‚Maps‘: Apple pflastert eigene Straßen
A year from now the in-car GPS landscape is likely to be a very different place.
Der eigene iOS-Kartendienst ist für Apple ein Befreiungsschlag. Seit Jahren stockt die Weiterentwicklung durch erfolglose Kooperationsgespräche mit Google. ‚Maps‘ für Android entwickelte sich in der Zwischenzeit nicht nur zu einer grandiosen App sondern zu einem handfesten Kaufgrund für das OS. Seit Montag ist der Zweikampf offiziell eröffnet: Kunden aus beiden Lagern freuen sich über das anstehende Wettrüsten dieses essentiellen Mobilfunk-Features.
Doch der Weg ist lang: Seine Erwartungen sollte man speziell zum iOS-6-Start im Herbst realistisch halten. Das bedeutet: Bye-Bye Street View, eine unvollständige Kartenabdeckung und mit Sicherheit ein löchriges Branchenverzeichnis (Stichwort: Yelp in Deutschland). Ob Apple genügend Partnerschaften geschlossen hat, um auch international anzurollen, bleibt eine Überraschung. Wie viele Daten nämlich in der jetzigen Beta schon freigeschaltet sind, weiß nur Apple. Den (bestätigten) TomTom-Schulterschluss würde ich noch nicht überbewerten.
Verabschieden dürfen sich nun jedoch endgültig dedizierte Navigationssysteme, die man sich in der Vergangenheit für kleines Geld unter die Windschutzscheibe klebte, durch jährliche Karten-Updates dann aber trotzdem teuer bezahlte. Insgesamt ein überfälliger Generationswechsel. Der Aktienkurs von Navigationsgröße Garmin knickte nach Apples Keynote kurzfristig um 10-Prozent ein. Auch Navigon und Co. sollten sich schleunigst nach Alternativen für ihre (gewinnträchtigen) Einnahmen aus dem App-Verkauf umsehen. Gibt es eventuell POI-Datenbanken zu lizenzieren? Tipp: Apple braucht genau solche Verzeichnisse.
Die Autoindustrie krempelt Cupertino allerdings nicht so schnell um. Die Gespräche über eine Siri-Integration, an der sich einige Automobilhersteller innerhalb der nächsten zwölf Monate interessiert zeigen, wird im positivsten Fall wohl genau darauf beschränkt bleiben. Klar, Siri leitet die ‚Turn-by-Turn‘-Navigation, darf aber nicht auf einen Premiumplatz in der Armatur hoffen. BMW, Mercedes und Co. lassen sich dieses lukrative Geschäft nicht wegschnappen. Immerhin hat man sich daran gewöhnt, Unsummen für Handy-Halteschalen und CD-Wechsler zu verlangen, anstatt einen simplen Dock-Anschluss ins Angebot aufzunehmen.
A spokesman for BMW tells Wired that, “Both from a usability and aesthetic standpoint, a built-in system can be more desirable,” but admits that the rapid rate at which smartphones evolve can quickly outstrip OEM-supplied features.
Spannend wird’s, wenn Apple seine App-Store-Vorteile ausspielt und spezifische Programme – Wanderwege, U-Bahn-Pläne oder Stadtrundgänge – in die offizielle Kartenanwendung integriert beziehungsweise dort bewirbt. Das Potenzial von diesen „Transit apps“ klingt nicht nach einem einfachen ‚Add-on‘ sondern einem potenziellen Herzstück von Apples ‚Maps‘, auch wenn es dafür derzeit noch nicht ein einziges Beispiel gibt.