Werbung für Apple Music – ohne Werbung.
Ich persönlich habe kein Interesse an Carpool Karaoke (Trailer) oder Planet of the Apps (Trailer) – Apples neuen Hollywood-Lernprojekten. Ihre Motivation den Fuß in die Tür von Videoproduktionen zu bekommen, ist aber allemal interessant.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Apple ein TV-Bundle zum Start seiner TV-Box geplant hatte (so wie es die Gerüchteküche damals auch behauptete). Der Deal kam nicht zustande, weil es Kino und TV noch zu gut geht (und Apple gewiss sehr spezifische Vorstellungen über das Aufgebot an Sendern und Shows hatte).
Das verwundert nicht: Selbst die Musikindustrie brauchte einige Jahre bevor sie bei Apples iTunes-Angebot zuschlug und die CD in 99-Cent-Songs aufspaltete.
Nobody know this. The first time we went to the music guys to do the iTunes Store, we worked with them for three or four month. After three of four month they told us to go away. We came back a year later. And than it took us another eight month to get this deals done.
Eddy Cue, 2017
Schnitt, 15 Jahre später. Apple Music tritt im Juni 2015 dazu an Spotify zu überholen – ohne werbefinanzierte Preisstufe. Das werbefinanziert Modell läuft ihnen a) gegen die Firmenpolitik und b) gibt Macht aus der Hand. Ziel ist nämlich so viele zahlende Konsumenten wie möglich aufzulesen, um ihren Hebel in Bezug auf Content-Deals zu verlängern.
Heute bezahlen gerade einmal 100 Millionen Kunden und Kundinnen für Musikstreaming; Apple vereint ungefähr 20 Millionen davon. Damit lässt sich nichts hebeln oder dealen.
‚Original Content‘, so wie ihn Netflix vor vier Jahren mit House of Cards startete, ist der Anreiz für ein Abo und bietet für Apple die Möglichkeit seine Inhalte auf seine Hardware anzupassen (keine Ads, On-Demand-Streaming, internationale Verfügbarkeit, Sync über alle Geräte, etc.). Eingekaufte Shows, insbesondere wenn man nicht in einer marktbeherrschenden Stellung ist, lassen genau dies nur eingeschränkt zu. Man werfe einen Blick auf die Liste der lizenzierten Serien und Kinofilme, die sich jeden Monat aus Netflix zurückziehen.
Anders als Spotify ist Apple in der bequemen Position sich Künstler, Marken und große Namen leisten zu können. (Zeitexklusive) Alben wie dem von Drake oder Frank Ocean sind Promos für Apples Musikstreaming. Die Adaption von bekannten TV-Konzepten wie Carpool Karaoke oder Shark Tank…sorry, Planet of the Apps, schlagen in die gleiche Kerbe.
Die Übernahme von Beats im Jahr 2014 – insbesondere Jimmy Iovine – zeigt den Wert dieser Talentakquise wiederholt. Jimmy Iovine ist der Name, der immer und immer wieder in diesem Zusammenhang fällt.
Iovine verstand bereits vor Jahren, als Beats noch selbst Musikstreaming anbot, dass ein solcher Dienst nicht nur für zahlende Kunden zugänglich ist, sondern allem voran auch „benutzerfreundlich“ für den Künstler oder die Künstlerin sein muss.
We have to make it user-friendly to the artist. They have to be able to build businesses on it. They have to be able to have the information who is using their music, where they are… That has to become a business for the artist as much as communicating with their fans. Right now, they (music services) have all the information and the artist have no information.
Jimmy Iovine, 2013 (ab 35:00)
Apple Music erfüllt alle Voraussetzungen um Kunden_innen und Künstler_innen (im großen Stil) zusammenzubringen und abseits der eigentlichen Songs und Alben neue Geschäftsfelder aufzureißen. So baut man Plattformen.
Für Apple ist Apple Music ein neuer Werbekanal für iPhones, iPads und Apple TVs.
The strategy lesson from Apple and Beats is this: Look for opportunities to build platforms connecting consumers with value-adding complementors. (Think a “connect-ing business”, and not a “connected business”.) Capture value through bundling with the platform that will buy you hyper-growth driven by network effects and insurmountable competitive advantage.
Michael Vakulenko | „To understand Beats you need to understand Lady Gaga“