Unsere ewige Hassliebe geht in eine neue Season: HBO Nordic
HBO Nordic oder die Geschichte wie ich sofort für TV Serien bezahlte und das neue Digital-Abo dann noch schneller wieder stornierte.
Das Angebot klingt reizvoll: 10 Euro für die monatliche HBO-Flatrate. Klangvolle Serien-Namen wie Band of Brothers, 30 Rock, Boardwalk Empire, Girls, Flight of the Conchords, Game of Thrones, The Newsroom, Six Feed Under, The Sopranos oder The Wire laden ein. Alle Staffeln, alle Episoden, alle in Originalfassung nur wenige Stunden nach der US-Erstausstrahlung als Videostream auf dem eigenen iPhone oder iPad – werbefrei.
Diesen Luxus genießen nicht einmal die Amerikaner. Das HBO-Verzeichnis ist in Übersee ausschließlich an einen teuren Kabelvertrag gebunden. Die US-App HBO Go ist kein alleinstehendes Angebot sondern lediglich im unattraktiven Paket zu kaufen. In der Testregion Skandinavien, die HBO Nordic nun erstmals außerhalb der USA besetzt, versucht der TV-Anbieter ein neues Vertriebsmodell.
„HBO Nordic is the first service in the Nordic countries to combine day-and-date delivery and streaming of the latest episodes of an HBO original series subtitled in the local language, with all past seasons. This service will be available on any internet connected device“, says Hervé Payan.
Ich hatte meine E-Mail-Adresse nach der ersten Ankündigung als Interessent hinterlegt und erhielt den Einladungscode Mitte Dezember. Kein cleveres Timing: Die spezielle iOS-App für die nordische Region (kostenlos; App-Store-Link) stand noch nicht im App Store.
Trotzdem überlegte ich keine Minute und übergab meine Kreditkarten-Infos für das 12-Monats-Abo umgehend*. Fairer Preis, schnelle Erstausstrahlung: Was soll jetzt noch schiefgehen?
Kurze Antwort: die eigenen Lizenzrechte. Mit maximal fünf autorisierten Geräten, die sich für die Wiedergabe der Shows registrieren lassen, kann ich leben. Klar, nur jeweils ein Gerät kann zur gleichen Zeit auf die Inhalte zugreifen. Geschenkt.
Dagegen unerträglich: Der gemietete Video-Content lässt sich ausschließlich auf dem iPhone (oder iPad) abspielen. HBO untersagt das drahtlose (AirPlay) und kabelgebundene (AV-Adapter) Abspielen der Videos auf dem großen Fernseher**.
Erwartet HBO ernsthaft, dass ich mich mit der Freundin und der Familie vor den kleinen iPad-Bildschirm quetsche? Nicht wirklich. Die Wiedergabe im Flash-Browser oder über die Smart-TV-App lasse ich als Alternative jedoch nicht gelten. Ich bin zu alt dafür Computer an meinen Fernseher anzuschließen und Browser-Fenster für jede Episode neu zu verschieben. Und klar, meinem ‚Smart-TV‚ von Samsung aus dem Jahr 2010 fehlt die notwendige HBO-App.
Wie man es auch dreht und wendet: Bezahlte Mietfilme nicht auf den TV zu bringen, ist ein No-Go. HBO verkauft Fernsehen, das man nicht auf einen Fernseher bekommt.
Trotz gutem Ansatz ist den Verantwortlichen scheinbar noch immer nicht bewusst, mit wem man hier konkurriert. Im Jahr 2012 war Game of Thrones, eine der derzeit populärsten Serien, die am häufigsten kopierte TV-Show. Potenziell zieht man mit dem ‚Eis-und-Feuer‘-Epos mehr als vier Millionen Download-Zuschauer an. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass die Folgen in hochauflösendem HD über den BitTorrent-Regenbogen tanzen und keinerlei Einschränkungen auf bestimmte Abspielgeräte mitbringen.
With 4,280,000 downloads for a single episode, Game of Thrones has the honor of becoming the most pirated TV-show of 2012.
Kein unbezahlter Download wird verhindert indem man zahlenden Abonnenten ihre Lieblingsserie auf dem eigenen Fernseher verbietet. Gestraft ist, wie üblich, nur der Kunde, der seine Geldbörse öffnet. Wer kauft, unterstützt diesen Nonsens. Wer nicht zahlt und nicht kopiert, wohnt dem dritten Staffelstart von Game of Thrones Ende März 2013 nicht bei. Es bleibt beim üblichen Fazit: Der Kunde ist auch diesmal nicht König.
P.S.: Ich hätte euch gerne mehr eigene Screenshots der App gezeigt, schreibe diese Zeilen jedoch gerade aus den USA. HBO Nordic besitzt natürlich eine fiese Geo-Sperre mit der ich auf meinen Account von hier aus nicht zugreifen darf.
* Bis Ende Januar gilt ein Testmonat; der Vertrag lässt sich danach alle 90 Tage kündigen.
** Pay-TV-Sender Sky macht in Deutschland einen ähnlichen Unsinn.