Tag-Team-Wrestling: ‚Doxie Go‘ und ‚Eye-Fi‘ kämpfen Papierberge nieder (+ Video)
Das papierlose Büro bleibt auch im Jahr 2012 noch eine Illusion. Bürokomplexe rüsten mit monströsen Tintentanks ihre Farbe spuckenden Plastikkisten, umgangssprachlich Drucker genannt, auf. Der absurde Kreislauf beginnt beim oft überflüssigen Ausdruck und endet damit, dass die bepinselten Blätter wieder unter einem Scanner landen. Das ‚Original‘ dient oft nur noch der Buchhaltung, den Steuern oder dem ‚Könnte-man-ja-mal-abheften‚-Gedanken.
Egal wie modern die Scanner-Technik mittlerweile ist: die Geräte stecken, genau wie Drucker, in einer alten Computer-Dynastie, fernab der Post-PC-Idee, fest. ‚Doxie Go‚ (Affiliate-Link), ein kabelloser 600dpi-Papierfresser, der im ‚Toblerone‘-Formfaktor acht A4-Seiten pro Minute durchzieht, will dies ändern. Sein Partner in spe: die Wlan-SD-Karte der Firma Eye-Fi.
Eins vorweg: Dies ist kein Hardware-Review. Für das iPhoneBlog interessiert mich: Ist der weiße 400-Gramm-Riegel eine echte Option für iPhone- und iPad-Besitzer, die unterwegs hohe Scan-Qualität benötigen? Außerdem: Rechtfertigt das Extra-Accessoire im Vergleich zu ‚Scanner Pro‚, einer iOS-Software, die Dokumente ’nur‘ abfotografiert, die Anschaffung und den zusätzlichen Platz im Gepäck?
Ohne weitere Umschweife gleich ein paar schnelle Antworten: Doxie ist trotz ungewöhnlichem Design kein Spielzeug sondern erzeugt unter seinen (geringen) Größen- und Gewichtsverhältnissen hochwertige Digitalbilder von Papierstapeln. Ein Vergleich mit meinem stationären Canon LIDE 110 (Affiliate-Link) muss er nicht scheuen. Zumindest wenn wir Fotos ausklammern und vornehmlich über Rechnungen, Verträge und Briefe sprechen, die aus ihrem nutzlosen Papier-Zustand befreit werden möchten.
Der Scanner speichert intern oder auf dem Speicherstein im separaten SD-Slot JPEG-Bilder, die sich am Rechner in PDFs verwandeln – natürlich nur auf Wunsch. Benutzt man Apples ‚Camera Connection Kit‚ (Affiliate-Link) landen die digitalisierten Dokumente in der iOS-Fotobibliothek. Die Weiterverarbeitung von dort fällt bekanntlich limitiert aus. Nur nacheinander können verschiedene App-Store-Programme das Dokument zuschneiden, anonymisieren oder mit Wasserzeichen versehen.
Um eine Texterkennung aus den Fotos herauszukitzeln, damit diese später am Mac wieder in der Spotlight-Suche auftauchen, bediene ich mich der Magie von Evernote. Die Online-Notizen bekommen über den Service automatisch Schlüsselbegriffe aus dem jeweiligen Dokument zugewiesen ohne das ich dafür etwas tun muss.
Die drahtlose Verknüpfung zwischen Scanner und iOS ist schwieriger. In der Theorie findet das iPad oder iPhone den WiFi-Funk der Eye-Fi-Karte und nimmt über die eigene App-Store-Software (kostenlos; App Store-Link) neue Bilder entgegen. In der Praxis stolpert man aber kräftig. Mal benötigt es zwei Versuche bis iOS das Adhoc-Netz aufbaut; ein anderes Mal taucht die Eye-Fi mit ihrem WiFi-Signal komplett ab und war nicht mehr gesehen. Wenn dem iPad andere Wlan-Netze bekannt sind, verirrt man sich regelmäßig in unterschiedlichen IP-Adressbereichen.
Apples iOS-Beschränkungen tragen eine Mitschuld; die Eye-Fi-App schreitet allerdings auch nicht vorbildhaft voran. Unter dem Strich steht: Als zuverlässiger (und nervenschonender) erwies sich im regelmäßigen Einsatz die Übertragung durch das Camera Connection Kit, das am iPhone weiterhin nicht funktioniert.
Der Unterschied zwischen dem ‚Doxie Go‚ und dem ‚Doxie Go + Wi-Fi‚ findet sich lediglich in der beigelegten Eye-Fi-Speicherkarte. Bei Bedarf kann man diese später noch nachkaufen (Affiliate-Link). Da man aber ohnehin eine SD-Karte zur sinnvollen Verwendung des portablen (!) Scanners benötigt, ist das orange Modell, trotz Mängel in der drahtlosen Zusammenarbeit, keine schlechte Wahl. Warum? Weil die kabellose Übertragung neuer Fotos im heimischen WiFi-Netz an einen Mac- oder Windows-Rechner wirklich gut funktioniert. Einmal konfiguriert, schiebt die Karte alle neuen Aufnahmen in einen ihr zugewiesene Festplattenordner. So lassen sich unterwegs Dokumente einscannen, die Zuhause automatisch im Backup landen.
Der ‚Doxie Go‘ vergisst als mobiler Scanner nicht seinen Qualitätsanspruch. Die Dokumente auf der SD-Speicherkarte verarbeitet Apples iPad über das Camera Connection Kit im Rahmen seiner Möglichkeiten anständig. Die WiFi-Verknüpfung, die unter Zuhilfenahme der Eye-Fi-Karte realisiert wurde, ist durch iOS-Einschränkungen allerdings zu umständlich.
Wer unterwegs einen ‚richtigen‘ Scanner braucht, darf den Doxie auf der Liste von potenziellen Kandidaten nicht vergessen. In erster Linie liegt dies am insgesamt erfrischenden Gesamtpaket, das sich modern präsentiert und den Brückenschlag zwischen verschiedenen Computergenerationen wagt.
* Alle selbstproduzierten Videos gibt’s auch als iTunes-Podcast – der sich übrigens noch über eine kurze Bewertung freut…