Angelesen mit: Marvin
Readmill verabschiedete sich Freitag. Eine alternative Lese-Software für DRM-freie E-Books im ePub-Format nennt sich Marvin (2.69 €; universal; App-Store-Link).
Der Umstieg bot sich an, weil Marvin einen direkten Import aus dem von Dropbox übernommenen Readmill bereitstellt. Wer seine Login-Daten parat im Anschlag hält, hat in wenigen Minuten seine Bücher von den Readmill-Servern in die neue App geschoben. Wem Highlights, Anmerkungen und Lesepositionen wichtig sind, schaut präziser auf den angebotenen Daten-Export vom Dienst, den man am 01. Juli einstampft. Der Marvin-Import nimmt diese Metadaten nämlich nicht mit. Ein Transfer-Anfang ist damit trotzdem begründet (und lässt sich über eine Lite-Version (App-Store-Link) mit begrenzter Bücheranzahl sogar ausprobieren).
Des Weiteren durchsucht Marvin eure Dropbox nach elektronischen Textdokumenten oder zieht das plattformübergreifende calibre zum Sync heran. Mit der richtigen Plugin–Installation braucht es zum Buchaustausch nicht einmal das Sync-Kabel, sondern nur ein gemeinsames WiFi.
Leider orientiert sich die iPhone- und iPad-Software, die seit Herbst in Version 2 vorliegt, ein bisschen zu sehr an der freien Software-Suite calibre und seinen einhunderttausend Einstellungsmöglichkeiten. Ich erwarte, das mir eine Lese-App Fragen zur Silbentrennung, Schriftart und Farbgestaltung abnimmt. Einfach nur jede Feinjustierung anzubieten, ist keine Design-Entscheidung. Zugegeben: Die tiefgreifenden Optionen sind ausreichend gut versteckt und die Standard-Einstellungen okay-ish.
Stimmt die Formatierung, erkennt Marvin die Seitenanzahl bis zum nächsten Kapitel, speichert den Abgleich von Lesepositionen über Dropbox und führt Statistik wie weit man bereits in einem Buch geschmökert hat. Die ‚Deep View‘ verspricht eine Analyse von häufig genannten Personen. Im Grunde ist das jedoch nur eine automatische Suche, die Textstellen mit den entsprechenden Nennungen aus einem Kapitel zieht. Ich untertreibe, eine ausgewachsene X-Ray-Funktion, so wie es Amazon für seine Kindle-Bücher anbietet, darf man hier aber nicht erwarten. Trotzdem lassen sich Webbeiträge zum Buch und Autor, meist von Wikipedia, reinholen.
Marvin merkt sich einmal nachgeschlagene Vokabeln sowie Hervorhebungen und Lesezeichen, die sich allesamt auch wieder exportieren lassen. Ob man sich die umfangreiche Liste aus Suchkürzeln und das Arsenal aus Wischgesten merkt, sei angezweifelt. Es ist zumindest vorhanden. Genau wie die umfangreichen Möglichkeiten, Textstellen weiterzureichen („Markdown Blockquotes, from Marvin to Day One“).
Zum positiven Image der App von Kristian Guillaumier trägt seine hohe Aktivität im MobileRead-Forum, die Kommunikation über seinen Twitter-Kanal und die zahlreichen Updates für Marvin bei.