Cydia-Store und Apple’s Anti-Jailbreak-Begründung

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Nach knapp fünf Monaten zieht der inoffizielle Jailbreak-Store über Cydia erstmals Bilanz: Jay Freeman, Programmierer und waltendes Organ hinter dem populären Paketmanager, verkündet insgesamt 53.000 Verkäufe mit einem Umsatz von 210.000 US-Dollar.

Die Zahlen mögen im ersten Moment vielversprechend klingen. Grob überschlagen macht der Cydia-Store mit seiner überschaubaren Liste an Programmen damit seit dem 07. März rund 1300 Dollar Umsatz am Tag. Entgegen der überlegenden App Store-Konkurrenz, bei der durchschnittlich jeder iPhone-Besitzer innerhalb des letzten Jahres 33 Anwendungen heruntergeladen hat, relativieren sich die Erfolge des Cydia-Shops allerdings.

Freeman schaute für die Modmyi-Community außerdem in seine Server-Statstiken: Rund 1.5 Millionen einzelne iPhones sollen dabei in der vergangenen Woche einen Cydia-Ping abgegeben haben. Im letzten Monat waren es insgesamt drei Millionen.

Mit Spannung darf auch hier die Monopolstellung der Cydia-Verkaufsplattform betrachtet werden. Freeman – aka Saurik – zahlt nur einen variablen Prozentsatz der Umsätze an die App Store-Konkurrenzentwickler. Modmyi sprach mit Daniel Peebles – aka Pumpkin -, der sich vor drei Tagen mit seinem YouTube-Tweak in die Schlagzeilen spielte. Das Dev-Team-Mitglied veröffentlichte für $2 eine Anwendung, die YourTube heißt und bewegte Bilder des beliebten Videoportals lokale auf das iPhone laden kann.

Mit 1800 Downloads generierte YourTube $3600 in drei Tagen, von denen $2500 (nach Steuern) ausgezahlt wurden. Mit 30-Prozent ‚Transfergebühr‘, entspricht dies genau der 70/30 Quote des App Stores, die Apple seinen Entwicklern anbietet.

via modmyi

Zwischenzeitlich, und das ergänzt die angestoßene Diskussion merklich, legt Apple seine Argumente gegen einen Jailbreak weiter dar. Die Electronic Frontier Foundation, eine amerikanische Bürgerrechtsorganisation im digitalen Zeitalter, forderte bereits seit August 2008 die ‚Legalisierung‘ des Jailbreaks. Apple reagierte darauf im Februar 2009 und heimste sich ordentliche Negativ-Schlagzeilen ein. Aus dem mehrseitigen Juristen-BlaBla blieb in den Medien ‚Apple sagt der Jailbreak ist illegal‘ hängen.

Seit Gestern findet sich die zweite Stellungnahme gegenüber dem Library of Congress Online. Diese behandelt das Thema ‚Fair Use‘, die Modifikation der Baseband und Urheberrechtsfragen. Das 45-seitige (PDF-)Dokument besteht aus 16 Seiten Begründung und 29-Seiten Anhang.

Die von Apple angegebene Liste, der durch einen Jailbreak möglichen Fehlfunktionen, ist beschwerlich lang: Crashes & instability, Malfunctioning & safety, Invasion of privacy, Exposing children to age-inappropriate content, Viruses & malware, Inability to update software, Cellular network impact, Piracy of developers’ applications, Instability of developers’ applications, etc..

Doch das feinstes Juristengewäsch sollte eigentlich nicht verwundern: Will Apple den Jailbreak zukünftig nicht als Digital Millennium Copyright Act-Ausnahmeregelung verzeichnet sehen, muss hochtrabend argumentiert werden. Ob sich das amerikanische Gesetz davon beeindrucken lässt, erfahren wir (vielleicht) im Herbst.

via wired.com