‚My Frame‘-Rauswurf und Steve Jobs Antwort zur konstanten App-Store-Kritik

Nachdem ich mir die, mittlerweile auszugsweise verfügbaren Videoausschnitte der D8-Konferenz mit Steve Jobs zu Gemüte geführt habe, gilt es doch noch einmal auf eine Nachricht von Gestern detaillierter einzugehen.

Wie an dieser Stelle bereits Erwähnung fand, warf Apple die Anwendung ‚My Frame‘ aus ihrem App Store, weil sie angeblich einen „eigenen Desktop erzeugt“. Diese Aussage stammt nicht von einem ungeschulten App-Store-Mitarbeiter, der das wankelmütige Regelwerk für Zugangsgenehmigungen versuchte eigenständig zu interpretieren, sondern von Jobs persönlich. Zumindest antwortete sein E-Mail-Account mit den Worten: „We are not allowing apps that create their own desktops. Sorry.“.

Der sympathische My-Frame-Entwickler Russell Ivanovic antwortete auf meine E-Mail um Mitternacht aus der australischen Zeitzone und ließ den Tipp springen, das die bemängelte Anwendung sich erst sukzessiv aus den länderspezifischen App Stores zurückzieht. Dadurch konnte ich die 1.59 € noch im deutschen Store loswerden und mir einen persönlichen Eindruck des Programms verschaffen.

Alles, was es zu der (durchaus netten) Bildschirmschoner-App zu sehen gibt, hier in einem formlosen Video (mit Country-Musik-Untermalung).

DirektFrame

Ein bisschen ein- und abgetaucht in der Thematik, fällt ein Blog-Beitrag vom Shifty-Jelly-Entwicklerteam auf, dem unter anderem Ivanovic angehört, und der sich Mitte April schützend hinter den Apple-Genehmigungsprozess stellte.

Der Artikel Die öffentliche E-Mail „Sorry Media, But Apple Isn’t Evil“ beschäftigt sich mit „Spam-Apps“, bei denen hunderte von Bikini-Anwendungen nacheinander eingereicht werden. Apple schiebt diesem ‚Treiben‘ seiner Meinung nach zurecht einen Riegel vor.

Zu dieser Zeit lautet das Fazit des Beitrags:

I love the app store and the amazing hassle-free distribution it provides and I only really have a few niggling concerns with how Apple has dealt with us, as developers.

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Ich empfinde das (zurecht) viel diskutierte App-Store-Thema ebenfalls als sehr ambivalent und je nach Gemütslage unterschiedlich (schlimm). Bei vielen (herausgearbeiteten) Einzelfällen fasst man sich an den Kopf und votiert ohne Nachzudenken für die App-Store-Revolution im ‚Che Guevara‘-Stil.

Im pragmatischen Alltag fällt es auf der anderen Seite jedoch nicht mehr wirklich auf, wie bedenkenlos und sorgenfrei man jede Software auf seinem Mobiltelefon installiert. Das Smartphone serviert, die ansonsten schon ausreichend komplizierte IT-Welt, ein kleines Häppchen leichter. Keine Lizenzschlüssel, keine Kompatibilitätseinschränkungen und keine Konfigurationshindernisse. Glücklich eingesperrt, aber mit weitem Auslauf.

Manchmal vergesse ich, dass dies früher (und heutzutage auf anderen Plattformen) alles ganz anders und grausamer war. Zumindest für diesen Ansatz in eine neue Richtung zolle ich Apple uneingeschränkten Respekt.

Genau dieses Argument, über die „Bemühungen“ von Apple, stolpert Steve Jobs jedoch mit zahlreicher Häufigkeit. „We’re trying to make great products…“ wirft die Frage auf: Wo hört kontrollierte Anstrengung auf, und wo beginnt kontrollierende Überprüfung.

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Das lässt sich in vielen Fällen nicht durch schwarz-weiße Brillengläser auseinander sortieren. Eine Publikumsnachfrage zum Statistikdienstleister Flurry und dem Reglement über auszuwertende (Benutzer-)Daten, fasst es ziemlich gut zusammen.

Flurry liefert ein Framework, das App-Store-Entwickler in ihre Anwendung schrauben können, um damit Nutzerdaten wie die Art des Gerätes, die (Geo-)Position und Software-Version auszuwerten. Über solche Drittanbieter-Apps tauchten am Anfang des Jahres entsprechende Hinweise auf neue Geräte-Generationen auf, die sich mit einer noch nicht veröffentlichten iPhoneOS-Version vom Cupertino-Campus meldeten.

Wie Jobs richtig zu hören bekam, ist es für Entwickler natürlich wichtig zu wissen mit welchen Versionen und auf welcher Hardware ihre Software verwendet wird. Das Gegenargument der unfreiwilligen (und unbewussten) Weitergabe von Benutzerinformationen zieht jedoch genauso.

Obwohl sich Jobs-Antwort im folgenden auf die Flash-Diskussion bezieht, finde ich sie auch für die App-Store-Thematik sehr treffend:

Things are packages. Of emphasis. Some things are emphasized in a product. Some things are not done as well in a product. Some things are chosen not to be done at all in a product. And so different people make different choices. And if the market tells us we are making the wrong choices, we listen to the market.

We are just people running this company. We are trying to make great products for people. We have at least the courage of our convictions to say we don’t think this is part of what makes
a great product. Were going to leave it out. That is what a lot of customers pay us to do. […] If we succeed they are buy them. And if we don’t, they won’t.