iOS und Mac OS in der Kritik
„Apple has lost the functional high ground“, Marcos Pamphlet zum Status quo von iOS und Mac OS, macht seit letzter Nacht die Runde.
We don’t need major OS releases every year. We don’t need each OS release to have a huge list of new features. We need our computers, phones, and tablets to work well first so we can enjoy new features released at a healthy, gradual, sustainable pace.
Wer an dieser Stelle mitliest oder hier öfters reinhört, weiß, wie viel Tadel ich für iOS und Mac OS regelmäßig übrig habe. Kritik bedeutet, dass man sich sorgt. Wer kritisiert, dem ist etwas nicht egal. Und so verstehe ich die überwiegend zustimmenden Reaktionen, die vornehmlich aus dem Lager der Entwickler kommen. Apples zwei Plattformen heben sich weiterhin von der Konkurrenz ab, vermissen jedoch Aufmerksamkeit. Man muss nicht romantisch in der Vergangenheit schwelgen um zu sehen, dass die derzeitige OS-Fürsorge nicht ausreicht.
My main computer is still a Mac, but not thanks to anything Apple has done. It’s things like Coda, Pixelmator, Sketch, BBEdit, Kaleidoscope, OmniGraffle, or Interarchy that keep me on the Mac — despite the issues I have with Apple’s OS. By now, I’ve stopped using any of Apple’s own applications.
Oder Geoff Wozniak:
In short, I was working against the grain of the environment. It was a gradual transition, but OS X went from a useful tool set to get my work done to an obnoxious ecosystem of which I no longer wanted to be a part.
Der normale Anwender, der beispielsweise nicht die haarsträubenden App-Store-Ablehnungen der letzten Monate mitbekam, wundert sich vielleicht über den aktuellen Trubel; als nahstehender Beobachter ist die Diskussion aber alles andere als neu. Wir alle haben unsere Perspektive. Sich einer realistischen Außenwahrnehmung bewusst zu werden, und seine subjektiven Eindrücke nicht als Trend falsch zu deuten, ist eine Herausforderung.
Marco is right but perhaps his framing is too narrow. This simply isn’t an issue that developers grouse about and move on from. This is something that, at least in my experience, has been affecting customers who have otherwise loved their Apple devices.
Apple fühlt sich (für mich) nicht ‚out of touch‘ an. Die Bugs sitzen nicht tief; die Anspruchshaltung war absehbar zu hoch: „Meine größten Bedenken, die ich insgesamt gegenüber dem Herbst-Release für die beiden umfangreichen Software-Updates hege, ist das Apple sich diesmal zu viel aufgetischt hat.“
Aber: Die Ausrichtung stimmt, die größten Stolpersteine, so glaube ich, lassen sich innerhalb von einem Release-Zyklus aus dem Weg räumen. Apple muss sich nur dafür entscheiden. Und ja, ich denke auch das die Prioritäten hier im Moment falsch gesetzt sind, weshalb der kritische Gegenwartsbeschreibung so wichtig ist. Doch wo findet sie statt?
Es ist keine Überraschung: (Mainstream-)Medien messen schon lange keinen realistischen Pulsschlag mehr. Die Empörung über #Bendgate verschoss zuletzt alle nur denkbaren Superlative. Ausgewogene oder reflektierte Berichterstattung – positiv wie negativ – findet nicht statt. iOS 8.0.2, das Update das Touch ID und die Telefonfunktion lahmlegte, wirkte in den Medien lediglich wie ein Ausrutscher.
Lukas Mathis noch einmal:
As a result, the people covering Apple are either not credible, or seem to think that it’s their job to defend Apple. And while defending a «beleaguered» Apple might have been necessary in the 90s, a lot has changed since then. What Apple needs now is not a partisan media that will rationalize whatever issues Apple has; what Apple needs now is honest feedback about what’s going wrong.
Eine nüchterne Betrachtung scheint kaum noch möglich. Wer nicht mit angeschwollener Halsschlagader Skandal schreit, wird diskreditiert oder bleibt ungehört. So treten tatsächliche Probleme in den Hintergrund. Eine solche Berichterstattung kann ich deshalb nicht ernst nehmen. Wenn sich allerdings Entwickler zu Wort melden, die die Systeme grundlegend mitgestalten, wiegt Kritik anders. Ich befürchte allerdings, dass sie verpufft.
Apples falsche Prioritäten lassen sich nicht entschuldigen. Nie zuvor war Tim Cooks Konzern in einer besseren Position um grundlegend zu sanieren – das vielzitierte Schneeleopard-Jahr einzulegen. Bestehende Projekte verbessern und Puzzleteile, die schon in Stellung liegen (iCloud Drive, Apple Watch, Siri, etc.), zusammenzuführen. 2015 wird dafür hoffentlich richtungsweisend.