Ein Zeitvertreib: das Nexus 7.2
Für 229 € kann man sich ab heute auch in Deutschland ein Nexus 7.2 kaufen. Hier eine Handvoll Eindrücke meiner ersten zwei Wochen mit dem iPad-Herausforderer.
Das beste Android Tablet ist mit seinem neuen HighRes-Screen auf 7-Zoll umwerfend – ohne Wenn und Aber. Der in die Länge gezogene 16:9-Formfaktor eignet sich grandios für Twitter (Falcon Pro), Instagram, YouTube, App.net (Robin) und RSS-Konsum (Press).
Die Akkulaufzeit bleibt, entgegen anderslautenden Meldungen, im Durchschnitt. Die Stereo-Lautsprecher, bei Wiedergabe ohne Kopfhörer, ist ein nettes Feature (das ich mir auch für das iPad wünsche).
Die Noppen-Rückseite der ersten Generation ist vergessen; das Gerät wirkt schon deshalb wesentlich erwachsener. Und die Griffigkeit bleibt. Der Displayrahmen fällt identisch zum aktuellen iPad mini aus.
Ein junges OS, das (mir) nur in Googles Originalfassung taugt. Denn selbst mit der unmodifizierten Ausgabe bleibt Android ein Hacker-Betriebssystem, das lieber eine Option mehr als weniger anbietet (Beispiel: das 'Deinstallieren' von Apps).
Als iOS-Nutzer fehlt mir der Gummiband-Effekt, der das Ende einer Liste, Webseite oder Fotogalerie markiert. So läuft man konstant gegen eine Wand. Ebenso vermisst wird der einzelne Fingerzeig auf die Menüleiste um zum Seitenanfang zu springen. Ohne Hacks und Tweaks scrollt man eine kleine Ewigkeit. Trotz dicker CPU leider immer noch nicht hundertprozentig flüssig.
Der universelle Back-Button ist oft eine große Hilfe, verhält sich jedoch nicht konsistent in der systemweiten Bedienung. Bei den Standard- und Lieblings-Apps merkt man sich die Menüsprünge; bei neuen Programmen ist man aufs Ausprobieren angewiesen.
Die Statusbar ist mit seinen unzähligen Icons völlig unbrauchbar; das ausziehbare Menü jedoch ausgefeilter als unter iOS.
Die Software-Bugs zum Release, die den GPS-Chip niederstreckten und Touch-Eingaben falsch zuordneten, sind mittlerweile ausgebügelt. Nicht auszumalen, welche Judgement-Day-Texte Apple für einen solchen Patzer bekommen hätte…
Ohne Zusatzsoftware ist man (insbesondere auf Tablets) eingeschränkt. Im Play Store fehlen mir Alternativen zu Editorial, OmniFocus, Diet Coda, Soulver oder Paper. Generell Produktivitäts-Apps. Große Softwarebuden, angefangen von Flipboard über Pocket bis Evernote, sind natürlich vertreten und gegenüber seinen iOS-Brüdern gleichwertig (aber nie besser).
Auch optisch sticht die Auswahl an 'Android Niceties' nicht hervor – trotz der enormen Verbreitung des Betriebssystems. Welche Anwendung 'tablet-optimiert' vorliegt, lässt sich vor dem Download nicht (einfach) einsehen.
Das App-Angebot unter Android ist weiterhin kein Verkaufsargument.
Googles Nexus 7.2 ist das erste Android-Tablet, das ich weiterempfehle. Hard- und Software haben eine Qualitätsstufe erreicht, bei der man nichts mehr schönreden muss.
Trotz niedrigem Preis und tollem Display hinterlässt die Hardware-Kooperation mit Asus aber keine sichtbaren Auswirkungen auf Apples neues iPad-Line-up. Soviel sollte klar sein. Dafür spielen beide Geräte in ganz anderen Klassen.
Beim Frickeln und Ausprobieren, wie beispielsweise der Installation von Falcon Pro, das bei Twitter in Ungnade fiel, bis zu unzähligen Nintendo-Emulatoren im offiziellen Play Store, hatte ich bereits viel Freude. Und genau dafür habe ich mir das Nexus in dieser Sommerpause bestellt, als Zeitvertreib bis zum anstehenden iPad-Update.