Wörterbuch-Anwendung nur für Jugendliche ab 17 Jahren
Jeden Tag eine neue App Store-Ablehnung. Heute: ein böses Wörterbuch!
Seit dem 13. Mai versuchte Matchstick Software sein amerikanisches Ninjawords Dictionary (1.59 €; App Store-Link) in den App Store als iPhone-Anwendung einzureichen.
Die ‚Leidensgeschichte‘ startet damit, das die erste Version zwar unter (der damals aktuellen) Firmware 2.2.1 funktionierte, jedoch mit der Entwickler-Beta 3.0 abstürzte. Fünf Tage zuvor hatte Apple seinen iPhone-Entwicklern mitgeteilt, dass ab sofort alle eingereichten Anwendungen 3.0 kompatibel sein müssen. Ninjawords Dictionary ist damit (für mich) der erste dokumentierter Fall über eine Ablehnung aufgrund dieses vorgelagerten Kompatiblität-Checks.
Die Entwickler handelten unverzüglich und reichten ein Update nach, hörten jedoch bis zum 30. Mai nichts mehr. Dann flatterte die Absage ins Haus, dass ihr Wörterbuch nach Sektion 3.3.12 der SDK-Vereinbarung ‚anstößige Inhalte‘ enthalten soll.
Die Ablehnung ist ähnlich gelagert wie die des eBook-Readers Eucaluptus. Das digitale Buch gewährt mit ‚Zugriff auf das Internet‘ einen Blick auf rechtefreie (aber anscheinend obszöne) Kamasutra-Geschichten, die aus dem Jahr 250 Jahre nach Christus stammen.
Ninjawords enthält zwar keinen Webbrowser, beinhaltet jedoch alltäglich benutzte Wörter! Matchstick wurden Screenshots von (Achtung!) Buchstabenfolgen wie ‚fuck‘ oder ’shit‘ vorgelegt, nach denen im Genehmigungsprozess explizit gesucht worden ist. Das ist spannend, da die Entwickler vorab sicherstellten, das vulgäre Wörter – beispielsweise nach einer Eingabe von ‚fuc‘, nicht automatisch vorgeschlagen werden.
Nachdem das (ganz ordinäre) Wörterbuch auch in gedruckter Form bei allen Buchhändlern im Regal steht, musste es abermals mit einer Ablehnung kämpfen, da die angegebene Alterseinstufung zu niedrig ausfiel. Seit dem 13. Juli – zwei Monate nach dem ersten Versuch die Anwendung einzureichen – steht Ninjawords nun im App Store.
Der Konsum ist natürlich nur für Jugendliche ab 17 Jahren zugelassen. Klar.
via Daring Fireball
Manchmal habe ich Mitleid für die Apple-Angestellten, die sich beispielsweise mit Massen-Genehmigungen wie von Khalid Shaikh rumschlagen müssen. Wer innerhalb weniger Monate bis zu 1.000 Anwendungen, mit offensichtlich urheber-geschütztem Material einreicht, muss ohne Geschrei rausgeworfen werden können. Eigentlich schon viel früher.
Wenn jedoch eine Wörterbuch-Anwendung (!) von einem Entwickler daherkommt, der sein erstes Programm im App Store feilbieten möchte, muss Zeit, Fähigkeit und andere Ressourcen vorhanden sein, dies schnell und kompetent abzuwickeln.
Bei annähernd 70.000 Anwendungen ist das kein leichter Auftrag. Der oben geschilderte Fall ist quantitativ gesehen sicherlich auch als Ausnahme zu bezeichnen, die Regelmäßigkeit der haarsträubenden Ablehnungen beängstigt jedoch.