Q2/2016. „What goes up must come down.“

Nach Google und Microsoft legt nun auch Apple schlechte Quartalszahlen vor – mit dem ersten Umsatzrückgang seit 2003, mit 16-Prozent weniger iPhones und mit dem erwarteten Kommentar-Popcorn!

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Jason Snell klebte die wichtigsten Notizen in sein Blog, die die Geschäftszahlen zusammenfassen:

So in other words, if you like profits and strong sales, Apple has that. They’re not not what they were last year—and that’s not a great sign for Wall Street. But don’t let someone tell you that Apple’s in trouble, or that it lost money, or that iPhone sales are cratering, because none of that is true. What is true is that after many years of growth, some of it staggeringly inflationary growth, Apple didn’t grow this quarter. If you’re an investor, that may be quite painful. If you’re a user of Apple’s products, it probably won’t affect you much at all.

Amen.

(Nicht falsch verstehen: So ein „Pleite-Quartal“ darf man zerpflücken und sich in allen Details verlieren, die in den letzten drei Monaten zu diesem Ergebnis führten. Ich persönlich bin aber mehr an dem Trend interessiert, der Apples vergangenes Jahresviertel in Perspektive setzt.)

If you pretend 2015 didn’t happen at all, this quarterly result looks entirely boring. During the call with analysts, Apple executives pointed out that the iPhone 6S upgrade cycle is actually a little bit better than the one for the iPhone 5S. The iPhone 6, however, was a spectacularly huge upgrade cycle. Perhaps Apple finally embracing a larger phone drove a massive amount of sales all at once? Regardless, if I delete 2015 from my spreadsheets and look at the numbers, nothing crashes to earth—it just shows the continued cooling off of the iPhone’s previously rapid growth.

Picking apart Apple’s Q2 2016 numbers

Natürlich kann man das Geschäftsjahr 2015 nicht einfach ausblenden. Das wäre albern. Trotzdem ist es ein Gedankenexperiment („The iPhone 6 blip“), das direkte Auswirkungen auf die nächsten Apple-Telefone haben wird – glaube ich.

Das iPhone 6 und 6 Plus schaukelten im Herbst 2014 unfassbare Umsatzzahlen auf. Bis zu 46-Prozent wuchsen die iPhone-Verkäufe im ersten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahr. Ausreißer oder neue Normalität? Seit Q1/2016 ist klar: iPhone 6s und 6s Plus überspringt diese Höhe nicht (wie Apple zuvor auch präzise angekündigt hatte).

Damit rangiert das zweite Quartal im Apple Geschäftsjahr 2016 nur an zehnter Position aller ihrer profitabelsten Jahresviertel. Ganz ohne Ironie: Das ist ein Problem für Wall Street und so auch für Tim Cook.

Wall Street liebt Erwartbarkeit. So ein Ausreißer wie das iPhone 6 freut flüchtig, läuft aber der Vorausschaubarkeit entgegnen. Es ist kein Geheimnis, dass Analysten Apples Geheimniskrämerei für zukünftige Produkte, die solche Quartalsschwankungen auslösen, gehörig auf den Senkel geht.

Dass sich daran aber etwas ändert, das Apple seinen so geliebten Überraschungsmoment nicht aufgibt, sollte ebenso klar sein. Mittlerweile glaube ich sogar, dass sie noch weitaus mehr Unberechenbarkeit anstreben. Das iPhone 6s dürfte beispielsweise das letzte ‚S-Klasse‘-Telefon im jährlichen Rhythmus sein; auf ein potenzielles iPhone 7 wird kein iPhone 7s folgen.

Die Nummern werden über kurz oder lang verschwinden (müssen); die Features unterscheiden die iPhone-Jahrgänge („Late 2015“) bereits hinreichend. Schon die letzten zwei iPhone-S-Modelle (iPhone 6s + iPhone 5s) haben gezeigt, dass Apple keine Features mehr für große Versionssprünge zurückhält (Touch ID, 3D Touch, 7000er Aluminium, etc.). Das S-Anhängsel im Namen wird den Telefonen nicht mehr gerecht.

Kurzum: Ich denke, wir sehen im jährlichen Zyklus häufiger auch neue Gehäuse (oder Änderungen an vorherigen Designs) sowie eine breitere Auswahl an Geräten. Das iPhone SE scheint dafür ein erster Versuch. Das neue 4-Zoll-Telefon fiel nicht in diese Quartalszahlen, soll aber „very strong“ nachgefragt sein.

Klar ist aber: Erfolg versteckt Probleme. Nur weil sich etwas gut verkauft, ist es nicht auch kritikfrei. Das iPhone 6 verzeichnete im letzten Jahr diesen unglaublichen Verkaufsschub von 46-Prozent, lief seinerzeit aber mit iOS 8…

Diese Faustregel lässt sich natürlich auch umdrehen: Nur weil sich etwas (noch) nicht verkauft, ist es ein schlechtes oder gescheitertes Produkt.

Entschuldigt dieses ‚Captain Obvious‘-Statement, aber wer nur von Quartal zu Quartal wandert und einzig und allein durch die Wall-Street-Brille auf Produkte schaut, sollte wissen, dass er nicht das komplette Bild im Blick hat.