Adobe: Photoshop spricht zukünftig mit iPad
Wenn Adobe damit beginnt dass Portemonnaie zu zücken und auf irgendwas mit Geld zu werfen weiß man: Die Phase der ‚Early Adopter‘ ist endgültig vorbei.
Das klingt nicht so negativ, wie es vielleicht gemeint ist. Das ehemals flexible Sportboot unter den Grafik-, Design- und Layout-Software-Produzenten ist mittlerweile ein behäbiger Kreuzfahrtdampfer. Die Produktzyklen ihrer Flaggschiff-Software umfassen inzwischen 12, 18 teils 24 Monate. ‚Up-to-date‘ sieht anders aus.
Gegen diese zunehmende Herausforderung will sich Adobe jetzt rüsten: ein Halbzeit-Update, ein neues Abo-Modell und die Anbindung von mobilen Geräten wie dem iPad stehen bevor.
In der vergangenen Nacht lief ein Presse-Embargo über die geplanten Umstellungen und Neuerungen aus. Das ist immer sehr schön daran zu merken, wie alle großen Online-Medien eine ‚Top-Story‘ – zu beinahe identischer Stunde – ins Netz kippen.
Die aktuelle Ankündigung beinhaltet ein Zwischen-Update der Creative Suite auf Version 5.5 – der ‚Buying Guide‚ erklärt die anfallenden Kosten. Wer konstant die neuen Software-Fassungen einspielen möchte, greift zu einem Monatsabo. Dessen Preise beginnen für Einzelprodukte wie beispielsweise Photoshop mit 39 Euro. Größere Pakete, wie ‚Adobe Design Premium CS5.5‘, veranschlagen 109 Euro. Die ‚Master Collection‘ ist für 155 Euro zu haben.
Ich habe versucht, die Preis-Staffelung mit Hilfe der Webseite nachzuvollziehen und bin kläglich gescheitert. Viel Glück allen, die darauf angewiesen sind, diese Aufstellung verstehen zu müssen.
Dagegen verständlicher: Mit einem ‚Touch SDK‚ fordert Adobe Entwickler auf, Brücken zwischen dem Desktop und mobilen Geräten zu schlagen. Das Konzept ist mittlerweile hinlänglich im App Store erprobt: Ein Desktop-Programm teilt im gleichen WiFi einen digitalen Handschlag mit iPhone oder iPad. Derzeit platziert Adobe die Tablets vornehmlich als Eingabegeräte wie beispielsweise einer Pinsel-Auswahl, einem Farb-Mischbrett oder einer Skizzen-Palette.
Das Softwarehaus stellt drei Beispiel-Apps vor, die nächsten Monat zwischen $2 und $5 US-Dollar zum Kauf stehen. Wirklich beeindrucken wollen die App-Store-Programme Nav, Eazel und Color Lava jedoch noch nicht. Diverse Berichte beschreiben die Apps als ‚Anschauungsbeispiele‚. Einige dort verwendete Ansätze erinnern stark an bereits bekannte Entwicklungen.
Auch ein ‚komplettes Photoshop‘, wie es vor wenigen Tagen als schlecht abgefilmtes Video durchs Netz fleuchte, hat nichts mit den heute vorgestellten Programmen am Hut.
Die ‚große Idee‘ ist natürlich eine andere: Mehr Drittanbieter-Apps verkaufen mehr Kollektionen der Creative Suite. Zumindest Macworld.com zeigt sich optimistisch:
I have no doubt developers will be burning the midnight oil to push the envelope of this new technology and create other useful Photoshop-integrated apps. I can’t wait to see where they take us.
Ob die Zeit dafür schon reif ist, muss sich noch zeigen. Den ‚Consumer‘-Bereich hat Adobe schon lange aus den Augen verloren. ‚Elements‚, ernsthaft?
Im Pro-Bereich dagegen geht kein Weg an der ‚Suite‘ vorbei. Doch ein 5.5-Update klingt nicht nach einem Neuanfang, der sich traut alte Zöpfe abzuschneiden. Mir kommt es jedoch so vor, als ob dies dringend nötig wäre…
Nichtsdestotrotz: Egal wie simple die ersten Gehversuche derzeit noch ausfallen, mit ‚Adobe‘ im Boot, können wir die Diskussion um ‚Consumption‘ und ‚Creation‘ nun endlich komplett zu den Akten legen.