[app] Zeit Online plus

Die Zeit‚ veröffentlicht am heutigen Montag ihre erste App-Store-Anwendung, die die Wochenzeitung in digitaler Abo-Form gleichzeitig auf das iPad und iPhone befördert. Der kostenlose Download beinhaltet eine Heftprobe sowie den 5-€-In-App-Verkauf, welcher vier PDF-Dateien der (Print-)Ausgabe freischaltet. Nach einer „Einführungsphase“ sollen 9 € fällig werden. Des Weiteren verlängert sich der (Programm-)“Nutzungszeitraum“ um 30 Tage, in dem der Zugriff auf die Inhalte von ‚Zeit Online‘ eingeräumt werden.

Vorweggeschickt sei: Das Angebot ist preislich fair nicht unfair. Die Ausgabe auf totem Baum kostet am Kiosk 3.80 €; die ePub-Version schlägt als Monatsabo mit 7 € zu. Wer sich für 6 Monate elektronisch verpflichten mag, zahlt hier lediglich 5 €. Warum das „E-Paper“ nach der „Einführungsphase“ fast 50-Prozent preiswerter ausfällt, bleibt ungeklärt. Die Preisdifferenz zur ‚klassischen‘ Kombination aus Papier und Tinte trifft jedoch in einen vertretbaren Rahmen.

Unerfreulicherweise besteht mit dieser ersten (universal) iOS-Version keine Möglichkeit, laufende ePUB-Abos zu integrieren. Wer per In-App-Kauf sein Geld ausgibt, kann sich über einen internen Code insgesamt drei Geräte freischalten zu lassen, die das identische Abonnement konsumieren.

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Soviel zur neutralen Vorrede.

Die (ausführliche) Vorstellung dieser App-Store-Anwendung ist einzig der Tatsache geschuldet, das ich ‚die Zeit‘ für ein wirkliches Qualitätsmedium dieser Tage erachte und dessen Beiträge sehr schätze. Aus technischer Perspektive verdient der zusammengeklopfte 5-Megabyte-Programmcode keine individuelle Aufmerksamkeit. Zu ‚uninspiriert‘ und ohne kreative Ansätze dümpelt die Web-AppAnsicht aus einem Standard-App-Store-Baukasten im iPhone-Biotop.

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Wer mit einem iPad, iPhone oder iPod touch auf http://www.zeit.de surft, bekommt mit der mobilen Webseiten-Formatierung bereits ein identisches Angebot. Auch die am Donnerstag erscheinende Print-Ausgabe wird ohne zusätzliche ‚Verfeinerungen‘ vor der Käuferschaft ausgekippt. Einzige Anstrengung: Die in PDF- und Text-Version aufgebrochene Darstellung der Beiträge.

Zwischen der reinen Buchstaben-Präsentation und einer bebilderten „Originalansicht“ lässt sich mit unscharfen Knöpfen wechseln. Wer den Schritt zum Druck-PDF auf dem iPad wagt, findet nicht mehr den Schalter zurück zur Text-Abbildung. Artikel, die nicht über den Bildschirmrand hinausragen, vermissen den ‚Gummizug‘, der die Multitouch-Fingersteuerung so intuitiv macht.

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Wer den kostenfreien Download angestrebt und sich bis zur „Demoausgabe“ durchgewühlt hat, ist nach den ersten Minuten bereits ein Duzend Mal mit einem aufspringenden Pop-up-Fenster begrüsst worden. Dort steht: „Nutzungszeitraum abgelaufen“. Um es vorsichtig zu formulieren: Kein leichter Einstieg.

Warum es sich der eine oder andere trotzdem antut, spricht für die „Hurra-wir-lesen-noch“-Qualität, welche ich der ‚Zeit‚ nicht im Geringsten absprechen möchte. Trotzdem ist ‚die Verpackung‘, und der damit zusammenhängende (Technik-)Auftritt, heutzutage deutlich gewichtiger als man es in dieser Branche womöglich wahrhaben möchte. Große Teile der Leserschaft sind wahrscheinlich noch Jahre davon entfernt, digitale Güter gedanklich so wertzuschätzen, wie eine Druck-Auflage im Briefkasten.

Wer ‚im Spiel‘ bleiben möchte, tritt mit einem be- und durchdachten Angebot an seine Kunden heran. Der erste App-Store-Auftritt von ‚die Zeit‘ wirkt eher ‚unbesonnen‘.

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