Apples Dilemma mit seiner Vermessung der Welt
Apple erlebt mit ‚Maps‚ einen neuen „You’re holding it wrong„-Moment. Als “the most beautiful, powerful mapping service ever” vorgestellt, heißt es jetzt (nur noch): „The more people use Maps, the better it will get„.
Jean-Louis Gassée bringt die hochgeschraubten Erwartungen auf den Punkt:
The demo was flawless, 2D and 3D maps, turn-by-turn navigation, spectacular flyovers…but not a word from the stage about the app’s limitations, no self-deprecating wink, no admission that iOS Maps is an infant that needs to learn to crawl before walking, running, and ultimately lapping the frontrunner, Google Maps.
Typisch Apple.
Niemand fühlte sich zum Start von Siri ‚im Stich gelassen‚. Eine vergleichbare Software existierte nicht. Mit Google Maps ist das anders. Apples Karten ersetzen die weltweit größte Sammlung an Navigationsinfos. Apple stellt sich mit iOS 6 nicht als Mitbewerber auf sondern nimmt die Position des Platzhirschen direkt ein.
Oft vergessen: Apple selbst hat mit der iOS-Software im Jahr 2007 das Google-Angebot erst so ansprechend verpackt, dass es sich nach fünf Jahren zum De-facto-Standard entwickelte. Die iPhone-Software definierte, wie wir heute Karten denken.
Apples neue ‚Maps‘ verfeinern genau dieses gegossene Fundament, vermissen jedoch diverse Datensätze, die Genauigkeit vorhandener Einträge und stolpert über den Suchalgorithmus. Jeder kann diese Mängel nachvollziehen, egal wie gut oder schlecht iOS-6-Maps nach persönlichem Anspruch funktioniert.
Apple entschied sich für eine Kartenanwendung, die sich selbst verbessert, so wie es Google für seinen Datenpool tut. Jede Suchanfrage, jeder angesprungene Ortspunkt und jede verschickte Route sammelt Mountain View akribisch ein. Millionen von Nutzeranfragen verbessern täglich die Datentabellen – seit Jahren.
Selbst vor dem Hintergrund von Apples Kartendilemma ist es daher legitim zu diskutieren, ob Google Maps die iOS-Interaktionen irgendwann vermissen. Ich bin mir sicher: Android gleicht den langsameren Datenstrom wieder aus. Trotzdem fehlen über 400 Millionen iOS-Geräte, die ihre Routeninfos jetzt in die Datentanks von Cupertino pumpen. In den nächsten sechs bis zwölf Monaten sollte sich Apple Maps radikal verbessern. Wenn dem nicht so ist, darf man sich Sorgen machen.
Apple’s move away from Google’s maps isn’t about screwing users to make a corporate political point; it’s about trying to give iOS users a better maps experience in the long run.
Apple hatte jeden Grund, Google Maps abzuschießen, obwohl die Hintergründe dafür ungeklärt bleiben. Sicher ist: Selbst wenn Googles Kartenmaterial über den App Store zurückkehrt, sind es Apples Landkarten, die mit Heimvorteil spielen. Apple wechselt sein Maps nicht mehr aus, weil nur darüber Fortschritt erreichbar ist.
Genau diese Vorteile zeigt Apple zum Start seiner Kartenanwendung jedoch nicht, was neben der vollkommen unkritischen Präsentation das eigentliche Dilemma ausmacht.