Reeder mit kompletter Readability-Integration
Reeder, mein mittlerweile auf iPhone und iPad etablierter RSS-Reader, erhält mit dem heute veröffentlichten Update volle Readability-Unterstützung. Auch auf dem Mac (7.99 €; MAS-Link) möchte ich im Moment nicht mehr zu NetNewsWire zurück. Reeder führt den Online-Service am Desktop, der die relevanten Textpassagen aus Webseiten extrahiert, bereits seit Anfang Juni im Programm. Schon im Januar sagten die mobilen RSS-Clients gekürzten Feeds den Kampf an.
Über Readability müssen an dieser Stelle noch einmal zwei oder drei Worte verloren werden. Insbesondere weil dessen Konzept zukunftsweisend im Umgang und Konsum mit textbasierten Inhalten im Web ausfällt. Ähnlich wie Flattr umschifft es die vermittelnde Rolle des Verlegers und ermöglicht direkte Mini-Zahlungen zwischen Lesern und Publizierenden.
Wer die kostenlose Text-Formatierung, anzupassen in puncto Layout und Schriftgröße, einmal ausprobieren möchte, findet über jedem iPhoneBlog-Artikel in der Einzelseitenansicht einen entsprechenden Button. Wer monatlich mindestens 5 US-Dollar auf den Tisch legt, bekommt das vollwertige ‚Instapaper‚-Paket. Artikel lassen sich zum späteren Lesen markieren, an einen Kindle senden oder über die Web-App lesen.
Doch warum sollte man das machen, wenn Marco Arments Instapaper-Service ohne Grundgebühr und über den einmaligen Kauf der iOS-App (3.99 €; Universal; App Store-Link) gleichwertig funktioniert? Simpel: Weil man dadurch den Produzenten der Inhalte Mikrozahlungen zukommen lässt. Stark vereinfacht ist das die wesentliche Motivation hinter einem Readability-Abo.
Wer bislang noch überhaupt keinen ‚Read-it-Later‘-Service dieser Art nutzt, findet damit (s)einen guten Einstieg. Doch durch welche brennenden Feuerreifen müssen alteingesessene Instapaper-Nutzer springen? Ohne auch nur ein Bookmarklet zu ändern oder seinen Tweetbot umzukonfigurieren, bietet Instapaper eine Verknüpfung des Benutzerkontos an (http://www.instapaper.com/user).
Darüber vergütet man Artikel mit einem prozentualen Anteil seines Monatsbeitrags. Genau wie bei Flattr teilt sich die Summe in kleine Anteile zwischen den vermerkten Artikeln auf. Im Gegensatz zum schwedischen Micropayment-Konzept geschieht die Zuteilung (nach der ersten Einrichtung) relativ unbewusst. Manchen Leuten kommt dies vielleicht sehr gelegen, wenn ich mir die Anzahl der Anfragen für einen Flattr-Button im RSS-Feed anschaue.
Unbewusst ist aber ein gutes Stichwort. Wer als Anbieter von Inhalten noch kein Readability-Konto hat, muss nicht um verlorene Einnahmen bangen sondern kann diese auch rückwirkend für seine Domain einfordern.
Obwohl noch diverse Fragen ungeklärt sind (Warum die hohe 70/30 Teilung?), erheblicher Erklärungsbedarf besteht (Warum brauche ich als Publisher noch einen zweiten Account für die eigene Teilnahme?) und sich die Umsätze in kleinsten Dimensionen bewegen, spürt man einen Hauch von Wandel. Während zwischen staubigen URL-Wänden immer noch kleine Kobolde sitzen, die sich ihr Mantra „Im-Internet-lässt-sich-kein-Geld-verdienen“ in den Bart murmeln, stauben Flattr, Readability und Co. mit dem banalen Vorschlag „Ich-zahle-wofür-ich-zahlen-will“ ab.