Overcast: Podcast Player – Version 1.0
Overcast (kostenlos; App-Store-Link), Marco Arments erstes ernsthaftes Projekt nach den inzwischen verkauften Apps Instapaper und The Magazine, lässt sich in komplettem Funktionsumfang gratis ausprobieren. Für 5 Euro schaltet man ausgewählte Funktionen dauerhaft frei.
Ein paar erste Anmerkungen möchte ich nach dem gestrigen Release, neben diesen drei Links (1, 2 und 3), beisteuern:
- Overcast besteht beim ersten Start auf die Erstellung eines Accounts. Dieses Konto löst nicht nur das Problem fehlender Backups, sondern verlagert auch die Feed-Abfragen von neuen Episoden aus eurem Podcast-Katalog auf die dahinter geschalteten Server. Die Vorteile, Batterielaufzeit, müheloser Gerätewechsel und (Web-)Sync, wiegen (viel) stärker als die einmaligen Setup-Unannehmlichkeiten.
- Overcast streamt (noch) nicht. Grund: Die Audioeffekte ‚Smart Speed‘ (überspringt stille Sekunden in Aufnahmen) und ‚Voice Boost‘ (hebt Sprecher hervor) benötigen zur Analyse die komplett heruntergeladene Datei. Mit iOS 8 ändert Marco Arment das; Streaming wird dementsprechend im Herbst nachgereicht. iOS 8 wird dann eine Mindestvoraussetzung für Overcast.
- Apropos iOS 8: Apple installiert seine iOS-Software Podcasts (kostenlos; universal; App-Store-Link) im Herbst fest auf alle iPhones und iPads. Wenn es jedoch so läuft wie mit Reading List, gewinnt damit das Upgrade-Potenzial. Wer nämlich die ‚Später Lesen‘-Funktion wirklich ernsthaft verwendet, kommt auch trotz Reading List nicht um Readability, Instapaper oder Pocket herum. Für Podcast-Apps sehe ich die Entwicklung ähnlich.
- Castro, bislang in meinem iPhone-Dock der Lieblings-Podcatcher, hat mir Wiedergabelisten abgewöhnt. Aus dem Stream neuer Episoden lösche ich einfach die uninteressanten Folgen. Overcast besitzt dagegen eine vielschichtige Playlist-Verwaltung – mit individuellen Prioritäten, die mir aber ziemlich egal ist.
- Die Idee mit dem Empfehlungs- und Entdeckungsnetzwerk, das sich über Twitter-Konten wie auch Overcast-Nutzer selbst zieht, ist clever. In ein paar Wochen wissen wir, ob es auch sinnvoll funktioniert. Was dagegen (derzeit) noch Probleme bereitet ist die Suche, die einige (deutschsprachige) Podcast noch nicht findet (obwohl sich diese über ihren RSS-Feed problemlos manuell eintragen lassen).
- Für Video-Podcasts, eine iPad-Anpassung, passwortgeschützte Feeds sowie M4a- und MP3-Kapitelmarken gibt es (bislang) keine Unterstützung.
Podcast-Anwendungen sind die neuen Twitter-Apps: Alle verwursten den gleichen Datenbestand auf eine andere Art und Weise. Was dabei gefällt (und missfällt), ist in erster Linie eine ganz persönliche Präferenz.
Daher ist es Quatsch zu fragen: „Und welche ist die beste Podcast-App?“ Wer mehr als zwei (Audio‑)Shows regelmäßig konsumiert, investiert dort bereits so viel Zeit, dass sich ein Testlauf von Downcast, Castro, Instacast, Pocket Casts und natürlich auch Overcast lohnt.
Overcast schwimmt nicht nur auf der Web-Popularität von Marco Arment. Es ist eine sehr gute Version 1.0, die mehr Variation in ein schon gut gefülltes Mitbewerberfeld spült. Es bleibt zu hoffen, dass ein weiterer Kandidat die Aufmerksamkeit von Personengruppen anzieht, für die Podcast überhaupt noch keine Rollen spielen.