[iPad-Game] Superbrothers: Sword & Sworcery EP
Abgedreht. Es ist 23:51 Uhr. Mittwoch-Mitternacht. Ich habe gerade das erste Kapital der bereits lange angekündigten Superbrothers-Produktion „Sword & Sworcery EP“ absolviert. Die Kanadier schickten den Promocode gegen 23 Uhr. Jetzt stehen bereits 17-Prozent auf meiner Spielzeituhr, die ich seit zirka 35 Minuten befülle. Wenn diese Zeilen veröffentlicht werden, ist der derzeitigen iPad-Exklusivtitel bereits im App Store erhältlich. Und ich rate euch, kauft ihn!
Okay. Ich verweise meine erste Begeisterung in Grenzen. Das Pixel-Abenteuer mit Rollenspiel- und Geschicklichkeits-Einschlag ist alles andere als massentauglich. Aber genau das macht es so sympathisch. Schon jetzt steht für mich fest, dass man diesen Touch-Titel nur schweren Herzens bei Tageslicht während einer hektischen U-Bahnfahrt spielen kann. Das wäre fürwahr Kultur-Raubbau. Dämmerstimmung, ein ausklingender Tag und volle Konzentration voraus sind die besten Bedingungen sich rundum auf S:S&S EP einzulassen.
Im Moment zweifele ich sehr an der Bezeichnung ‚Game‘, die sich unter anderem in dieser Artikel-Überschrift wiederfindet. Es ist mehr ein audiovisuelles Schauspiel, dem man beiwohnt. Aber wehe, jemand nimmt die Bezeichnung ‚interaktives Irgendwas‘ in den Mund! Das hier ist Pixel-Schubsen auf ganz hohem Niveau – aber ohne damit anzugeben. Die aufgestapelten Bildpunkte wirken auch nach mehreren Minuten Spielzeit noch lakonisch zusammengewürfelt, obwohl man sich alle paar Abschnitte erneut überrascht fühlt, wenn aus einem hölzernen Raster-Klumpen plötzlich ein furchterregendes Ungeheuer schlüpft.
Während sich unser Hauptdarsteller von Bildschirmübergang zu Bildschirmübergang kämpft und rätselt, bleibt die Musik ein konstantes (Spiel-)Element. Sie setzt fast nie komplett aus sondern steigert zu unmöglichen Zeitpunkten die Dynamik. Zu einem großen Teil ist es diesen elektronischen Ambient-Beats zu verdanken, dass man mit dem Protagonist Logfella fühlt, flucht, hadert und siegt. Ich will diesen Soundtrack! Es scheint, als würde ich ihn im April bekommen.
Zwingende Vorraussetzung sind natürlich Kopfhörer. Lasst bloß keinen iPad-Lautsprecher diese Klangkompositionen verzerren oder an der eingewürfelten Sprachausgabe von Robert Ashley, der Podcast-Stimme von ‚A Life Well Wasted‚, drehen.
Zweiter Tipp: Lest keine Reviews. Entweder jemand haut euch nüchterne Feature-Beschreibungen um die Ohren oder ’spoilert‘ womöglich noch einzelne Erlebnis-Passagen.
Und damit ist auch von meiner Seite aus Schluss. Es ist mittlerweile 00:47 Uhr. Morgenfrüh steht Soeben stand noch ein kurzer Video-Einblick auf dem Programm, der versucht einen Hauch dieses Experiments einzufangen.
Die komplette Entstehungsgeschichte samt Danksagung im Text-Adventure-Stil ist übrigens der einzige (populär platzierte) Optionspunkt neben ‚Spiel starten‘, im Hauptmenü. Schon allein dass, sagt eine ganze Menge über den Titel aus.