Das Geschäft mit der Angst
Das auf Sicherheitssoftware spezialisierte Unternehmen Kaspersky Lab warnt in einer Pressemitteilung vor „Schlechten Aussichten“ weil sich die „Mobile Bedrohungslage verschärft„. Nach eigener Analyse, zwischen August 2009 und Dezember 2010, stießen die Experten auf „insgesamt 46 neue mobile Schädlingsfamilien„. Gegenüber dem letzten Erhebungszeitraum, „innerhalb von 17 Monaten„, hat sich damit die Anzahl der „neuen Schädlinge für mobile Geräte […] praktisch verdoppelt„.
Das trifft sich gut, weil die in der Pressemitteilung zur Bedeutsamkeit zitierte Bitkom-Studie, ebenfalls für das letzte Jahr die „Zahl der Handy Surfer […] verdoppelt“ sieht. Exakt diese Verbindung lässt die Pressemitteilung jedoch unter den Tisch fallen. Na gut, der Leser ist sicherlich mehr als zugeneigt, einen Blick in die Aufstellung der detaillierten Daten zu werfen. Wo wäre der Spaß an Wissen, wenn es einfach so auf dem silbernen Tablet serviert werden würde?
Ein Blick in die besagte „Virologie mobiler Geräte“ zeigt, dass drei Plattformen für Schadprogramme auffallend herausstehen: J2ME, Symbian und Windows Mobile. Mehr oder minder – ich möchte nicht übertreiben – der ‚heiße Scheiß‘ von Vorvorgestern.
Aber keine gute Pressemitteilung kommt dieser Tage ohne die Erwähnung des Begriffs ‚iPhone‘ aus. Das macht sich schon allein beim Google Ranking gut! Ich zitiere:
Weiterhin tauchte ein iPhone-Wurm (Net-Worm.IphoneOS.Ike.b) auf, der von Cyberkriminellen für zielgerichtete Phishing-Attacken auf Kunden einer holländischen Bank eingesetzt wurde.
Der informierte Benutzer mag schmunzeln. Doch das Lachen verstummt sequenziell im Hals, wenn man fast bis auf die letzte Seite der Detail-Erklärung krabbeln muss, um die aufgeworfene Behauptung ein wenig ‚einzuschränken‘.
Von einer Infizierung waren jene Anwender bedroht, die auf ihrem iPhone oder iPod Touch einen Jailbreak durchgeführt und das Standard-SSH-Passwort nicht geändert hatten.
Ich mag allerdings sehr, wie ausführlich die Beobachtung dann an dieser Stelle trotzdem ausfällt:
Ernsthaften Schaden hat er den Anwendern allerdings nicht zugefügt: Ike ersetzte den Startbildschirm auf dem Smartphone des Anwenders mit einem Bild von Rick Astley, einem Sänger aus den 80er Jahren. Andere Aktivität zeigte dieser Wurm nicht.
Okay, auch die verwurmte Abspaltung namens „Net-Worm.IphoneOS.Ike.b“ fand Erwähnung, welche über eine Phishing-Seite ans holländische Bankkonto wollte. Daraus jedoch die Schlussfolgerung zu ziehen: „bei Ike [handelt es sich] um einen echten „Geld machenden“ Schädling für gehackte Versionen von iPhone und iPod Touch„, liegt wohl außerhalb meines Komik-Verständnisses.