Tweet some #music
Twitter’s #music: Ich verstehe was es will, und ich weiß trotzdem nichts damit anzufangen.
Aber vielleicht muss ich mit der bislang nur in den USA, Kanada, Großbritannien, Irland, Australien und Neuseeland erhältlichen iOS-App (kostenlos; US-Link) auch gar nichts tun. Twitter entwickelt sich zum Entertainment-Netzwerk – als vorbildlicher Konsument ist es meine Aufgabe mit vorformulierten Tweets die Songs von Künstlern zu bewerben. Als Gegenleistung bekomme ich wenige Preview-Sekunden eines (willkürlichen) ‚Top-Songs‘ meiner Lieblingsband.
Nur wenn ich den Twitter-Kanälen dieser Bands folge, füllt sich meine ‚Suggested‚-Seite. Wie viele neue Gruppen (anhand eines Songs) ich dort zukünftig entdecke, muss sich erst noch zeigen. Fest steht schon jetzt: Durch mehr Follower erhöht Twitter seine eigene (Verhandlungs-)Position in dieser ihnen so wichtigen Industrie – die zusätzliche Einbindung von Rdio und Spotify hält mögliche Partnerschaften zu allen Seiten offen. Wer keinen Streaming-Musik-Account mitbringt, kann sich #music komplett sparen.
Klar ist (leider) auch: Nur weil ich in #music einen Musikgeschmack äußere und dies mit dem ‚Following‘-Buttons bestätige, muss ich mich danach in Twitterrific und Co. mit allen (Text-)Tweets der musikproduzierenden Menschen auseinandersetzen – Tour-Daten lesen, die wohlmöglich gar nicht mein Land betreffen oder Konzert-Fotos anschauen, auf denen ich nicht war*.
#music macht es unmöglich einfach nur die Musik einer Gruppe gut zu finden.
Aber auch als eingefleischter Fan, der alle Auftritte besucht und die Live-Medleys aus dem Stand mitsingt, genügt ein einziger ‚Top-Hit‘, den #music automatisch vorgibt, wahrscheinlich nicht. Selbst mit Verknüpfungen zu Rdio und Spotify existiert kein Song-Austausch oder eine Möglichkeit bestimmte Titel über die Webversion von #music in seinen Streaming-Service zu sortieren. Bitte ‚tweeten‚ und ‚folgen‚ – und ans Tageslimit denken!
Um auf einer positiven Note zu enden: Die Optik enthält superbe Details: CD-Cover, die sich mit dem Finger spulen lassen, eine modifizierte ‚Pull-to-Refresh‚-Animation sowie eine touch-verführerische Gitternetz-Darstellung. Damit klettert #music in die Design-Charts; die Musik bleibt aber außen vor.
* Twitter hätte die simple Möglichkeit eine Liste mit allen Künstlern, denen ich in #music folge, anzulegen und für die generelle Timeline stummzuschalten.