Mein erster Mac
Als ich 15 Jahre alt war, bot mir die WEKA-Zeitschriftengruppe ein zweiwöchiges Schulpraktikum beim offiziellen Playstation-Magazin an. Ich kämpfte ein halbes Jahr mit meiner Schulleitung in Bremen um am Verlagsleben in München teilzunehmen. Schlussendlich bekam ich eine Absage. Der Schulleiter höchstpersönlich zitierte mich zu sich und erklärte, dass er seine Aufsichtspflicht über diese Distanz nicht erfüllen wollte.
Also tat ich, was jeder hochmotivierte Teenager für seinen Traumjob getan hätte: Ich reiste privat nach München – in den Sommerferien – um mir dann die Nächte mit Pizza und Videospielen um die Ohren zu schlagen (und trotzdem morgens um 9 Uhr wieder am Schreibtisch zu sitzen).
In diesen zwei Wochen lernte ich nicht nur die benachbarte Redaktion der Video Games kennen, die mir fünf Jahre später meine erste Festanstellung anbot, sondern auch den Mac.
Zuerst war es ein grauer Power Macintosh auf dem QuarkXPress das Heftlayout zusammenschob; später tippte ich dort Artikel an einem Wallstreet Powerbook, beschnitt Screenshots am farbigen ‚Smurf Tower‘ und redigierte Texte am Power Mac G4. Seitdem trage ich eine Faszination für Desktop-Macs mit mir herum, an die bis heute keine Windows-Kiste heranreicht1.
22 Jahre später weiß ich es deshalb sehr zu schätzen, wenn Apple verspricht: „The Mac Pro Lives“.
Allem voran begeistert das Versprechen weil es nicht finanziell motiviert ist. Ganz im Gegenteil: Ein „komplett neu erdachter“ Mac Pro ist auf absehbare Zeit ein Verlustgeschäft. Selbst einige Hunderttausend verkaufte Mac Pros werden die jetzt vorgestreckten Millionenausgaben nicht wieder reinspielen.
Und trotzdem ist es „The right thing to do“, weil es eine Signalwirkung auf eine lautstarke Zielgruppe hat, die sich von Apple in den letzten Jahren zurecht unbeachtete fühlte. Das lag einerseits tatsächlich an den Produkten, andererseits aber auch an der fehlenden Kommunikation.
Aus den Texten von John Gruber und Matthew Panzarino geht unmissverständlich hervor, dass Apple sich bemüht für diese Zielgruppe transparenter zu sein, dabei die Fakten aber nicht verdreht: Ein neuer Mac Pro wird nicht dem einstelligen Prozentbereich der Desktop-Mac entspringen, den er im Moment hält. Es ist wahrscheinlicher, dass die kommenden iMacs und die im letzten Herbst aktualisierten Touchbar-MacBooks zukünftig einen noch größeren Anteil aller Macs einnehmen. Und iOS bleibt „the clearest expression of our vision of the future of personal computing.“
Die Zukunft ist aber nicht nur schwarz, weiß oder grau gefärbt. Wir reiten ihr mit vielen Geräten entgegen. Und die berechtigte Angst, dass Apple eine nur einseitig Zukunft sieht, wurde gestern ‚on the record‘ widersprochen.
Die bisherige Ungewissheit führte zu einer schwer erträglichen Unsicherheit. Es war keinesfalls theatralisch sich seine Sorgen über den Mac zu machen. Ich arbeite beispielsweise nur noch 20- bis 30-Prozent meiner Zeit an einem solchen Mac. Die Arbeit, die ich aber dort tue, kann ich heute jedoch noch nicht auf einem iPhone oder iPad erledigen. Ich verdiene mein Geld auf einem Mac.
Man muss sich also keinen Mac Pro kaufen um Apples klares Bekenntnis zur Plattform wertzuschätzen.
- Mein erster eigener Mac war übrigens das wunderschöne PowerBook G4 Titanium, das ich mir gleich zu seinem Release im Januar 2001 gekauft habe. Bis zum ersten eigenen Desktop-Mac dauerte es für mich dann noch einmal fast 10 Jahre. ↩