[iOS-Game] Infinity Blade II
Videospieltitel, die eine Plattform zu neuen Technik-Höchstleistungen treiben, verzeiht man ein ganzes Bündel anderer Mängel – Gameplay, Story und in extremen Fällen sogar mal den Spielspaß. Infinity Blade II (5.49 €; universal; App Store-Link) ist mit seiner Unreal Engine für iOS ohne Zweifel ein solcher (Grafik-)Treiber. Nach zwei Stunden Schwertkampf bin ich jedoch müde. Meine Klinge hat sich in der Dauerschleife von den immer gleichen Fechtduellen abgenutzt. Die Motivation, mir einen neuen Edelstein an die Stahlmütze zu kleben und das nächste Ritter-Skelett aus der Konserve niederzustrecken, tendiert gegen null.
Auch wenn die Nörgelei gegen einen unbestreitbar beliebten Titel schnell sehr ‚hip‘ wirkt, fehlen mir ernsthaft Ansprüche an die erzählte Geschichte, irgendeine Form von Charakterentwicklung oder simple Abwechslung in puncto Schwertschwinger-Akrobatik.
Keine Frage: Niemand sollte sich den Spaß an diesen Fingerverrenkungen verderben lassen. Ich hätte es für ein derart gehyptes iPhone- und iPad-Aushängeschild lediglich als wichtig erachtet, auch ein bisschen Spieltiefe zu zeigen…
Weitere zwei Stunden nach diesem ersten Fazit habe ich mich zur eigenen Überraschung doch festgespielt. Nachdem die Schlossmauern mehrfach gestürmt, ein Duzend Zwischengegner erlegt, und ein finaler Boss mich wiederholt vernichtet hat, konnte ich den ‚Dorn‘, meine schwere Streitaxt, aufrüsten. Gegenstände, Levelpunkte und Geld aus gescheiterten Anläufe bleiben nämlich erhalten. Mit diesem Ungetüm von einer Waffe zwischen meinen Fingern bezwinge ich nun aus dem Handgelenk mühelos die teilweise bildschirmfüllende Horde. Das bereitet Genugtuung, soviel gestehe ich dem Titel trotz ‚Grinding‚-Ansatz zu.
Die Verwaltung der Ausrüstung und das Upgrade von Ringen, Rüstungen und Stichwaffen bleibt verwirrend und versteckt sich in äußerst hässlichen Menüs. Und auch die Geschichtserzählung deutet lediglich seichten Tiefgang an. Wer jedoch dranbleibt, ‚levelt‘ seine Ritterkluft auf und findet neue Magie-Mittel und Spezialangriffe für die Portion Abwechslung in den Kämpfen.
Wägt man die klaren Einschränkungen in puncto Gameplay mit der graphischen Finesse ab und mischt das klassische Verkaufsargument ‚kleiner Preis‘ unter, gehört dieser Titel trotzdem in eine gut gepflegte iOS-Spielesammlung.