Apple aktualisiert seine App Store-Review-Richtlinien
Im Zuge der gestrigen Bekanntgabe über ‚In-App‘-Verkäufe überarbeitet Apple seine ‚iOS App Store Test-Richtlinien‚. Dessen populärste Erweiterung daraus lautet wie folgt:
If you attempt to cheat the system (for example, by trying to trick the review process, steal data from users, copy another developer’s work, or manipulate the ratings) your apps will be removed from the store and you will be expelled from the developer program.
Im ersten Gedankenschritt klingt das nachvollziehbar. Wer möchte Apps, die ‚Nutzerdaten‘ stehlen oder sich über ‚manipulierte Ratings‘ in den Hitlisten nach oben arbeiten, richtig? Zu bedenken bleibt jedoch, dass es sich bei den zusammengetragenen ‚Vorgaben‘ um keinen fest geschriebenen Gesetzestext handelt, sondern eine Interpretation weiterhin explizit dem jeweiligen App Store-Prüfer unterliegt. Nicht umsonst beschreibt Apple die Aufstellung als „lebendiges Dokument“ bei dem „neue Apps auch neue Fragen aufwerfen können, die sich dann in neuen Regeln widerspiegeln„.
Es gilt jedoch die Frage zu stellen, inwieweit Entwickler Anwendungen mit neuen Funktionen dem ‚Genehmigungsprozess‘ überhaupt vorlegen, die an unbekannte Grenzen stoßen und diese bewusst oder unbewusst überschreiten, wenn ihr Entwickler-Konto auf dem Spiel steht. Die prominente Erweiterung in der ‚Einleitung‘ der ‚Review-Richtlinien‘, in der sich die jetzigen Auszüge wiederfinden, jagt mir zumindest einen kalten Schauer über den Rücken.
Denken wir einmal nicht an Sternchen-Manipulationen oder Design-Klau sondern den nicht minder populären Fall der Anwendung Camera+. Entwickler Tap Tap Tap hat hier eindeutig die Grenze der App Store-Hüter übersprungen. Sogar mit Anlauf. Aber eine Diskussion um die Verwendung der Hardware-Buttons (beispielsweise als Foto-Auslöser) halte ich trotzdem für wichtig. Hätten sie das Gespräch darüber auch angestoßen, wenn ihre anderen, lebenserhaltenden Apps wie Calcbot, Convert oder Voices 2 durch die Kündigung des Entwickler-Accounts auf dem Spiel gestanden hätte? Ich denke, die viermonatige (Verkaufs-)Abstinenz war eine gerechte Strafe…
Klar, auf der Nase herumtanzen lassen würde ich mir als App-Prüfer nicht. Wer über 943 Apps innerhalb von neun Monaten in den App Store einstellt, gehört gebändigt. Genauso zählt der unlautere Gebrauch von Promocodes und dessen Benutzung über Fake-Konten mit Bewertungs-Tricks unterbunden. Trotzdem dürfen die anderen (Hundert-)Tausend-Entwickler nicht unter einem einzigen verwirrten Geist leiden. Die Kollateralschäden wäre zu hoch. Ich würde deshalb gerne die ‚Guidelines‘ als das betrachten, als das sie sich selbst sehen, als ein „lebendiges Dokument„. Der Rauswurf eines Entwickler(-Studios) kündigt diese ‚lebendige‘ Zusammenarbeit jedoch auf, weshalb mir die neue Formulierung „will be expelled from the developer program“ schlicht und ergreifend zu populär platziert ist.