ARD-Vorsitzender Boudgoust hält die Diskussion um eine Tagesschau-App für übertrieben und realitätsfern

Kurz vor Weihnachten erwähnte Dr. Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell (Tagesschau / Tagesthemen) in einem Gespräch mit der DPA, die geplante Entwicklung einer nativen Tagesschau-Anwendung für das iPhone. Die Diskussion, die danach von Lobbyismus betreibenden Politikern, verblendeten Interessenverbänden und privaten Verlegern losbrach, spottet jeder Beschreibung.

Die Bildzeitung startete eine große Kampagne, die zuletzt das komplette Gebührensystem in Frage stellte. Auch der NDR-Rundfunkrat meldete sich zu Wort.

Gniffke bezog Anfang Januar in zwei Blog-Beiträgen (1/2) Stellung. Ein einziges Zitat hätte meiner Meinung nach jedoch ausgereicht, den von Außen hereingetragenen Schmutz aufzuwischen:

Es geht bei unserer App darum, ein bereits bestehendes Angebot auch auf einer neuen technischen Plattform nutzbar zu machen.

Süffisant kommentiert die NDR-Sendung Zapp am 17. Januar die „Kämpfe um kostenlose Netz-Inhalte„.

Die neuste Aussage, die wieder Benzin ins Diskussionsfeuer gießt, tätigt der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust, der auch im Zapp-Video zu sehen ist. Am gestrigen Mittwoch kommentierte er die Debatte als „übertrieben und realitätsfern“:

Wenn man sich mal anschaut, wie viele iPhones es auf dem deutschen Markt gibt, relativiert sich die Frage noch einmal mehr“. […] Bei dieser Debatte wurde ja so getan, als würden nur die ARD und Springer sich auf diesem Markt tummeln. Das ist eine Verzerrung der Realität. […] Ob das nun die große öffentliche Debatte rechtfertigt, sei dahingestellt.

Heise.de ergänzt / novelliert entsprechend der DPA-Berichterstattung Boudgoust-Aussage um folgende Passagen, die nicht im direkten Wortlaut übermittelt ist: „In Deutschland gibt es nach aktuellen Schätzungen rund 800.000 iPhone-Nutzer. […] Zudem seien ja schon 140.000 Apps für das iPhone verfügbar, alle großen Verlage und die Privatsender längst vertreten“.

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