Das Logitech Ultrathin Keyboard Cover fürs iPad (+ Video)
Beziehungsstatus: „Es ist kompliziert„. iOS steht der Hardware-Tastatur ähnlich skeptisch wie dem Stylus gegenüber. Der Display-Stift war allerdings nie so tief im Muskelgedächtnis verankert wie das Keyboard; nie so gegenwärtig und dauerhaft unter unserer Nase.
Die Palm-Pilot-Generation ist tot, keine Frage. Versenkbare Plastik-Buchstaben nutzen wir weiterhin – täglich und ohne Abneigung. Trotzdem führt das Tastatur-Thema nicht selten zu epischen Streitereien, die fast religiös diskutiert werden. (Noch) scheint der Graben zwischen Hardware- und Software-Tasten unüberwindbar.
Wie’s auf keinen Fall geht, zeigten Netbooks. Die alten Klick-Klack-Schalter waren der Anfang vom Ende dieser geschrumpften Laptops. Kunden wollten zwar kleinere Geräte, konnten aber auf schmerzende Fingerverrenkungen verzichten. „They aren’t better at anything“ sagte Jobs im Jahr 2010 und sollte damit Recht behalten. Dem rasanten Aufstieg folgte ein schneller Absturz. MacBook Airs Ultrabooks nennt sich jetzt diese Produktkategorie.
Die lange Einleitung in diesen Testlauf ist dem beschriebenen Kompromiss geschuldet, mit dem auch Logitechs Ultrathin iPad-Bluetooth-Keyboard (99 Euro; Affiliate-Link) kämpft: sehr ‚portable‘ aber nicht ‚full-size‘. Vier Zentimeter fehlen der Tastaturschale gegenüber Apples drahtlosem Alu-Brett (Affiliate-Link). Das klingt nicht viel, erfordert aber trotzdem eine Umgewöhnung der eingeschliffenen Fingerbewegungen.
Nach den ersten vier Tagen, in denen ich diese Tastatur nun konstant verwendet habe und unter anderem auch diese Zeilen verfasste, ist klar: Darauf kann ich schreiben! Doppelte Anschläge, Fehlgriffe zum ‚ß‘ oder zur ‚Rücktaste‘ sind in die Bewertung bereits eingerechnet.
Mit dem Design beweist Logitech Köpfchen. Die 330 Gramm schwere Plastik-Platte nutzt eine dem Smart Cover identische Magnet-Aufhängung um die flache Sandwich-Form zu erreichen. Damit bietet sie weniger (Rückseiten-)Schutz als das ZAGGfolio (genau genommen gibt es keinerlei Abschirmung), reduziert die Konstruktionsdicke jedoch erheblich.
Ein Magnet kommt selten allein: In der weißen Aussparung, in die das iPad horizontal oder vertikal eingesetzt wird, befindet sich ebenfalls eine magnetische Lasche, die zusätzlichen Halt gibt. Das funktioniert (selbstverständlich) nur wenn das iPad der zweiten oder dritten Generation sich in waagerechter Position, mit Ausrichtung des Homebuttons zur rechten Seite, nähert. Zu unterstreichen ist: Die keilförmige Rille bietet dem iPad in allen Positionen einen sehr sicheren Stand. Egal wo man auf dem Bildschirm herumfingert, nach hinten kippt Apples Tablet nicht so leicht.
Okay, nun ans Eingemachte: Die Standposition lässt sich auch zum Lesen oder Videotelefonieren verwenden. Der flachen Unterseite ist es völlig egal, ob sie auf die weiche Couch oder die harte Schreibtischplatte gestellt wird. Der Sound-Output ist trotz aufrechter Position, die den Lautsprecher verdeckt, akzeptabel. Die Noppen auf den Buchstaben ‚F‘ und ‚J‘, um seine Finger daran blind auszurichten, hätten mehr Prägedruck vertragen.
Auf der oberen Zahlenleiste liegen individuelle Funktionstasten, die direkt in die Spotlight-Suche führen, die Tastatursprache umstellen oder die Lautstärke vom Gerät verändern. Besonders gewöhnt habe ich mich an den Homebutton, der links oben, auf Position der Escape-Taste, liegt. Ein schneller Doppelklick und schon springt man über den Multitasking-Switcher in ein anderes Programm.
TL;DR
Logitechs iPad-Accessoire ist clever und kompakt konstruiert, nicht preiswert und mehr Tastatur als Case. Nach einigen tausend Anschlägen habe ich mich dabei erwischt, mit Daumen und Zeigefinger nach einem Notebook-Trackpad zu tasten. Keine schlechtes Gütesiegel für eine Tastatur, die nach einem so kurzen Testlauf bereits Schabernack mit den Muskelreflexen treibt.
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