‚App Store wechsle dich‘
Die New York Times, in Person von Jenna Wortham, grub am Wochenende mit ihrem Artikel ‚Apple’s Game Changer, Downloading Now‚ tief in der New Economy-Zitatkiste.
There’s never been anything like this experience for mobile software. […] This is the future of digital distribution for everything: software, games, entertainment, all kinds of content.
Spätestens dann, wenn (im zweiten Absatz) vom ‚Schweizer Taschenmesser der digitalen Ära‘ die Rede ist, merkt man hier wird nicht an Superlativen gespart. Warum auch? Vierteljährlich neue Rekordberichte in den (iPhone-)Quartalszahlen; über zwei Milliarden App Store-Downloads und ein konstanter Begleiter in Funk und Fernsehen allen Medien. So fühlt sich Erfolg an.
Der verwendete Jargon um den ‚Game Changer‘ klingt dabei toll, aber stimmt natürlich nicht. Wo vorher kein ‚Spiel‘ stattfand, kann niemand aus einer ‚kritischen Situation‘ das Blatt wenden. Das, was Apple anders gemacht hat, ist die Kombination aus einer zentralen Plattform mit einem zentralen Betriebssystem für mobile Anwendungen. Und vielen kleinen, nicht unwichtigeren Details mehr.
Das Wort ‚Game‘ taucht 17-Mal im zitierten Artikel auf und lenkt zurecht die Aufmerksamkeit an den ‚jüngeren Bruder‘ der iPhone-Familie, den iPod touch. Für die Kategorie ‚Spiele‘ überrollt die vertragsfreie Touch-Flunder nach neusten Flurry-Statistiken die ‚alte‘ iPhone-Riege.
Der Erhebung liegt eine Stichprobe von 3.000 Applikationen, 45 Millionen Anwendern auf vier Plattformen zugrunde. Recht populistisch spricht die ‚Studie‘ von den ’süchtigen‘ loyalen iPod touch-Kids, die im höheren Jugendalter automatisch zu iPhone-Kunden konvertieren.
Genügend Trittbretter dafür zimmert iTunes in Eigenregie auf die ‚lebenslange‘ Marketing-Leiter. Mit ‚iTunes Rewind 2009‘ (App Store-Link) (ver-)sammeln sich zum Jahresende noch einmal die Software-Bestseller zu einem gemütlichen Tête-à-Tête.
Und damit alles so wundervoll verzaubert, ohne Störungen im Konsumrausch (ver-)bleibt, säuberte man den App Store von 1.011 Anwendungen des Verkäufers ‚Molinker‚, der sich mit einer Gruppe von Menschen iTunes-Accounts selbst untereinander bewertete. Phil – Chief Executive the Officer – Schiller kommentierte daraufhin: „Yes, this developer’s apps have been removed from the App Store and their ratings no longer appear either„.
Über die Verhältnismäßigkeit in diesem Beispiel lässt sich kaum streiten. Genauso wenig wie über den ‚iPhone Privacy-Talk‘ von Nicolas Seriot, der (theoretische) Angriffsflächen zum Abschnorcheln von persönlichen Informationen der mobilen Geräte in diesen Bericht (PDF-Link) aufzeigt. (Danke, André!)
Augenscheinlich kritisch wird es mit Beispielen von App Store-Entfernungen, die nicht das (Bewertungs-)System in ihren technischen oder sozial anwendbaren Grundmauern erschüttern, sondern auf Moralvorstellungen des angestellten ‚Schalter-und-Verwalter‘ in der App Store-Genehmigungsabteilung zurückfallen. Wie im Beispiel der Anwendung des Stern-Magazins, die (anscheinend) mit zuviel nackter Brustdarstellung einen kurzfristigen Abgang machte.
Mit zuviel Kontrolle und einem intransparenten Genehmigungsprozess könnte Apple dann doch ‚Game Changer‘ spielen. Jedoch nicht unbedingt zum Positiven.