydge Pro ist kein Keyboard für jemanden, der gelegentlich ein paar Emails beantwortet; es ist für alle, die mit dem iPad viel Text produzieren. Und selbst für diese Leute gibt es alternativ ganz hervorragende – externe – Tastaturen: Apples Magic Keyboard kostet weniger als die Hälfte (Affiliate-Link) und wiegt nur ein Drittel. Das Logitech Craft ist eher eine stationäre Tastatur, lässt sich über eine einfache Umschalttaste aber mit mehreren Computern verwenden.
Das Brydge Pro ist deshalb ein sehr spezifischer Kompromiss aus Mitnehmbarkeit und Tastaturgefühl – keinesfalls ein schlechter Mittelweg, aber kein Produkt, das ich jedem uneingeschränkt empfehlen würde. Ich habe ganz bewusst „Ersteindruck“ in die Überschrift geschrieben, weil es noch viel getippten Texten bedarf (und auch einige stabilere iPadOS-Betas), bis ich sagen kann ob das Brydge Pro für mich klickt.