Skype und das VoIP-Dilemma
Manchmal bedauere ich es, dass große Mobilfunk-Konzerne so schmerzfrei mit ihrer Außendarstellung umgehen. Durch eine unsägliche Preispolitik, mindere Service-Qualität und unnötigen Angebots-Paketen haben sich innerhalb der letzten Jahre ausnahmslos alle deutschen Telefonie- und Internet-Provider einen schlechten Ruf erwirtschaftet.
Wenn man jedoch kommunikativ am gesellschaftlichen Leben teilnehmen möchte, muss man zwangsläufig zwischen Pest oder Cholera am vogelwildem Treiben der Mobilfunkanbieter teilnehmen. Frischen Wind bringt in diesen Dauersturm der VoIP-Client Skype, welcher mit der Veröffentlichung einer nativen iPhone-Applikation in der letzten Woche international Aufmerksamkeit erhaschte.
Innerhalb von zwei Tagen verzeichnete das Programm schätzungsweise eine Millionen kostenloser Downloads – sechs erfolgreiche App Store-Klicks pro Sekunde.
Die Veröffentlichung war jedoch getragen auf einer Welle der Empörung. Die deutsche Presseabteilung von T-Mobile verkündete im gleichen Atemzug, das VoIP-Programme nicht ihre Mobilfunkleitungen passieren dürfen.*
Im Telekom-WiFi von Zuhause darf zwar telefoniert werden, unterwegs benutzen wir aber bitte die geschenkten Vertrags-Freiminuten. Sollten diese aufgebraucht sein, beträgt der Minutenpreis je nach Tarif 0.29 € in einer 60/1 Taktung.
Im Skype-Weblog äußerte sich ein Berater der Ebay-Tochter empört, schreit öffentlich Wettbewerbsverzerrung und vermutete zuerst gar einen April-Scherz.
Is Deutsche Telekom playing an April’s Fool joke at the expense of Skype users in Germany?
This is a real shame: many other operators around the world know very well that people want to use innovative Internet applications, like Skype, and that’s the reason they pay their ISP to access the Internet in the first place. On top of that, there is no technical justification for this arbitrary blocking of Skype, and it represents a barrier to online business put in place by a private company just because they can, because they control access to the Internet.
via share.skype.com
Bestehende Vertagsklauseln hin-oder-her: Die Mobilfunkbranche steckt in einer mit der Medienindustrie vergleichbaren Krise. Es wird sich mit Bangen an uralte Vertriebswege geklammert und die unaufhaltsame Lawine der Weiterentwicklung übersehen. Obwohl man selbst bereits große Teile seiner Telefongespräche über die Internetleitungen zugunsten von Kostenersparnissen versendet, soll der Kunde doch bitte weiterhin seinen Standardpreis abdrücken. Vielfalt unerwünscht.
Ich verstehe, dass alteingesessene Firmen ihren Markt schützen wollen und müssen.
Skype ist ebenfalls eine Firma, die am Muttertropf hängt und darauf angewiesen ist Geld zu verdienen. Das, was sie in ihrem Weblog-Beitrag als ‚open network‘ bezeichnen, widerspricht (noch) komplett dem aktuell verwendeten Protokoll.
Trotzdem bleibt der Wunsch sich aussuchen zu können, wem ich mein Geld gebe. Und das wäre in diesem Fall nicht die Firma, die ihre Kunden mit einem Papierstapel von Kleingedrucktem bedroht.