$1,049,343,540
1,049,343,540 US-Dollar sind im Patentstreit zwischen Samsung und Apple nicht viel Geld. Apple verdiente allein im letzten Quartal 8.8 Milliarden. Für Samsung entspricht der Strafbetrag 0.7-Prozent vom (globalen) Umsatz des Geschäftsjahres 2011*. Um’s Geld ging es im US-Patentstreit, den der südkoreanische Konzern letzte Nacht in San Jose haushoch verlor, ohnehin nie.
Tim Cook sagte es anschließend selbst:
For us this lawsuit has always been about something much more important than patents or money. It’s about values.
Eine mögliche Interpretation dieser „Werte“:
Apple won the PR as the innovator and Samsung will always be seen as the copier.
Bei einer derartig heftigen Klatsche (die Geschworenen stimmten einvernehmlich über 773 Fragen in nur zwei Tagen zugunsten fast aller Forderungen aus Cupertino ab), sind andere Urteilsauslegungen unnötig. Apples größter Gewinn ist ohne Zweifel die Anerkennung seiner Patente.
Gestritten werden darf dagegen über die Bewertung der Gerichtsentscheidung und seine Konsequenzen für die Zukunft. Hier gilt: Während der Weltmeisterschaft ist jeder Fußballtrainer; vor Gericht spielt jeder Anwalt.
[…] in recent years, I have become even less a fan of Apple. It is now the uber-bully of the technology industry, and is using its surging authority – and vast amounts of cash – in ways that are designed to lock down our future computing and communications in the newest frontier of smart phones and tablets.
Der Kommentar von Dan Gillmor ist exemplarisch für Kritik am bestehenden Patentsystem. Die weltverbessernde Einstellung gefällt, hat mit der Realität jedoch wenig zu tun. Das Geschworenengericht hatte nicht die Aufgabe, das bestehende US-Recht in Zweifel zu ziehen und Prognosen über ‚Design-Monopole‚ zu berücksichtigen. Es stand zur Frage, ob Samsung absichtlich Apple-Patente, egal wie sinnig oder unsinnig diese in der persönlichen Bewertung ausfallen, verletzt hat. Diese Frage wurde unmissverständlich beantwortet.
Windows Phone is looking gooooood right now.
— Bill Cox (@billcox) August 24, 2012
Nichtsdestotrotz: Das Patentsystem bleibt ein Problem. Deshalb arbeitet man drumherum: Kreuzlizenzierungen, so wie Apple diese Samsung im Jahr 2010 anbot, gehören zum Tagesgeschäft. Microsoft und Apple pflegen ein solches Miteinander. Apple zahlt Nokia Milliarden für patentierte Technologien. Samsung entrichtet Lizenzgebühren an Microsoft, drückte sich bislang jedoch darum, seine von Apple inspirierten ‚Tweaks‘ am Google-OS zu bezahlen.
Der Prozess hat gezeigt: Google war Samsung keine Hilfe. Die Motorola-Übernahme aus dem vergangenen Jahr ist ein Verlustgeschäft; das eingekaufte Patentportfolio war bislang noch kein einziges Mal nützlich.
With many Android users already paying a license fee to Microsoft, and now needing to pay an additional fee to Apple, Google’s free operating system isn’t as free as it used to be.
Samsungs ‚Kopier-Kriegskünste‘ führten in nur wenigen Jahren zu einer Vormachtstellung der Südkoreaner im Smartphonemarkt. Samsung ist Googles bedeutendster Android-Partner. Apple attackiert Android weiterhin nicht direkt sondern konzentriert sich auf Hardware-Buden, die Googles OS nutzen. Über ein US-Verkaufsverbot für die beanstandeten Samsung-Geräte wird Mitte September entschieden.
Ob Samsung dann wohl stärker über Windows Phone nachdenkt und seine Einnahmen aus dem Zulieferergeschäft, beispielsweise mit iPhone-Bauteilen, berücksichtigt?
- Wie in den Kommentaren richtig angemerkt: Eine Gegenüberstellung mit Samsungs Gewinn in 2011 ist sinnvoll. (Danke, Sebastian!)