All-You-Can-Upload: Everpix
Everpix ist ein Online-Backupdienst für Fotos, der das private Bilderarchiv über eine sehr gute iOS-App auch von unterwegs freigibt.
Es gibt Momente, da überdenkt man seine Backup-Strategie für Fotos. Mit zwei Time-Machine-Instanzen und einer CrashPlan-Installation fühle ich mich nicht unsicher. Hinzu kommt: Die aktuellen Fotowerke, die das iPhone täglich auf dem Kamerasensor einfriert, finden sich auch im iCloud Fotostream und im automatischen Bitcasa-Upload.
Und trotzdem: Lieber eine Kopie mehr, als weniger. Neben der Smartphone-Kamera knipse ich immer noch begeistert mit der RX100 (Affiliate-Link). Diese Aufnahmen landen zuerst in einem 'ToDo'-Ordner auf der Festplatte, werden dann aussortiert, bei Lust und Laune nach Aperture (69.99 €; MAS-Link) verschoben und danach archiviert. Ohne Mehraufwand, beispielsweise einen iTunes-Sync aufs iPad oder den manuellen Flickr-Upload, stauben die Bilder dann in ihren Ordnern ein. So geschehen, in den letzten fünf Jahren.
Everpix spricht mich deshalb doppelt an. Der Freemium-Service führt alle meine Fotos von unterschiedlichen Kameras zusammen und lädt sie als Kopie, in Originalgröße und mit allen Metadaten, zum Anschauen ins Netz. Über den Browser oder die iOS-App (universal; kostenlos; App-Store-Link) stehen sie dort bereit zum E-Mail-Versand, zum Download oder für den Upload ins nächste Social Network.
Apropos Facebook, Instagram und Flickr: Verknüpft ihr die Dienste mit Everpix, zieht sich der Backup-Service auch von hier alle eigenen Schnappschüsse.
Damit besitze ich eine vollständige und private Kopie meiner derzeit rund 50.000+ Bilder, nach Jahr und Monat sortiert und über Highlight-Algorithmen, Geo-Positionen und Quellen neu zu filtern. Der Upload von meinem Festplattenarchiv dauerte 22 Stunden. Flott. Everpix nutzt den Zugriff auf das Archivmaterial und hält euch Flashbacks, 'Fotos-von-heute-vor-einem-Jahr', täglich neu unter die Nase. Nett.
Diese Flashbacks sind allerdings nicht nur ein Zusatzfeature, sondern direkt mit dem Bezahlmodell verdrahtet. Für die ersten paar Monate ist der Foto-Upload komplett gratis. Wer länger auf seinem Foto-Zeitstrahl in die Vergangenheit zurückreisen möchte, lädt den Mac-Uploader oder sendet eine Foto-E-Mail. Kleine ToDos, die nicht verlangen private Freundesliste mit generischen Tweets zu belästigen. Damit lässt sich der Service, mit den eigenen Bildern aus den vergangenen 12 Monaten, ausgiebig testen. Ordentlich.
Ich habe trotzdem gleich die Jahresgebühr von 37 Euro eingeworfen und auch meine digitale Fotografie aus den Neunzigern gesichert. Bereits die Vorstellung, alle Fotomomente, zu jeder Gelegenheit, im Zugriff zu wissen, begeistert. Nie wieder dieses, "Ach verdammt, ich habe die letzten Auszüge noch nicht synchronisiert."
Everpix gibt klare Einschränkungen vor. Beispielsweise speichert der Dienst keine RAWs oder PNGs (was bei der iPhone-Fotobibliothek, die bei mir unzählige Screenshots in diesem Dateityp aufweist, auch ein Vorteil sein kann). Außerdem erlaubt weder die Webseite noch die iOS-App eine Bearbeitung von Fotos. Für Schwarzweiß-Effekte und Unschärfe-Filter bedient ihr euch anderer Anwendungen.
Im Web lassen sich (temporäre) Fotoalben anlegen, die einen öffentlichen Link enthalten und so sehr flott an eine Gruppe von Leuten verschickt werden, sogar mit der Option die Bilder in voller Auflösung zu laden. Der iPhone- und iPad-Software fehlt diese Funktion noch.
Was mich schlussendlich überzeugte, das kostenlose Testkonto in ein bezahltes Jahresabo zu wandeln, ist das clevere Caching der mobilen iOS-App. Butterweich fliegt ihr durch die eigenen Fotojahre, die mit jeder Filterfunktion immer wieder unterschiedliche Erinnerungen an die Oberfläche spült. Schon dafür ist mir Everpix den Jahresbeitrag wert.