Google +1
Ich mag Google+. Warum das so ist, weiß ich eigentlich noch gar nicht. Irgendwie scheint jedoch noch ein Plätzchen frei, zwischen Twitter, Facebook und Tumblr.
Wie sich dieser neue Online-Spielplatz in den nächsten Monaten entwickelt, entscheiden seine Nutzer. So wie damals bei Twitter, als sich die (banalen) Status-Meldungen langsam zu informationellen Mehrwerten entwickelten. Wer erinnert sich noch? Die ersten Annahmen, seine Kommunikation in kleinen Peer-Gruppen zu führen, haben sich nicht erfüllt. Selbst Anwender mit wenigen ‚Verfolgern‘ sprechen über Hashtags und die (Geo-)Suche immmer auch mit dem gesamten Netzwerk. Genau deshalb fällt es (mir) schwer, lange Diskussionen über öffentlichen @Replies zu führen.
Bei Google+ habe ich diese Hemmungen nicht. Trotzdem muss sich Google etwas in puncto Benachrichtigungen einfallen lassen, damit zwei plauderfreudige Gesprächspartner nicht die ganze (Kommentar-)Teilnehmerschaft belästigen unterhalten.
Meine Hoffnung ist, dass Google+ mehr Anlaufstellen mit individuellen Kontakten liefert – die nicht gleich meine ‚Freunde‘ sein müssen. Genau das wäre neu, braucht aber Zeit. Ähnlich wie man für die Twitter-Kurznachrichten seine ‚Einarbeitung‘ brauchte, um das ‚Alles-ist-öffentlich‘-Prinzip zu verinnerlichen.
Fundamentale Grundlage dafür: mobile Apps. Android ist versorgt. Optisch ist das zwar alles noch rudimentär; praxistauglich jedoch allemal. ‚Benachrichtigungen‘ der Geschehnisse auf Google+ lassen sich von der unteren Bildschirmhälfte nach oben ziehen. Sowohl der Foto-Upload als auch der Gruppen-Chat ‚Huddle‚ funktionieren.
iOS bekam zum Start in der vergangenen Woche eine sehr gute Web-App. Darüber ist es jedoch nicht möglich, einem Beitrag Fotos anzuhängen. Die Android-Software kann das. Vom iPhone aus lassen sich mit Drittanwendungen wie PhotoSync oder PhotoForge2 Bilder ins Netz laden, die zur Google+-Veröffentlichung führen.
Sowohl das Android-Programm als auch die Web-Anwendung für iPhone und iPad benötigen zusätzlich die Möglichkeit, ausgewiesene Links mit kurzen Zitaten zu veröffentlichen. Aber das wird schon. Ich bin nach der ersten Woche sehr zuversichtlich – insbesondere weil Google gefühlt an allen Ecken und Enden aktiv schraubt.
Die native Google-App liegt Apple bereits zur Freigabe vor. Erst dann ist eine erste ernstzunehmende Bewertung über die mobile Anbindung des Online-Services möglich.
Außerdem nicht zu missachten: Google+ sollte dem Fotodienst Picasa einen ordentlichen Schub verpassen. Ähnlich wie Twitter sich diesen Markt zukünftig nicht mehr von yfrog und Co. wegnehmen lässt, landen die Bilder-Uploads bei Google – mit neuen Freiheiten.
Tiefste Einblicke zur Entstehung von Google+ – aber auch dessen Ausrichtung („This isn’t like an experiment. We’re betting on this, so if obstacles arise, we’ll adapt.„) – hackte Steven Levy für Wired.com in seine Tastatur.