(K)eine Frage der Perspektive: das Fire Phone

Jeff Bezos‘ Präsentation zum Fire Phone ist flott und unterhaltsam – ab Minute 14 darf man beginnen; bei der Zeitmarke 1:12:00 wieder abschalten.

Die Präsentation macht deutlich, was schon im Vorfeld klar war: Das Amazon-Phone ist in erster Linie ein Phone für Amazon selbst. Dynamic Perspective ist technisch beeindruckend (und auch ein bisschen gruselig), der unbegrenzte Foto-Upload nett, aber der Kunde ist nicht Amazons oberste Priorität.

Schlechte Metapher gefällig? Kindle, Kindle Fire und Fire Phone sind die linearen ‚Call of Duty‘-Shooter in einer ansonsten offenen Smartphone-(Games-)Welt. Bloß nicht vom Weg abkommen: Google und Apple könnten nicht unterschiedlicher positioniert sein. Die gestrige Präsentation verlor keine Minute zum Browser, einer externen Chat-App, Twitter oder Facebook. Selbst die Telefonfunktion in diesem Telefon war nie ein Thema1. Fire OS 3.5.0 ist optimiert für Amazon Music, Amazon Instant Video, und Kindle Books.

Das ist weder neu, noch per se schlecht: Schon das Kindle Fire war eine reine Medienschleuder für den Online-Versandhändler. Seit seinem Release scheint es für Amazon die strategische Aufgabe als Puzzlestück zu erfüllen. Solange die Hardware jedes Jahr mit Upgrades bedacht wird, kann man sich dem sicher sein. Man sollte sich jedoch nicht der Vorstellung hingeben, das Amazons Tablets bislang einen Einfluss aufs iPad (und andere Android-Tablets) hatten.

IPhoneBlog de Fire Phone Dynamic

Android und iOS sind Betriebssysteme mit zugeschalteten Servicediensten; Amazon bietet dagegen einen Service, der notwendigerweise auf (irgend-)einem Betriebssystem läuft. Diese Ausrichtung scheint sehr passend für das Geschäftsmodell von Bezos und gleichzeitig so unattraktiv für mich, der sich keine Medienmaschine, sondern einen Computer, als täglichen Begleiter wünscht.


  1. Although he did not show the feature onstage, Mr. Bezos confirmed that his expensive new phone does makes calls. “I haven’t made a phone call on my phone in a long time,” he said. “But I know people still make phone calls.”Farhad Manjoo | NYTimes.com