Cleverer Autofahren mit dem Automatic Link (+ Video)
Der Automatic Link ist das Fuelband1 für dein Auto. Es sammelt Fahrzeugdaten über den On-Board-Diagnose-Anschluss des PKWs und schickt diese per Bluetooth ans iPhone. Das System ist derzeit ausschließlich in Nordamerika erhältlich und verbietet die Registrierung von europäischen Fahrzeugnummern. Ich hatte jedoch die Möglichkeit mit meinem eigenen Auto ein paar Monate den Automatic Link hier in Finnland zu testen und jetzt ein paar Eindrücke aufzuschreiben.
Fangen wir mal mit zwei Grundlagen an, die auch ich im Vorfeld nicht wusste (weil sie mich nie interessiert haben): Der Fahrzeugdiagnoseanschluss, diese wuchtige 16-polige Buchse, ist in Europa seit über einem Jahrzehnt eine Pflicht-Schnittstelle. Wer sich in seinem Fahrzeuginnenraum ein bisschen umschaut, wird sie dort finden.
Grundlage Nummer 2: Der Automatic Link ist nicht der erste Diagnose-Dongle für diesen Anschluss. Auf Amazon und im App Store finden sich mit dem Suchbegriff ‚OBD‘ unzählige Stecker, beziehungsweise kompatible Software. Allen diesen Kandidaten ist jedoch gemein, dass die Apps ganz grausam aussehen. Für mich ist das bereits Grund genug für Desinteresse.
In einer ganz anderen Liga spielt der Automatic Link. Er versucht das, was Tony Fadells Nest für Temperatursensoren geschafft hat. Bereits das Setup, bei dem der Stecker eingesetzt wird und das iPhone als Barcode-Scanner die Fahrzeugnummer abfotografiert (falls diese nicht ohnehin automatisch erkannt wird), ist ein Beispiel für vorbildhafte Benutzerführung. Schon die Ästhetik der App macht Lust darauf mehr Daten aus seinem Auto zu ziehen.
Im großen Stil kommt es dazu jedoch nicht. Der Link macht, was er verspricht, bleibt aber sehr limitiert. Den größten Datensatz, den der Dongle über Bluetooth 4 aufs iPhone schickt, ist die Fahrzeit und Fahrstrecke. Die App lässt euch diese ansprechend aufbereiteten Daten nicht direkt exportieren, erlaubt aber eine Einbindung über IFTTT. So wandern eure Ausflüge beispielsweise in eine Google-Tabelle oder zu Microsoft OneNote.
Der IFTTT-Channel von Automatic zeigt aber auch sonst ein paar clevere Automatisierungen. Per Textnachricht kann man sich so beispielsweise benachrichtigen lassen wo man geparkt hat. Die App selbst hält diese Standortinformation natürlich auch vor. Praktisch ist das jedoch manchmal wenn man den Wagen zu zweit nutzt.
Das US-Startup verkauft als großes Feature die Preisersparnis durch vorausschauendes Fahren (keine starken Beschleunigungen, Einhalten von Geschwindigkeitslimits und kein abruptes Abbremsen). Der Dongle quäkt bei entsprechenden Verstößen mit Signaltönen. Das Konzept ist gut, die Umsetzung relativiert aber die Bemühungen. Der Automatic Link warnt nur bei einer generellen Höchstgeschwindigkeit und betrachtet nicht die individuellen Geschwindigkeitsvorgaben pro Straße.
Automatic can’t tell when another driver cuts in front of you as you approach a light, forcing you to apply your brakes to avoid a collision. It beeps not knowing you just avoided an accident. It can’t account for drivers generally being jerks tailgating you, or the need to speed up to make a pass on the highway. It can’t account for situations where highway speeds are legitimately above 70 mph. It’s running blind.
Cody Fink | MacStories
Und auch die Benzinpreise sind nur allgemeine Durchschnittswerte. Es lässt sich beispielsweise nicht korrigieren für welchen Betrag ich tatsächlich getankt habe, so dass die App sich als Fahrtenbuch benutzen ließe.
Das Potenzial wäre jedoch da – zumindest hierzulande. Seit letztem Herbst gibt es eine Verordnung mit der Tankstellen in Echtzeit ihre Benzinpreise melden müssen, damit Nutzer sie transparent von ihren Smartphones abfragen können.
Es sei (noch einmal) ausdrücklich betont, dass alle Features, die ich nicht ausprobieren konnte, dem Umstand geschuldet sind, das Automatik Link noch nicht außerhalb von Nordamerika funktioniert. Wer sich den Hardware-Dongle importiert, und kein Fahrzeug mit amerikanischer VIN-Nummer in der Garage stehen hat, kommt über die notwendige Registrierung nicht hinaus.
Aber das Konzept ist im Auge zu behalten. Nicht nur für ältere Fahrzeuge ohne Fancy-Pancy-Bordcomputer, sondern weil es ein separates System ist, das man beispielsweise mit IFTTT automatisieren kann. Und die Visualisierung der Benzinpreise, die ich pro Fahrt zahle, führen mir deutlich vor Augen was mich Autofahren kostet.
- Oder sollte ich besser das Jawbone Up als Beispiel anführen? Der Hersteller des Sportarmbands kooperiert seit letzter Woche mit Automatic indem es die zurückgelegten Strecken mit dem Auto im Fitness-Profil festhält. ↩
* Alle selbstproduzierten Videos gibt es auch als iTunes-Podcast. Wer die Zeit findet dort zwei nette Worte (oder eine Handvoll Sternchen) zu hinterlassen, hat seine gute Tat für heute bereits getan.