Der 70/30-Split
Netflix experimentiert in 33 Ländern mit einem neuen Anmeldeprozess um Apples Provision an ihrem Monatsbeitrag einzusparen. Neue Abos für den Video-Streaming-Dienst können dabei nur über die Webseite abgeschlossen werden – eine Neuanmeldung für Netflix – direkt über die Netflix-App – ist in diesem Testlauf unter Umständen gestrichen.
Spotify hatte sich mit Apple deshalb schon mehrfach in den Haaren. Auch Amazon bietet den Kauf von neuen Kindle-Büchern nur über den Webbrowser an um Apples 30-Prozent-Provision selbst einzubehalten. Apples finanzielle Beteiligung an allen App-Store-Abos sinkt nach 12 Monaten auf 15-Prozent.
TechCrunch has learned and confirmed that Netflix, in its own words, is “testing the iTunes payment method” in 33 countries. More specifically, Netflix is testing how to bypass iTunes. Until September 30, new or lapsed subscribers in selected markets across Europe, Latin America and Asia will be unable pay using iTunes. They are instead getting redirected to the mobile web version to log payment details directly with Netflix.
Überraschend ist das nicht: Im Mai hatte Netflix dem Google Play Store seinen Rücken gekehrt. Mit einem Android-Smartphone ist man also gezwungen sein Netflix-Abo über die Webseite abzuschließen.
Die Diskussion über den 70/30-Split ist sehr alt. In den ersten App-Store-Jahren feierten Entwickler die Umsatzbeteiligung: Andere Vertriebswege für Software waren erheblich teurer oder fanden nahezu ohne Öffentlichkeit statt. Wer keinen Namen hatte, hatte meistens auch keine Vertriebsweg.
Doch die Summen, die App-Store-Apps und Dienstleister wie Netflix oder Dropbox inzwischen umsetzen, stecken schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen. Apples Service-Umsätze im Juni-Quartal stiegen auf 9,6 Milliarden US-Dollar. Rund 40-Prozent davon spielen Apps ein. An Fortnite verdiente Apple in den letzten fünf Monaten rund 60 Millionen US-Dollar. Mehr Gründe brauchte Epic Games anscheinend nicht um ihren Rückzug aus dem Google Play Store zu legitimieren – auf iOS haben sie diese Möglichkeit nicht.
Fred Wilson schrieb kürzlich über „The 30% Tax” und ließ dabei unter den Tisch fallen, dass der Vertrieb immer auch ein Kostenpunkt einer Geschäftstätigkeit ist. Dabei ist es egal ob es um einen Software-Download oder eine Ausstellungsfläche in einem Ladengeschäft geht.
Ob die Höhe der Umsatzbeteiligung von 30-Prozent „fair und angemessen” oder „übertrieben und die Ausnutzung einer monopolartigen Position” ist, kann man diskutieren. Die Geschäftsbeziehung an sich steht aber außer Frage: Apple bietet eine Dienstleistung, die unter anderem Personal, Promotion, eine redaktionelle Betreuung, die notwendigen Frameworks, den Prüfprozess, die Download-Kosten sowie alle administrativen (Kreditkarten-)Abrechnungen einschließt, und sich diese dann auch bezahlen lässt.
Ob sich dafür eine Beteiligung von 30-Prozent rechtfertigen lässt, weil Kunden über den App Store auf ein Angebot aufmerksam geworden sind (oder beispielsweise dem Store mit ihren einmal hinterlegten Zahlungsdaten vertrauen), können sowohl Apple als auch die jeweiligen Entwickler nur vermuten. Trotzdem ändert auch das nichts an der Geschäftsbeziehung, sondern stellt lediglich erneut die Höhe der Umsatzbeteiligung in Frage.
Ich persönlich denke, es gibt ausreichend viele Gründe um den seit 10 Jahren unveränderten Split von 70/30 neu zu überdenken. Apples Ökosystem profitiert nahezu unmittelbar durch qualitativ hochwertige Apps und Dienstleistungen. Gleichzeitig ist der Verlust durch geringere Einnahmen aus der Service-Sparte1 (ganzheitlich betrachtet) äußerst gering.
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„If Apple loses their cut of all Netflix and Spotify subscription revenue long-term (not just new subscriptions), it would reduce the overall Services revenue by about 0.4%, and Apple’s overall revenue by 0.07%. This headwind would lower Services growth rate in 2020 from 15% to 14%. Keep in mind this is highly unlikely because it would require Netflix and Spotify to cancel existing subscribers and ask them to re-sign up outside of the App Store platform.”
via LoupVentures ↩