Wettrüsten um Standortinfos
Zu ‚Locationgate‚ In der Diskussion um die Erfassung von Geo-Positionen wurde bekannt, dass Apple Verkehrsdaten von iOS-Geräten für die Nutzung in einem zukünftigen Service erfasst:
8. What other location data is Apple collecting from the iPhone besides crowd-sourced Wi-Fi hotspot and cell tower data?
Apple is now collecting anonymous traffic data to build a crowd-sourced traffic database with the goal of providing iPhone users an improved traffic service in the next couple of years.
Die Sammlung von Standortdaten ist bereits länger bekannt und geschieht (mindestens) seit iOS 3.2 (April 2010). Davor zapfte Apple nach eigenem Kommentar ausschließlich die Google- und Skyhook-Datenbanken zur Positionsermittlung an. Rund um diesen Termin akquirierte der Computerkonzern auch die Kartendienste Placebase (im Herbst 2009) und Poly9 (im Juli 2010). Am vergangenen Wochenende wurde bekannt, dass nun scheinbar auch C3 Technologies – ein Spin-Off vom Autohersteller Saab – als neue Cupertino-Tochterfirma gilt.
Eine bereits auf dem diesjährigen Mobile World Congress gezeigte iPad-App (siehe Video) ließ sich per Multitouch-Gesten bedienen, ganz ähnlich dem für einige Großstädte verfügbaren 3D-Modus von Google Maps auf Android-Smartphones. Anders als dieser zeigen die Karten von C3 Technologies jedoch nicht nur 3D-Modelle, sondern auch die abfotografierten Fassaden der Gebäude an, was einen fotorealistischen Eindruck vermittelt.
Das zeigt, wie Apple operiert und drängt den Vergleich mit Siri auf. Apple kauft nicht eine einzelne Firma und verwendet deren Produkt, sondern flechtet aus unterschiedlichen Komponenten, Lizenzen und über die passenden Fachkräfte ein ‚Feature‘ ins bestehende Portfolio ein. Ähnlich wie beim neuen Sprachassistenten die Kombination aus App-Store-App und Nuance-Partnerschaft zusammenspielt, häufen sich auch diesmal die (vermeintlich) kleinen Firmenkäufe mit dessen Spezialisierung an.
Sicher ist: Apple baut nicht (nur) ein neues ‚Google Maps‚. Zur Erinnerung: Die Kartenanwendung auf allen iPhones und iPads stammt direkt aus Cupertino; Google stellt lediglich die Schnittstelle zur eigenen Datenbank.
Sicher ist außerdem: Die Geo-Funktionalität unter iOS ist nicht mehr wegzudenken, da sie sich über die reine Karten-Oberfläche hinaus auf Drittanbieter-Anwendungen und Systemfunktionen erstreckt. Schon allein aufgrund dieser elementaren Integration von Ortungsdiensten ist ein System unter eigener Kontrolle für Apple notwendig.
Es bleibt daher ein Wettrüsten, das nicht zwangsläufig zu einem hauseigenen ‚Apple-Maps‚ führen muss – es kann weiterhin ’nur‘ darauf aufbauen. Aber (zumindest) theoretisch die Möglichkeit zu besitzen, unabhängig zu sein, birgt eine komplett andere Verhandlungsposition für die Zukunft.