WSJ: „Apple Plans New LCD iPhone This Year“

Das Wall Street Journal wiederholt heute, was sie bereits vor 10 Tagen schrieben:

Apple is likely to drop LCD displays altogether in its 2020 iPhone lineup in favor of organic light-emitting diode displays that allow for more flexible handset design, people familiar with the production plans have said.

WSJ | Takashi Mochizuki

Die US-Tageszeitung bettet dieses Informationshäppchen mehrfach in Artikel, die sich ausnahmslos um das „stolpernde iPhone XR” drehen.

The move to stick with LCD comes as Apple grapples with sluggish sales of the iPhone XR, which has cut into its most recent revenue projection.

Oder:

More than half of Japan Display’s revenue in the year ended March 2018 came from Apple. But in the latest lineup of iPhones, only the XR uses liquid-crystal displays, the type in which Japan Display specializes, and that model has fallen far short of Apple’s expectations.

WSJ | Takashi Mochizuki

Unabhängig davon wie gut oder schlecht sich das XR tatsächlich verkauft1: Für branchenfremde Leser und Leserinnen vermittelt das den Eindruck, die iPhone-Verkäufe aus dem Weihnachtsgeschäft 2018 hätten direkte Auswirkungen auf das Produktdesign der Telefone, die uns im Herbst 2019 ins Haus stehen. Aus der Vergangenheit wissen wir: Derartige Zeitpläne sind unrealistisch. Die wichtigsten Hardware-Specs von neuen iPhones werden 12 (wahrscheinlich eher 15 – 18 Monate) vor deren Veröffentlichung festgeklopft.

Das WSJ reißt diesen Umstand zwar in einem Nebensatz an 2, verpasst aber einen Hinweis auf das damit zusammenhängende Problem: Eine Produkt-Pipeline, die sich für die nächste Generation nicht signifikant umstellen lässt, zielt eventuell noch kräftiger an Kundenwünschen vorbei.

Apple hatte schon einmal ein solches Problem: Vor sechs Jahren übersahen sie den Trend für große Smartphones. Das iPhone 5 und 5s erschienen zu einer Zeit, in der Samsung und Co. ordentlich Wind mit deutlich größeren Bildschirmdiagonalen aufwirbelte. Apple schob als Gegenangebot erst vergleichsweise spät das iPhone 6 nach.

OLED-Screens in ausnahmslos allen neuen iPhones, die im Jahr 2020 erscheinen, ist aus technischer Sicht absolut nachvollziehbar. Zu einem reduzierten Gerätepreis trägt diese Hardware-Komponente aber bestimmt (noch?) nicht bei. Ich kann mir zumindest schwer vorstellen, dass der deutlich bessere OLED-Bildschirm in nur einem Jahr bereits kein Unterscheidungskriterium mehr ist.

Anders ausgedrückt: Apple könnte für das iPhone XR – das preislich oberhalb der älteren Telefone und unterhalb der hochpreisigen Top-Modellen sitzt, einen deutlich längeren Produktzyklus planen. Ein ‚Switch-to-iOS‘-Telefon – für alle potenziell wechselwilligen Android-Kunden – erscheint mir ohnehin eine konkrete Anforderung an das Line-up der iPhones über die nächsten Jahre.


  1. Laut Tim Cook und Greg Joswiak war das XR an jedem Tag im letzten Quartal das bestverkaufte iPhone. Natürlich kann es trotzdem hinter Apples Erwartungen geblieben sein. Diese zwei Statements schließen sich nicht aus. 
  2. „That is partly because the planned LCD handset has been in the product pipeline for months and the plan can’t be altered easily, they said.”