‚TweetBot‘ – Twitter sucht den App-Star
Die TapBots stossen TweetBot (1.59 €; App Store-Link) ins App-Store-Getümmel. Wie der Name schon erahnen lässt, geht’s um einen neuen Twitter-Client. Das wirft die (fast unerwartete) Frage auf: Wer zum Teufel braucht noch eine Twitter-App?
Erste Antwort: Keiner! Zweite Antwort: Nicht brauchen, aber vielleicht wollen?!
Und genau darum geht es mittlerweile im Software-Schlachtfeld auf dem iOS-System. Insbesondere der populäre Kurzmitteilungsdienst hat durch seinen freien Zugang der Nutzerdaten eine Fülle (und das ist grandios untertrieben) an unzähligen Apps produziert. Jede Funktion scheint mittlerweile ausprobiert, dreimal durchgequirlt und neu verpackt. Letztendlich läuft aus derzeitiger Perspektive die Suche (und auch der Wechsel) eines Clients auf persönliche Vorlieben hinaus. Wenn man so will: Ein klassisches Luxusproblem.
Hinter dem App-Icon, einem Roboter-Vogel mit Vuvuzela-Schnabel, der sich ‚Inspirationen‘ aus Zeldas Deku Scrub und Douglas Adams‘ Starship Titanic entlieh, verbirgt sich erstmal ganz viel Neues. TapBots, das Entwicklerteam von Calcbot, Convertbot, Weightbot und Pastebot (App Store-Link) schraubte laut eigenen Angaben über ein gesamtes Jahr an dieser Umsetzung.
Die Wischgesten, mit denen man direkt aus dem Hauptzeitstrahl ‚Konversationen‘ sowie ‚verwandte‘ Tweets aufruft, sind extrem praktisch weil sie allerhand ‚Zurück‘-Knöpfe einsparen.
Der Umgang mit Listen – für mich unersetzlich – gestaltet sich strukturiert und mit sehr viel Feinsinn. Über einige UI-Entscheidungen (noch kein Breitbild-Mode) und technischen Mängel (scheitert das Absenden eines Tweets, geht dieser teilweise verloren) lässt sich mit mir streiten. Ebenfalls zu diskutieren: TweetBot lädt ohne Rücksicht auf Verluste auch komplexe Timelines in den Anwendungs-Speicher. Das ist großartig und erspart Kontobesitzern, die einer viel zu hohen Anzahl von Personen folgen so wir mir, ein bequemes Nachlesen der verpassten Stunden.
Wenn sich die App jedoch im Tsunami-Stil mit Kurznachrichten füllt, merkt man den Kampf zwischen App und OS um Arbeitsspeicher – trotzdem hatte ich bislang noch keinen Absturz. Leichtes Stocken ist dann jedoch angesagt. Ich möchte dies jedoch nicht eintauschen, um den Genuss aufzugeben, mehreren Stunden in die Tweet-Vergangenheit zu rollen.
Nach drei Tagen Dauertest (Video / FAQ) bleibt festzuhalten: TweetBot scheucht bereits in seinem ersten Anlauf jedem aktuellen Konkurrenten ein leichtes Entsetzen ins Gesicht. Einige Twitter-Apps dürfen sich gerne auch beschämt in die Ecke stellen.
Anfangs war ich überkritisch. Die zahlreichen Lobhudeleien der US-Presse (1, 2 und 3) machen es manchmal nicht leicht, in den stimmungsvollen Gesang vorurteilsfrei einzusteigen. Und trotzdem: Die jetzige Fassung darf (noch) als ‚feature-arm‘ aber wahnsinnig durchdacht und technisch standfest bezeichnet werden. Jeder Twitter-Benutzer mit iPhone sollte zumindest einen Testlauf wagen.
In diesem Zusammenhang ein kurzer Hinweis. Einen bunten, halbgaren und manchmal auch belustigenden Blick auf die (persönliche) (Technik-)Welt verfasse ich als @iPhoneBlog. Dagegen publiziert @iPhoneBlog_Link die hier veröffentlichten Blog-Beiträge. Natürlich manuell und mit individuellem Kommentar. Einen zuverlässigeren ‚Push‘ (insofern Twitter funktioniert) gibt es nicht. TweetBot setzt für die Sofortübermittlung von den kurzen Beiträgen übrigens auf Boxcar.