Eine RPG-Romanze: Dragon Quest VIII
Dragon Quest VIII findet sich in jeder gut sortierten PlayStation-2-Bestenliste obwohl die Serie im Videospielwesten bis heute nie richtig groß wurde. In Japan ist sie ein Kassenschlager (mit Warteschlangen vor den Stores bei jeder Neuveröffentlichung) und über drei Millionen verkauften Kopien von alleine dieser Episode in seiner ersten Releasewoche.
Teil 8 trat im Jahr 2004 für die RPG-Familie mit Tradition bis in die 80er-Jahre den dreidimensionalen Cel-Shading-Look los. Hauptverantwortlich dafür waren Yuji Horii und Akira Toriyama, die sich zuvor als Charakterdesigner von Chrono Trigger und Manga-Künstler für Dragon Ball betätigten. Sie arbeiteten im Team von Level-5, die man heute unter anderem mit Professor Layton verbindet. Aber nicht nur die Optik hinterließ ein Eselsohr in den Geschichtsbüchern: In Erinnerung bleibt das 60+-Stunden-Abendteuer mit seiner (britischen) Sprachausgabe, die Square Enix auf die PS2-Disc brannte.
Und genau hier schleudert uns der westliche iOS-Release (in Japan steht Dragon Quest VIII seit Dezember zum Download im App Store) in die Gegenwart. Die damals aufwendig eingesprochenen Synchronstimmen hat uns Square Enix bei der ansonsten lupenreinen Portierung unterschlagen. Richtig viel geht vom Spiel zwar nicht verloren, die beste Umsetzung, die man in den nächsten Jahren noch einmal auf sein Gerät lädt weil der Laser im PlayStation-Laufwerk die DVD nicht mehr erkennt, ist es deshalb jedoch nicht – und das ist…schade.
Ganz ohne Bedauern blicke ich allerdings auf das erzwungene Hochformat indem der Titel läuft und damit die vielen Level-Up-Stunden von Dragon Quest mit nur einer Hand am Bildschirm ermöglicht – zumindest wenn man das iPhone als seine Konsole wählt. Selbst das Nachjustieren der Kamera übernimmt der Daumen ohne umständlich umgreifen zu müssen.
Unvergessen bleibt zwar der Slime-Zusatzcontroller, unter iOS mit Touch-Steuerung ist das gewählte Format für die kurzen, zufallserzeugten Kampfrunden aber sehr passend.
Für diese Kurzbeschreibung schmökerte ich mich durch eine Handvoll (ur-)alter Printartikel in der EDGE und dem Electronic Gaming Monthly. Dragon Quest VIII wurde in den Ausgaben von vor 10 Jahren durchweg als ‚Old-School-RPG‘ bezeichnet. Das wirkt aus heutige Perspektive natürlich lustig, traf aber damals den Zeitgeist. Final Fantasy und Co. führten eine zunehmend komplexere Charaktergestaltung und immer ausgereiftere Zwischensequenzen für Spezialattacken ein.
Dragon Quest VIII: Journey of the Cursed King spielt sich dagegen gradlinig, mit einem schnörkellosen Ausrüstungsmenü, einer wundervollen Präsentation und viel zu vielen Stunden an Unterhaltung. Square Enix darf für diese iPhone- und iPad-Umsetzung zurecht 17.99 € (App-Store-Link) verlangen.