RSS-Feeds neu inspiriert von ‚Unread‘
Es ist 2014. Und ja, ich lese noch immer RSS. Mehrmals täglich. Mit Begeisterung. Sogar mit steigender Begeisterung. Ich könnte nicht ohne.
Ich will keinen Eintrag verpassen. Ich will nicht, das Facebook mir vorschlägt welche Story ich gutfinde. Twitter unterstreicht wiederholt, zu keiner Zeit in die Vergangenheit zu blicken. Einmal vorbeigescrollt, nie mehr zurückgeblickt. Wer mit der Geschwindigkeit seiner Timeline nicht Schritt hält, sich einen Abend im Offline gönnt, holt unter keinen Umständen wieder auf. Das verschluckt die persönlichsten Blogposts, die mitunter interessantesten Geschichten. Das ist inakzeptabel.
Doch zugegeben: Meine RSS-Gewohnheiten haben sich geändert. Seitdem Google den Server abschaltete auf dem Reader lief, bin ich für meine Feeds komplett vom Desktop auf das iPhone und iPad abgewandert. Das war eine der besten Entscheidungen, zu der ich unfreiwillig gezwungen wurde.
Unread (2.69 €; App-Store-Link), eine neue RSS-App für die Sync-Dienste Feedbin, Feedly und Feed Wrangler, geschrieben von Jared Sinclair (Whisper, Riposte), hebt als neuster iPhone-Client abermals hervor, wie ausgezeichnet dieser Schritt war.
Unread fühlt sich zu Anfang unpassend für News-Junkies an, jongliert jedoch meine 74 'Class A'-Feeds, die ich neben Fever (über Reeder) noch in Feed Wrangler pflege, problemlos. Die Sortierung erfolgt nach einzelnen Feeds oder in Gruppen, die nach Webseite oder Veröffentlichungsdatum aufgefädelt sind.
Das fast ausschließlich auf (Wisch-)Gesten beruhende Interface glänzt bei langen Einträgen mit einer rahmenloser Darstellung, die den Text in den Vordergrund holt. Die Schriftart Whitney (Hoefler & Co.) unterstreicht diese elegante (Vollbild-)Präsentation, die in drei mehrere Themes – teils versteckt – auf den Bildschirm malt. Nach persönlicher Präferenz dürfte die iPhone-App auch das Aufmacherfoto, ähnlich wie Reeder, über die volle Bildschirmbreite ziehen.
Unread nutzt die iOS-7-Hintergrundaktualisierung und tritt mit dem Versprechen an, die persönlichen Lesegewohnheiten über eine längere Nutzungsdauer zu verstehen.
If you’ll start using Unread a lot, iOS will learn your usage patterns and refresh feeds in the background at a higher rate. In my experience, Unread displayed new articles in the morning after I woke up, and refreshed every 15–30 minutes during the day.
Neben der fehlenden iPad-Version wünsche ich mir eine besser 'Alles-als-Gelesen'-Markierung. Trotz der limitierten Feed-Auswahl überfliege ich viele Überschriften. Ans Ende der Liste gehört deshalb ein Button, der auch die ungelesenen Artikel wegsortiert. Alternativ wäre die Markierung 'Gelesen' zu setzten, wenn man vorbeiscrollt, so wie Sunstroke es tut. Update: ‚Mark All As Read‚ ist zugänglich in der Listenansicht über eine Wischgeste nach links.
Außerdem benötigt der RSS-Reader einen Fingerzeig, um direkt von Artikel zu Artikel zu springen. Derzeit muss man dafür umständlich in die (Listen-)Übersicht zurück. Dieses Navigationsproblem ist jedoch schon adressiert und steht auf der ToDo-Liste von Jared Sinclair ganz oben. Außerdem hat er bereits einen Bugfix für den fehlerhaften Readability-Login versprochen und die Unterstützung für weitere RSS-Dienste, inklusive dem von mir geliebten Fever, in Aussicht gestellt.
I think it’s important to reiterate what I wanted Unread to be. I didn’t make it to be a feature-for-feature replacement for an app you may already be using. That would make Unread merely a thin coat of paint on old ideas. The point of Unread is to give you an opportunity to change the way you read. Its design can only take you halfway there.
Genau diese 'halbe Wegstrecke' macht jedoch den Unterschied und katapultiert Unread bereits in Version 1.0 auf eine Spitzenposition für RSS-Reader auf dem iPhone.
Update: Unread schaltet neue Themes über die Metadaten von Songs frei, die die Musik-App abspielt. Zwei Beispiele: ‚Chicken‚ und ‚Campfire‚. Lustig.